86 - Ja

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Manus Sicht

"Ist es kalt draußen?", fragte ich, um irgendwie ein Gesprächsthema zu finden.
Palle nickte und kicherte: "Es ist furchtbar! Bestimmt -37°C!"
"Mindestens!", ergänzte ich grinsend, weshalb Palles Kichern lauter wurde.
"Und du?", fragte er, "Hast du irgendwas geträumt?"
Ich schüttelte den Kopf und fing an, mein Brötchen aufzuschneiden. Ich beschmierte die untere Brötchenhälfte mit Magariene und belegte es anschließend mit zwei Scheiben Käse. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich zu Palle sah und ihn einen Moment lang beobachtete. Wie er sein Brötchen mit Marmelade bestrich und danach einen Schluck von dem Osaft nahm.
Als er ebenfalls in meine Richtung sah, brach ich den Blickkontakt schnell ab und biss etwas von meinem Brötchen ab. Ich schluckte es hinunter und nahm einen zweiten Bissen.
Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger. Ich hatte viel zu viele Gedanken und viel zu viele Fragen.
Aber vorallem fragte ich mich, wie ich es anstellen sollte, ihn um ein Date zu bitten.

Eigentlich war es ja schon seit Monaten geplant, dass wir zusammen Silvester feiern würden. Aber irgendwie wurde der Plan von dem Kuss ziemlich ruiniert. Ich wusste nicht mehr, ob Palle überhaupt noch Lust hatte, mit mir zu feiern, oder ob er vielleicht schon etwas anderes vor hatte. Wenn er mit Leon und was weiß ich wem feiern sollte, könnte ich ja immernoch zu Zombey fahren. Schließlich hat er es selbst angeboten.
Vielleicht sollte ich auch gleich zu Zombey fahren, ohne Palle überhaupt nach einem Date gefragt zu haben. Er würde bestimmt nein sagen, dachte ich. Wenn er für den Kuss nicht bereit war, wieso sollte er für ein Date bereit sein?
Eigentlich wusste ich nicht einmal, ob Palle für den Kuss nicht bereit war, oder es ihm einfach nicht gefiel. Wir hatten seitdem nicht darüber geredet. Eigentlich hatten wir seitdem allgemein nur wenig geredet.

Ich schluckte und merkte, dass ich so in Gedanken versunken war, dass ich das komplette Brötchen aufgegessen hatte, ohne es zu merken.
Palle sah emotionslos auf sein Frühstücksbrett und aß lustlos an seinem Brötchen.

Okay, Manu. Du reißt dich jetzt zusammen und fragst ihn, ob er heute Abend mit dir Essen gehen will. Mehr als nein sagen kann er nicht! Und überhaupt, so langsam musste ich es wissen, um noch rechtzeitig zu Zombey fahren zu können. Die Fahrt dauert schließlich vier bis fünf Stunden.

"Du? Palle?", brach ich die Stille.
Der Braunhaarige sah auf und unsicher in meine Augen.
"Ich, ehm.. Ich hatte ja gestern Abend was gesagt, bevor du ins Restaurant musstest."
"Stimmt", ewiderte Palle, "Was wolltest du denn?"
"Ich.. naja, e-eigentlich wollte ich bloß wissen, ob... naja, ob.. du..." Ich seufzte, schloss meine Augen für einen kurzen Moment und blickte danach selbstsicher in Palles braune Augen. "Möchtest du mit mir ausgehen?"

Unsicher musterte ich seine Mimik und sah, wie seine Lippen ein bildschönes Lächeln formten.
"Ja", sagte er leise.
"Ja?", wiederholte ich, als hätte ich mich verhöhrt, "I-ich meine.. so richtig ausgehen. Ein Date. Ein romantisches Date im Restaurantm, mit-"
"Ja", unterbrach Palle mich noch immer lächelnd, "Ja, ich weiß. Und ich würde liebend gerne mit dir ausgehen, Manu."

Plötzlich spürte ich, wie auch meine Mundwinkel unkontrolliert in die Höhe schossen und meine Lippen so ein Lächeln formten. "Gut, dann... Werde ich mal 'nen Tisch reservieren", hauchte ich lächelnd.
"Ich freue mich", erwiderte Palle genauso lächelnd.

Die ganze Zeit saßen wir schweigend am Frühstückstisch und lächelten uns bloß das ein oder andere Mal an, ehe wir den Tisch abräumten und Palle schließlich ins Bad ging.
Ich hingegen setzte mich auf mein Bett und klapperte alle möglichen Restaurants ab, um einen Tisch für heute Abend zu reservieren. Es war gar nicht so leicht, an Silvester einen Tisch in einem halbwegs guten Restaurant zu finden.
Als ich nach zwanzig Minuten gerade die Suche aufgeben wollte und Palle fragen wollte, ob wir nicht vielleicht einfach selbst kochen wollen, fand ich ein letztes Restaurant, das ich noch nicht angerufen hatte. Und tatsächlich, sie hatten einen Tisch frei. 20:30 Uhr.
Ich konnte nicht mehr abwarten, ich wollte jetzt mit ihm dort sitzen und sehen, wie das Licht der Kerze sich in seinen Augen spiegelt.

"Gute Neuigkeiten!", grinste ich und kam zu Palle ins Zimmer, "Heute Abend um 20:30 Uhr haben sie einen Tisch frei, den habe ich jetzt reserviert. Ist das okay?"
Palle nickte und lächelte mich sanft an: "Klar, kein Ding"
Ein Blick zur Uhr verriet uns, dass es gerade Mal halb drei war. Mist.
"Und.. was machen wir jetzt noch die nächsten 6 Stunden?", fragte ich.
"Wir könnten ja vielleicht noch die ein oder andere Serie gucken, wenn du magst.", lächelte Palle und klappte seinen Laptop auf. Zufrieden lächelnd setzte ich mich neben ihn aufs Bett und sah ihm dabei zu, wie er bei Netflix nach einer guten Serie suchte. ||

Ich denke, der Titel beschreibt diesen Part ziemlich perfekt, mehr muss nämlich nicht gesagt werden. Ja. Einfach ja. <3

ich wünschte,... || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt