98 - Mein Traum

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Palles Sicht

Der vor dem Kamin sitzende Manu fiel mir sofort ins Auge. Er hatte seine Bettdecke um seinen Körper gewickelt, eine Tasse Tee in der einen Hand, und in der anderen sein Handy, welches er an sein Ohr hielt. Auch, wenn Manu nicht weinte, sah er niedergeschlagen und kaputt aus. Ein kurzer Blick auf Manus Wecker verriet mir, dass es halb drei war. Halb drei, mitten in der Nacht.
"Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll", sagte er leise.
"Mit wem redet er?", wollte ich wissen und sah Maudado erwartungsvoll an, "Wer ist am Hörer?"
"Zombey", antwortete er plump und würdigte mich keines Blickes. Sein Blick galt bloß dem vor dem Kamin sitzenden Manu.

"Meinst du, ich sollte es ihm sagen? Er verhält sich manchmal einfach.. so komisch", er seufzte.
"Von wem redet er?", fragte ich, "Meint er mich? Mir was sagen?"

"Eine Woche", erwiderte Maudado, und sah mich an, "Diese Nacht war eine Woche, bevor ihr gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt wart und er dir seine Gefühle gestanden hat"
Schluckend sah ich wieder zu Manu. Ja, ich erinnerte mich auch an den Weihnachtsmarkt.

"Ich habe dir ja von Leon erzählt", schniefte Manu, "Und jetzt habe ich vor Kurzem eine Nachricht von ihm auf Palles Handy gesehen, in der einfach nur 'Küsschen' stand.", erzählte er.
Und mein Herz blieb stehen. Fassungslos sah ich zu Maudado: "Deshalb war so eifersüchtig?"
"Nein, er war schon vorher eifersüchtig", schmunzelzte Dado.

"Natürlich kann es sonst was heißen, aber... ist es nicht schon ziemlich eindeutig?", wieder schniefte er, "Meinst du echt, i-ich sollte ihm- ..... Aber was, wenn er nicht so reagiert, wie ich es mir erhoffe? Was, wenn er-.... Zombey, du..." Er unterbrach sich selbst, indem er weinte.
"Ich sag es ihm", wisperte Manu, "Ich erzähle ihm von meinen Gefühlen. M-mehr als mich abzuweisen, kann er nicht!"
Und genau das ist passiert, genau das habe ich getan.

Ich schluckte. Ich drehte mich zu Maudado, und befand mich wieder in meinem eigenen Zimmer. Maudado war gegangen.
Ich war alleine. Unsicher sah ich um mich, doch sah tatsächlich niemanden. Und plötzlich spürte ich etwas an meinem Bein, es war wie ein sanftes Drücken. Ich zuckte zusammen, öffnete meine Augen, und lag in meinem Bett. In meinem Zimmer, in meiner Wohnung, in Hamburg.
Sofort spürte ich, dass ich nicht alleine dort lag, und als ich mich umdrehte, erblickte ich Manus Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und seine Nasenflügel zitterten leicht bei jedem seiner Atemzüge. Seine Lippen lage locker aufeinander, während zwei kleine Haarsträhnen über seine Augen rutschten.
Ich lächelte und stützte meinen Kopf auf meiner Hand auf, um Manu genauer zu mustern. Er trug kein Shirt, genau wie ich. Er lag einfach da, atmete sanft, und bewegte sich nicht. Er schlief ruhig und friedlich und schien nicht so, als würde er in kürzester Zeit aufwachen.

Ich griff zu meinem Handy, schaltete den Display an und erblickte die Uhrzeit. Es war gerade mal halb Acht am Morgen. Wie konnte ich schon wach sein, obwohl gestern Silvester war?
Ich legte mein Handy beiseite, kuschelte mich näher an Manu, um mich zu wärmen, und sah zur Decke.
Mein Traum war schön, irgendwie. Das war einer dieser Träume, bei dem man jedes kleine Detail behielt und ihn auch in drei Jahren noch genau erzählen konnte. Es war ein wirklich schöner Traum.
Ich fragte mich, ob die Momente, die Maudado mich Traum hat sehen lassen, tatsächlich so passiert sind, oder mein Gehirn sich das bloß ausgedacht hat.
Das mit dem Foto könnte tatsächlich stimmen, schließlich hing in seiner Wohnung wirklich ein Bild von Bergis Geburtstag, auf dem ich einfach abgeschnitten war. Aber er würde doch keine sechs Monate danach immer noch so bitterlich weinen, oder?

Ich lag noch lange stumm neben Manu und dachte über meinen Traum nach.
Ich wusste genau, was er mir sagen sollte. Ich wusste genau, was mein Traum zu bedeuten hatte und wie er mir weiterhelfen sollte. Ich wusste, weshalb mein Unterbewusstsein ausgerechnet von Manu geträumt hatte und mich mehr oder weniger dazu drängte, ihm zu verzeihen. Ihn zu lieben. Ihn in meine Arme zu schließen, und ihn nie wieder los zu lassen. Ihn zu küssen, und ihn wertzuschätzen.
Mein Unterbewusstsein wollte mir zeigen, wie sehr ich ihn liebe und schon damals geliebt habe. Es wollte mir zeigen, wie sehr Manu mich liebt. Und wie glücklich wir zusammen waren, und in Zukunft auch wieder sein könnten, wäre ich nicht so verdammt stur.
Aber eines Tages würde selbst der sturste und verblendetste Esel endlich einsehen, was das Beste für ihn war. Und dieser Tag war heute. ||

Hey na!
Bei uns fiel heute die Schule aus, da es über Nacht Blitzeis gab und es zu gefährlich war, zu fahren, weshalb es Schulfrei gab. Das hab ich genutzt, um Doctor Who zu schauen und nochmal Mathe zu lernen, da die Arbeit jetzt natürlich auch verlegt wurde :D
Oh man.. Und ich hoffe, der Part hat euch gefallen! <3

ich wünschte,... || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt