Palles Sicht
Wie ein Bekloppter raste ich durch die Straßen von Hamburg, um so schnell wie möglich Leon beiseitestehen zu können. Ich konnte mir vorstellen, was er durchmachte. Auch, wenn ich es zum Glück nie selbst erlebte.
Seufzend glitten meine Gedanken zu Manu. Wieso glaubte er mir nicht, als ich sagte, dass Leon bloß ein Freund ist? Ein einfacher Freund, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Manu wüsste. Ich wünschte, er wüsste es.Ich parkte das Auto vor Leons Haustür und klingelte an seiner Tür. Keine Sekunde später, wurde diese geöffnet und ein ziemlich verweinter Leon stand davor. Sofort nahm ich ihn in den Arm, um ihn zu trösten. Leon erwiderte die Umarmung ziemlich stark, als würde er mich erdrücken wollen. Beruhigend strich ich über seinen Rücken und atmete ruhig ein und aus. Was sollte ich bloß sagen? Was konnte ich bloß sagen? Was auf dieser Erde würde es besser machen, dass sein Vater ihn geschlagen hatte? Was konnte ich sagen, um ihm ein Lächeln zu entlocken?
Ewigkeiten standen wir in der geöffneten Haustür und hielten uns einfach im Arm. Leon hörte nicht auf zu weinen, ganz im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, es wurde von Minute zu Minute schlimmer werden, weshalb ich ihn umso fester hielt.
"Tut mir leid", schniefte Leon und löste sich langsam, "Ich wollte nicht so klammern."
"Alles gut", lächelte ich aufbauend, "Darf ich rein kommen?"
Leon nickte und betrat mit mir seine Wohnung. Ich zog meine Jacke und meine Schuhe aus, und folgte dem Blonden ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten.
"Danke, dass du gekommen bist", schniefte Leon leise.
"Keine Ursache, hatte heute Abend sowieso nicht mehr viel vor.", kicherte ich, "Magst du mir erzählen, was genau passiert ist?"Leon nickte und begann, zitternd zu erzählen: "Ich hatte heute Vormittag frei und wurde von Mama zum Essen eingeladen. Papa war natürlich auch dabei. Ich hielt es für eine gute Idee, ihnen endlich davon zu erzählen, und erzählte auch von Boris und mir. Als ich das Wort 'Homosexualität' auch nur in den Mund nahm, flippte Papa total aus und stand energisch auf. Er holte aus und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht.", sein Bibbern wurde lauter, "Mama versuchte noch, ihn abzuhalten, a-aber sie schaffte es nicht und wurde von Papa weggeschubst. Er redete auf mich ein, wie schlecht das alles sei. Er beschimpfte mich als 'Schwuchtel', und er sagte nicht nur einmal, wie enttäuscht er von mir ist."
"Oh mein Gott", hauchte ich und nahm Leon tröstend in den Arm. Sofort krallte der Blonde sich in meinem Pulli und weinte bitterlich.
"Liebt deine Mutter diesen Kerl wirklich?", fragte ich sanft. Leon zuckte die Schultern: "Keine Ahnung."Manus Sicht
Müde nahm ich einen Schluck von dem warmem Tee, welchen ich in der Hand hielt. Wie hypnotisiert sah ich in die Flammen und bewunderte ihre Schönheit. Ich versank in Gedanken.
Es war so klar, dass zwischen Palle und Leon mehr läuft. Aber wieso gibt er es nicht zu, wieso verschweigt er es mir? Nachdem ich ihm sagte, wie meine Gefühle für ihn aussehen, hatte ich doch ein Recht zu erfahren, was in seinem Liebesleben los ist, oder nicht? Wieso lügt er mich an?
Ich seufzte. Ich wollte gar nicht wissen, was die Beiden in dieser Sekunde treiben würden, oder noch treiben werden.Stundenlang dachte ich an Palle und Leon, legte immer wieder neues Holz nach, um das Feuer am Leben zu erhalten, und legte mich erst ziemlich spät schlafen. Es war schon fünf Uhr morgens, als ich mich endlich ins Bett legte, einkuschelte und mich gegen meine Gedanken wehrte. Ein letzter Blick zum Feuer, ehe ich meine Augen schloss. Das schöne Knistern im Hintergrund beruhigte mich, es entspannte mich und tat mir gut. Ich liebte es, bei brennendem Kamin einzuschlafen. Es gab mir das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein.
Palles Sicht
"Danke", lächelte Leon und nahm mich herzlich in den Arm, "Willst du wirklich schon fahren? Es ist doch erst halb sechs, und geschlafen haben wir auch noch nicht. Die Couch ist wirklich gemütlich!" Er löste sich aus der Umarmung und kicherte vorsichtig.
Es tat ihm gut, dass ich da war und mit ihm redete. Ich sagte, er solle einfach vergessen, was sein Vater sagte, da es sein eigenes Leben ist. Er solle mit Boris glücklich werden, egal was Andere sagen. Es dauerte zwar eine Weile, bis ich ihn überzeugen konnte, aber es klappte.
"Ich weiß auch nicht, wieso ich so fit bin, obwohl wir gar nicht geschlafen haben", erwiderte ich, "Aber ja, ich fahre Heim. Irgendwie habe ich den Drang, nach Hause zu fahren."
"Zu deinem Manu?", sagte Leon und stieß mir in die Schulter, er kicherte.
"Ja, genau zu ihm", erwiderte ich grinsend und stieg in mein Auto, "Ich halte dich auf dem Laufenden!"
"Ich dich auch!", erwiderte Leon und winkte. Ich fuhr nach Hause.Kaum hatte ich die Wohnungstür aufgeschlossen, begann ich zu husten. Dicker Rauch ließ mich alles nur noch verschwommen sehen. Doch alles, woran ich denken konnte, war Manuel, welcher in genau dieser Wohnung war. ||
Naaa, Ich hoffe, ihr hattet einen tollen Tag <3
Wie hat der Part euch gefallen? :)
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ich wünschte,... || Kürbistumor
FanfictionIch wünschte,... ... all das wäre niemals passiert. ... ich könnte die Zeit zurück drehen. ... ich hätte nachgedacht. ... er würde mir verzeihen. ... alles sei so wie vorher. ... ich wäre stark geblieben. ... ich könnte ihn endlich vergessen. || Ste...