71 - Du lebst?

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Palles Sicht

"I-ich meine.. okay, Manu.", ich legte meinen Arm über den Tisch und griff nach seiner kalten Hand. Manu schaute noch immer verwirrt und dennoch hoffnungsvoll in meine Richtung, seine Augen weiteten sich.
"Ich weiß nicht so genau, wieso, aber ich liebe deine Nähe genauso, wie du Meine. Ich bin so gerne mit dir zusammen und.. und es tut mir leid, wenn ich dich verletze. Ich will das wirklich nicht! Aber es fühlt sich gut an, all das. Deine Nähe und die Liebe, die du mir schenkst. Ich weiß nicht, wohin sich das entwickelt. Aber das Gefühl, das ich gerade habe...", Ich machte eine kurze Pause, in der ich ein sanftes Lächeln über meine Lippen huschen ließ, "Ich liebe es."

Manu sah auf, blickte in meine Augen und lächelte mich vorsichtig an. Er drehte seine Hand und umschlang mit seinen Fingern die Meine und nickte sanft: "Finde raus, was das ist. Schnell. Ich möchte mir nicht bis an mein Lebensende Hoffnungen machen."
Ich nickte lächelnd und hauchte: "Versprochen."

(...)

Manus Sicht
Palle und ich schauten letztendlich doch keinen Film mehr, gingen einfach hoch in unser Zimmer, quatschten ein Wenig und legten uns letztendlich nebeneinander ins Bett.
Patrick drehte sich zur Seite, sodass er mit dem Rücken zu mir lag. Er schien schon nach wenigen Minuten eingeschlafen zu sein, da er nur noch ganz leise atmete und das ein oder andere Mal ein leises Grummeln von sich gab. Lächelnd drehte ich mich zu ihm und schaute an seinen Hinterkopf. Seine Haare lagen Kreuz und Quer übereinander. Ein sanftes Lächeln erschien auf meinen Lippen, ich atmete zufrieden aus.
Ich war glücklich, ich würde fast sogar soweit gehen, wunschlos glücklich zu sein. Fast wunschlos zumindest.

Palle hatte mir Hoffnungen gemacht. Er hatte mir riesen große Hoffnungen gemacht, dass eines Tages wieder Etwas zwischen uns laufen würde.
Er sagte selbst, er wüsste nicht, was all das sollte.
Er sagte nicht, dass er mich liebt.
Aber genauso wenig sagte er, dass er mich nicht liebt.
Er sagte, er liebt meine Nähe.
Trotzdem konnte ich wetten, ich würde seine Nähe tausend Mal mehr lieben, als er Meine.

Vorsichtig rückte ich näher an Palle, sodass ich die Wärme meines Atems spüren konnte. Ich schloss meine Augen und flüsterte: "Schlaf gut, Palettchen."
Keine drei Minuten später war auch ich eingeschlafen und im Reich der Träume versunken. Ich war sicher, ich würde etwas Schönes träumen, doch das Gegenteil geschah.

"Komisch, nicht wahr?", fragte Dado und lehnte sich an die Wand, vor der er stand.
"D-dado, was-", stotterte ich geschockt und stand auf, "Du lebst?"
"Natürlich nicht", kicherte er, "Ich habe eine ganze Dose Schlaftabletten genommen, wer würde denn dann noch leben? Mach dir Nichts vor, Manu"
"Wieso hast du mir nie von deiner Krankheit erzählt? Ich wäre immer da gewesen, und hätte alles getan, um deine Schmerzen zu lindern!", sagte ich.
"Du hast doch auch immer alles getan", sagte Dado, "Nur in dieser einen Nacht nunmal nicht. Hey, es ist besser so. Wärst du in der Nacht Da gewesen, hätte ich zwar länger gelebt, aber nicht glücklicher. Dann hätte ich dich noch länger an der Backe gehabt", lachte er.
"Was?", bibberte ich und spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen.

"Du bist egoistisch, Manuel. Du hast immer nur von dir geredet und dich nur um deine Probleme gekümmert, nur um Palle und dich! Ich war dir egal, ich war nur da, damit du nicht einsam bist. Aber weißt du was? Wenn du so weiter machst, bist du irgendwann wirklich einsam."
"Du hast mir nie was von deiner Krankheit erzählt, e-es-", bibberte ich.
"Aber du hast nie gefragt", konterte Dado und kam auf mich zu, "Hör auf, Anderen das Leben zu vermiesen und sei endlich mal nicht so selbstsüchtig. Wer würde es mit dir schon lange aushalten?", Maudado lachte laut auf. Er lachte mich aus, während meine Tränen immer und immer mehr wurden.
"Palle", wisperte ich, "Palle hält es mit mir aus!"
"Ist das so?", sagte Dado und öffnete eine schwere Holztür, welche plötzlich hinter ihm auftauchte. Hinter der Tür war Palle zu sehen, wie er genau die selben Tabletten nahm, wie Maudado, als er sich das Leben nahm. Die selben Tabletten, die selbe Menge.
"Nein!", rief ich und wollte zu ihm, als Dado die Tür plötzlich vor meiner Nase zuschlug. "Du bist alleine, ganz alleine!"

Und er lachte weiter, und weiter, und immer lauter. Ich sackte auf die Knie, weinte bitterlich und konnte nicht fassen, die wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren zu haben. Meinen besten Freund, und den Mann, den ich liebe.
Maudado hatte Recht, ich war egoistisch. Ich war selbstsüchtig und der schlimmste Freund der ganzen Welt. Ich hatte mich nie um Maudado gekümmert, und Patrick betrogen. So einen Menschen hatten sie nicht verdient, niemand hatte mich verdient.
Selbsthass kam in mir auf, die Tränen verdoppelten und verdreifachten sich.

Und plötzlich spürte ich eine warme Hand an meinem Schulterblatt und eine sanfte Stimme in meinem Ohr. "Manu? Ist alles okay? Manu!"
Ich wachte auf, riss die Augen weit auf und schreckte hoch. Schweratmend saß ich auf dem Bett. Palle beugte sich zu mir und legte seinen Arm um mich.
"Manu? Was ist passiert?", hauchte er aufgewühlt, während seine Augen einen mitfühlenden Schimmer trugen. ||

Naa :) Ich hoffe, der Part hat euch gefallen. Auch, wenn der Traum recht deep war :(
... könnt ihr das jetzt lesen? Ich könnte echt heulen

ich wünschte,... || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt