47 - dein Vater

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Palles Sicht

Ich wusste, dass es nicht unbedingt der beste Plan war, Manu meine Gefühle zu zeigen, indem ich mit jemand Anderem ausging, und dennoch hoffte ich, er würde merken, dass ich all das eigentlich gar nicht wollte.
Seufzend stapfte ich die Stufen herunter zu meinem Auto und fuhr los. Manuel reagierte, als sei ihm egal, dass ich einen anderen Mann datete. Er sah so aus, als sei ihm sein Handy wichtiger gewesen. Vielleicht hat er ja auch schon seit Ewigkeiten einen anderen Mann, an dem er interessiert war, woher sollte ich das denn wissen? Das würde auch erklären, weshalb er in letzter Zeit so oft und so konzentriert am Handy ist. Es würde Einiges erklären.
Aber wieso treffen sie sich nie? Nun gut, vielleicht ist es eine Fernbeziehung. Aber er würde ihn doch trotzdem sicherlich mal besuchen. Vielleicht ist es ja nicht mal ein Er, vielleicht hatte Manu sein Herz für Frauen entdeckt.
Aber wenn es so wäre, wieso würde er mir nichts sagen? Spätestens jetzt, wo ich ebenfalls von einem Anderen erzählte, hätte er doch was sagen können, oder nicht?

Seufzend parkte ich das Auto hinter dem Restaurant und ging zum Eingang, an welchem Leon bereits auf mich wartete.
"Hey", lächelte ich und kam auf ihn zu.
"Hey Patrick", erwiderte er lächelnd und nahm mich in den Arm.
"Eine Fliege?", grinste ich gespielt verspottend und deutete auf seinen Kragen, an welchem eine rote Fliege mit weißen Punkten befestigt war.
"Fliegen sind cool", grinste er und hielt mir die Tür auf, "Nach Ihnen."
"Sehr aufmerksam", erwiderte ich und betrat das Restaurant. Wir suchten uns einen kleinen Tisch, an welchem wir uns so setzten, dass wir uns ansehen konnten.

Nachdem wir beide etwas zu Essen und zu Trinken bestellt hatten, fingen wir an, zu reden.
"Darf ich Etwas fragen?", wollte ich wissen und stützte meinen Kopf auf meiner Hand.
"Frag ruhig, aber ob ich antworte, ist eine andere Geschichte", erwiderte Leon und kicherte.
"Wieso sagst du Niemandem, dass du auf Männer und Frauen stehst? Haben deine Eltern was dagegen, gegen Homosexualität?"
Leon seufzte.
"D-du musst nicht antworten!", sagte ich und nickte ehrlich, "Es ist okay"
"Naja, meine Eltern sind nicht das Problem. Zumindest nicht beide Elternpaare. Meine Mutter erzählte mal, sie stehe selbst auf Männer und Frauen. Und.. sagen wir so, anhand des riesen Streites, der daraufhin zwischen Mama und Papa entstand, war mir sofort klar, dass er mit Homosexualität ein Problem hat."
"Naja", kicherte ich, "Würde mein Ehemann mir sagen, er steht auf beide Geschlechter, wäre ich auch nicht all zu begeistert. Ich weiß nicht, ob ich sauer wäre, aber.. froh wäre ich nicht."
"Aber du würdest keine Teller nach ihm werfen, richtig?", antwortete Leon und sah zu Boden.
"D-das hat dein Vater getan? Er hat deine Mutter mit Tellern beworfen?"
"Jep", erwiderte er leise.
"Das tut mir leid, i-ich.. Ich wusste ja nicht, dass-"
"Alles gut, Patrick. Es ist schon ein paar Jahre her, und nun ja.. Ich habe gelernt, damit zu leben. Mein Vater ist nunmal so."
"Wieso erzählst du nicht nur deiner Mutter von deinen Gefühlen?", wollte ich wissen.
"Du kennst meine Mutter nicht," er grinste breit, "Sie hat wirklich so ein gutes Herz wie keine Zweite. Sie könnte ein Geheimnis nicht mal einen Tag für sich behalten, sie würde niemals ihren Mann belügen."
"Nicht mal für ihren Sohn, der sie genau jetzt, mehr als dringend braucht?", fügte ich mitfühlend hinzu. Leon zuckte die Schultern.

Eine Kellnerin brachte uns unsere Getränke und das bestellte Essen, weshalb wir uns bedankten.
"Auf deine Mutter, welche immer für dich da ist und es auch immer sein wird!", lächelte ich und hob mein Glas mit Traubensaft. Ich hätte zu gerne Wein getrunken, nur, dass ich noch Autofahren musste.
"Nein", erwiderte Leon und hob sein Glas. Er sah mich an, und begann zu lächeln: "Auf dich, Patrick. Auf dich, da du mich aufheiterst und als Einziger für mich da bist, in dieser riesigen Stadt!"
Ein breites Lächeln schmückte meine Lippen. Wir stießen an und tranken danach einen Schluck unseres Getränks.

(...)

"Der Abend war schön", lächelte Leon und strich sich durch die Haare, "Können wir gerne wiederholen."
Mittlerweile war es bereits stockdunkel in Hamburg, es war halb elf am Abend. Leon und ich standen draußen vor dem Restaurant und verabschiedeten uns.
"Ja, Ich fand es auch schön", erwiderte ich und nahm den Blonden in den Arm. Vorsichtig erwiderte er meine Umarmung und streichelte meinen Rücken sanft entlang.
"Also dann", sagte er und löste sich, "Ich muss los, die Bahn fährt mich heute sonst nicht mehr Heim", grinste er, trat einen Schritt zurück und winkte mir lieb zu.
"Gute Nacht, Patrick"
"Nein, Leon. Warte.", sagte ich mutig und trat den Schritt an ihn ran, den er soeben von mir weg machte.
"Was ist denn?", fragte er.
"Hass mich nicht", hauchte ich leise, packte Leon an seinem Nacken, zog ihn zu mir und legte meine Lippen auf die Seinen. ||

Cliffhänger, würde ich sagen ...ヾ(o◕∀◕)ノ

ich wünschte,... || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt