Ohne Titel Teil31

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Ein absolut monotones, lautes, nerviges Ticken, das war das Erste, dass ich wieder bewusst wahr nahm. Als wäre direkt neben mir eine riesige Uhr, die mich in den Wahnsinn treiben wollte. Mit jedem Tick dröhnte mir der Schädel, als hätte ich einen Mords Kater. Doch auch wurde ich mit jedem Tick wieder etwas klarer, mir meines schmerzenden Körpers bewusster. Quälend langsam, wie es mir erschien, kam ich wieder zu mir.

Mein Nacken schmerzte unglaublich und etwas stimmte mit meinem rechten Fuß nicht. Er war merkwürdig dumpf und kribbelte unangenehm. Nicht auf die Weise, die ein Fuß kribbelte, der eingeschlagen war, sondern monotoner.

Die Luft um mich herum war stickig und feucht, irgendwie modrig. So wie man es in einem alten Keller erwartete. Ich war definitiv nicht mehr im Wald. Aber wo war ich dann?

Angestrengt kniff ich meine Augen fester zusammen und versuchte, vergeblich, meine Gliedmaßen zu sortieren. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich stand aufrecht, auch wenn meine Beine mich nicht tragen wollten. Meine Hände waren schmerzhaft hinter meinem Rücken zusammen gebunden, genau wie etwas meine Füße in ihrer Position zwang. Um meine Mitte lag etwas sehr eng, was mich gegen den kalten, runden Gegenstand in meinem Rücken hielt. Ich war definitiv gefesselt.

Sofort begann mein Herz zu rasen. Wo zur Hölle war ich und wie war ich hier her gekommen?

„Ach, sieh mal einer an, das Prinzesschen kommt zu sich!", drang eine höhnische Stimme an mein Ohr. Achsende Schritte kamen auf mich zu und ein heißer ekliger Atem traf auf mein Gesicht.

Hastig schüttelte ich den Kopf, das war unmöglich! Das durfte einfach nicht sein!

Die schnelle Bewegung sorgte augenblicklich dafür, dass mir der Kopf in tausend Einzelteile zerspringen wollte. Bitte, bitte, las mich falsch liegen, betete ich innerlich und kämpfte mit den Tränen.

„Na komm schon!", und schon traf mich, vermutlich eine flache Hand, mitten im Gesicht. Sofort loderte der mir nur zu gut bekannte Schmerz auf. Vor Schreck entwich mir ein Keuchen und meine Lieder begannen zu flackern. Schnell blinzelte ich gegen die unnatürliche Helligkeit an, die mich umgab.

„Geht doch!", die rauchige Stimme jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Der Umriss des Mannes, welcher zu nah vor mir stand, wurde mit jeder Sekunde deutlicher, bis ich ihn klar erkennen konnte. Sofort hatte ich das Gefühl mich heftig übergeben zu müssen, unterdrückte es aber. Auch wenn sein Atem, der nach Alkohol, Qualm und Knoblauch stank, gemischt mit dem abgestandenen Schweiß, den sein gesamter Körper aus strahlte, nicht gerade hilfreich dabei waren. Durch seinen schäbigen, dreckigen Bart hindurch grinsten mich frech die ekelhaften, Zahnreste an, welche hier und da durch einen goldenen geschmückt waren.

Ja keine Schwäche zeigen, redete ich mir zu, auch wenn zusammen zu brechen alles war, was ich jetzt wollte.

Um ihn nicht länger an sehen zu müssen, ließ ich meinen Blick über den Raum hinter ihm gleiten. Tatsächlich hing gegenüber von uns eine riesige, vergilbte Uhr. Eine von der Sorte, die gerne mal in Schulen hing und einen wirklich mit ihrem Ticken in den Wahnsinn treiben konnten. Die Wand dahinter war mit weißer Farbe gestrichen, welche hier und da schon von den feuchten Wänden bröckelte. In den Ecken waren die ersten Anzeichen von Schimmel mehr als deutlich zu erkennen und quer durch den Raum verliefen Heizungsrohre. So wie es aus sah, war ich mit massiven Seilen an eines davon fest gebunden. Die altmodischen Neon-leuchten, die von der Decke hingen, sorgten dafür, dass der Raum in ein ekelhaft helles Licht getaucht war. Links von mir lag eine massive alte Stahltüre, die wohl in den Rest des Gebäudes führte. Nirgendwo war auch nur die Spur eines Fensters zu sehen. Ein monotones Brummen lag in der Luft, was die Vermutung nahe legte, dass ich mich in einen Heizungskeller befand.

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