37 - Schlafmütze

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Manus Sicht

Möglichst leise schlich ich durch Palles Zimmer, um in die Küche zu gelangen, ohne ihn zu wecken. Das war das einzige Problem an einer zwei Zimmer Wohnung, die Wände waren nicht dick, die ganze Wohnung war ziemlich hellhörig. Ich stellte die Kaffeemaschiene in die hinterste Ecke der Küche, damit Palle sie nicht hören würde, und machte mir einen erfrischenden Kaffee, welcher mich wirklich wecke würde. Ich hätte Palle auch einen gemacht, hätte ich gewusst, wann er aufwachen würde.
Als mein Kaffee fertig war, lehnte ich mich am Küchentresen an und trank einen kleinen Schluck.
Hatte ich gestern Abend übertrieben? Nicht wirklich, oder? Ich meine.. irgendwie musste ich das Verhältnis zwischen uns doch wieder stärken und aus der Friendzone herausholen, wenn ich mehr daraus machen wollte. War ich zu schnell? Hatte Palle den Abend deshalb abgebrochen?
Leise schlenderte ich zu Palles Zimmer und sah ihn seelenruhig in seinem Bett liegen.
Ach Quatsch. Er hatte einfach einen anstrengenden Tag, kein Wunder! Er war wirklich müde. Ich habe nichts falsch gemacht, und wenn doch, kann er ja wohl auch mit mir reden.

Ich nahm einen weiteren Schluck. Es schien wie die schwerste Aufgabe auf Erden zu sein, unsere Beziehung aus der Friendzone zu holen, doch es war mir egal, wie viel es kosten würde. Ich liebe Palle und würde alles geben, ihn wieder meinen festen Freund nennen zu dürfen. Erneut setzte ich zum Trinken an. Ich war so ein Idiot.

Als mein Kaffee leer war, brachte ich die Tasse zurück in die Küche und stellte sie in die Geschirrspülmaschiene. Leise tapste ich zurück, um in mein Zimmer zu gelangen, doch sah plötzlich, dass Palle aufgewacht war.
"Guten Morgen, du Schlafmütze", grinste Ich und blieb stehen, "Gut geschlafen?"
"Geht so", hauchte er, "Ich bin.. oft aufgewacht und.. habe... ganz komisch geträumt."
Vorsichtig näherte ich mich seinem Bett und setzte mich zu ihm auf die Bettkante: "Das ist bestimmt nur wegen dem Unfall, mach dir keine Sorgen. Was hast du denn geträumt?"
Ich legte meine Hand auf Palles Schienbein, um ihn zu beruhigen, doch er zuckte schnell weg, sodass ich sein Bein losließ.
"Ja.. auch was.. w-wegen dem Unfall.", stotterte er und sah zur Uhr, "Was? Schon halb elf?" Palle faste sich an den Kopf und atmete entkräftet aus, "Ich habe nur noch einen Tag Urlaub und habe die Hälfte des Tages verschlafen... Super, Patrick!" Er seufzte.
"Nimm dir doch noch einen Tag frei, du hattest einen Autounfall! Also wenn du keinen Urlaub verdient hast, wer dann?", grinste ich und stand auf, "Willst du frühstücken?"
"Ach.. Ich will dich nicht aufhalten. Ich mach das selbst.", erwiderte er und stand auf. Müde streckte er sich, wobei man seinen Bauchnabel sehen konnte und ich anfing, zu grinsen. Ich liebte wirklich alles an diesem Mann.
"Alles klar", antwortete ich, "Dann... gehe ich für heute Abend einkaufen?"
Müde nickte mein Mitbewohner. "Super", hauchte ich und zog meine Schuhe an, "Also dann, dann... Bis nachher, Palette!"
Grinsend winkte ich ihm zu und bekam als Antwort bloß ein müdes "Ja, Tschüss", was mich schon etwas enttäuschte. Habe ich doch etwas falsch gemacht?

Palles Sicht
Kaum fiel die Tür ins Schloss, lief ich zurück zu meinem Bett und setzte mich darauf. War es richtig, ihn so aus meinem Leben auszugrenzen und so distanziert zu sein?
Ich hatte Angst, mich wirklich wieder zu verlieben, und wieder verletzt zu werden. Ich hatte Angst, ihm wieder zu vertrauen. Und ich hatte keine Lust, bei jedem eifersüchtig sein zu müssen. Außerdem kann eine Beziehung so doch sowieso nicht gut sein, wenn man dem Partner keinen Freiraum geben kann, aus Angst, betrogen zu werden. Ich wollte einen Partner, dem ich vertrauen kann. Und das war definitiv nicht Manuel, egal wie sehr mein Herz sich nach ihm sehnte. Es ging nicht, er würde mir nicht gut tun, und ich würde ihm nicht gut tun.

War es nun also richtig, ihn so auszugrenzen?
Ich seufzte und stand ermutigt auf. Ja, es muss richtig sein. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste auf Abstand gehen. Anders würde ich es nie schaffen, den Gefühlen gegen zu wirken.
Ich musste meine Gefühle für ihn vernichten, so schnell wie nur irgendwie möglich. Nie wieder wollte ich mich auf Manuel einlassen. Nie wieder. ||

Hey hey heeeey! :D
Könnt ihr Palle verstehen und seine Entscheidung nachvollziehen? Ich schon. Uff

ich wünschte,... || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt