Manus Sicht
Schwer atmend ließ ich vom Klavier ab und begann, zu lächeln. Ich liebte es Klavier zu spielen. Es gab keine andere Methode für mich, gut aus der Realität zu fliehen und meine Gefühle frei zu lassen. Es stimmte. Das Stück, das ich spielte, seit Palle so distanziert war, drückte meine Gefühle fast perfekt aus.
Stille. Das Café war ruhig. Ich hatte das Gefühl, jeder würde mich anstarren und erwarten, dass noch irgendwas käme, doch ich wusste nicht was.
Leicht eingeschüchtert sah ich auf und blickte in viele erwartungsvolle Gesichter. Ich räusperte mich verlegen, woraufhin einige anfingen zu lachen, andere zu klatschen.
Ein Stein fiel mir vom Herzen, als die Stille endlich aus dem Weg geräumt war und jeder wieder normal mit seinem Partner redete, lachten oder noch immer klatschten."Sagen Sie", kam eine junge Frau auf mich zu, "Könnten Sie nicht noch einmal My heart will go on spielen, so wie letzte Woche?"
Lächelnd nickte ich: "Klar, gerne."
"Vielen Dank", erwiderte die Frau, gab einen fünf Euro Schein in das Glas und trat erwartungsvoll zwei Schritte zurück.
My heart will go on war eines der ersten Stücke, die ich jemals gelernt hatte. Es war eine Leichtigkeit für mich, diese Tastenkombination wusste ich im Schlaf.
Gefühlvoll legte ich meine Finger auf die Tasten und drückte sie sanft herunter. Schnell erkannte man die typische Melodie des weltweit bekannten Liedes aus einem meiner lieblings Filme.
Ohne mit dem Spielen auf zu hören, sah ich auf zu der Frau, welche Tränen in den Augen hatte. Ich lächelte sie an.
Mein Blick schweifte weiter über die Menschen in dem Café, viele hatten sich mittlerweile gesetzt und etwas bestellt, nur noch wenige standen um das Klavier herum. Ich schaute zur Seite und wollte eigentlich Mara, der Frau hinter dem Tresen zu lächeln, doch sie war nicht da.
Stattdessen fiel mein Blick auf den Tisch dahinter, an welchem ein braunhaariger junger Mann saß und wie gefesselt zu mir herüber schaute. Es war Patrick.Ich erschrak, atmete tief ein und betätigte aus Versehen die falsche Taste. Ein unschöner Ton, der nicht dazu passte, ertönte.
"Entschuldigung", flüsterte ich gerötet und ließ von Palle ab. Mein Blick verließ das Klavier kein zweites Mal. Ich versuchte mich zu konzentrieren, an das Lied und die Melodie davon zu denken, doch schaffte es nicht.
Was macht er hier?
Wieso ist er hier?
Wieso schaut er mich an?
Schaut er mich immernoch an?
Was will er von mir?
Oder ist er bloß zufällig auch gerade hier?
Wie es ihm wohl geht?
Und ob es ihm gefällt, wie ich hier Klavier spiele?Ich brachte das Stück hinter mich und schaute auf. Die Frau war zu Tränen gerührt. Sie kam um das Klavier herum und nahm mich herzlich in den Arm: "Vielen, vielen Dank! Und der kleine Fehler ist gar nicht schlimm gewesen, Es war wundervoll!", lobte sie mich.
Vorsichtig erwiderte ich ihre Umarmung und bedankte mich für die lieben Worte. Mein Blick war schon wieder bei Palle, welcher sofort wegschaute, als er sah, dass ich eine fremde Frau umarmte."Würden Sie mich entschuldigen? I-ich habe Hunger.", lächelte ich und löste mich aus der Umarmung.
Unsicher näherte ich mich Palles Tisch und stellte mich vor diesen: "Darf ich mich zu dir setzen?"
Freundlich nickte mein Gegenüber und trank von seinem Orangensaft. Ich setzte mich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches und legte meine Arme auf den Tisch. "Wieso bist du hier?", wollte ich wissen und musterte Palle. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich ihn genauer anschaute.
"Wieso denn nicht?", antwortete Palle, "Der Kuchen hier ist lecker, die Atmosphäre ist schön, es ist warm... Und außerdem wollte ich dich gerne mal wieder Klavierspielen hören. Du bist gut." Er lächelte leicht gerötet und biss von seinem Kuchen ab.
"Danke", erwiderte ich lächelnd, "Dann... Lass es dir schmecken." Gerade wollte ich aufstehen und zum Piano zurück gehen, als Palle meine Hand festhielt und zu mir aufschaute. Sein Mund war leicht geöffnet, seine Augen waren riesig. Er funkelte mich an, was ich sofort erwiderte. Seine Berührung war wunderschön, ich habe ihn so vermisst.
"Willst.. willst du... du.. willst du wirklich nach Hause gehen? In der Kälte?", fragte Palle leise stotternd.
"Eigentlich fahre ich jedes Mal Bahn, wenn ich her komme.", antwortete ich.
"Aber das kostet doch Geld. Magst du nicht lieber.. mit... mit mir mitkommen? I-ich bin mit dem Auto hier, und.. würde mich freuen, nicht alleine fahren zu müssen."
Mein Herz machte einen Sprung, es schlug schneller und höher. Ein breites Lächeln erschien auf meinen Lippen, mein Kopf nickte langsam aber bestimmt.
"Sehr gerne, Palette.", hauchte ich und blickte in seine Augen. Auch er schmückte sein ohnehin schon bildschönes Gesicht mit einem noch schöneren Lächeln: "Ich freue mich." ||Ich habe gerade eine alte Skizze gefunden, als ich die Story angefangen habe :D es ist die Skizze der Wohnung in Hamburg, wie ich sie mir vorstelle. Und das wollte ich euch nicht vorenthalten!
Es würde mich echt interessieren, was ihr davon haltet und ob eure Vorstellung ähnlich war / ist :) Besonders gerne mag ich dieses Eckfenster, das Manus Bett umschließt und seinen Kamin. Deshalb schreibe ich an diesen Orten auch relativ viele Szenen :D
Ich mache es generell immer so, dass ich am Anfang einer Geschichte, den kompletten Handlungsstrang stichpunktartig aufschreibe und mich daran halte. Wenn mir zwischen drin Ideen einfallen, die ich einbauen möchte aber noch nicht aufgeschrieben habe, füge ich es mit Sternchin * hinzu, oder merke es mir :D
Ist vielleicht mal ganz interessant, zu wissen, wie ich das mache. Viele machen es bestimmt ähnlich :)
Ich freue mich auf eure Kommentare! <3
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ich wünschte,... || Kürbistumor
FanfictionIch wünschte,... ... all das wäre niemals passiert. ... ich könnte die Zeit zurück drehen. ... ich hätte nachgedacht. ... er würde mir verzeihen. ... alles sei so wie vorher. ... ich wäre stark geblieben. ... ich könnte ihn endlich vergessen. || Ste...