Palles Sicht
"Du.. du bist bei deinem Vater?", wiederholte ich leise und unsicher, "Geht es dir denn gut bei ihm?"
"Wieso sollte es mir nicht gut gehen?", kicherte Laura, "Er ist doch mein Papa!"
"Aber.. Deine Mama hat uns erzählt, wir sollen deinen Vater dich nicht mehr vom Kindergarten abholen lassen, und schließlich seid ihr ja seinetwegen sogar weggezogen", sagte ich vorsichtig, "Deine Mama hat gesagt, dein Papa hätte dich geschlagen." Ich schluckte.Laura nickte, schien aber nicht sonderlich traurig zu sein: "Aber das ist doch schon ein halbes Jahr her", sagte sie, "Außerdem liebe ich meinen Papa trotzdem noch!"
"Aber hast du denn gar keine Angst, dass das nochmal passieren könnte?", erwiderte ich unsicher.
Doch wieder schüttelte Laura einfach den Kopf und lächelte mich breit an. "Mama und Papa werden wohl nicht wieder zusammenziehen, hat sie gesagt, aber ich darf Papa so oft sehen, wie ich möchte."
Ich nickte sanft und brachte schließlich ein kleines Lächeln über die Lippen. Ein echtes Lächeln."Es freut mich, dass du dich wieder mit deinem Papa verstehst. Du bist wirklich mutig, Laura."
"Wieso denn mutig?"
"Naja...", sagte ich und versuchte es so zu formulieren, dass es kindgerecht ist, "Ich wurde auch.. geschlagen. Von einer Person, die mir wirklich sehr sehr wichtig ist. Das ist jetzt schon drei Jahre her, aber ich habe trotzdem Angst, er könnte es wieder tun. Ich vertraue ihm einfach nicht mehr, weißt du?"
Laura riss ihre Augen auf und wiederholte ungläubig: "Drei Jahre? Und du bist immernoch sauer?"
Ich nickte.
"Und ich dachte, im Alter wird man klüger.", sie kicherte, "Palle, wenn er dir so viel bedeutet, solltest du nicht mehr sauer sein. Das ist doch schon so lange her, doppelt so lange, wie ich lebe!"Ich lächelte, während ein sanftes Kribbeln in meinem Magen zu spüren war.
"Wenn ich Papa nach so kurzer Zeit verzeihen konnte, kannst du das auch", grinste sie und nahm mich in den Arm. Auch ich drückte ihren kleinen dünnen Körper sanft an Meinen, ließ sie aber recht schnell wieder los.
"Versprichst du es mir?", lächelte Laura. Ich seufzte und sah zu Boden. Ich wusste, dass sie Recht hat. Es war Ewigkeiten her, ich lebte viel mehr in der Vergangenheit, als im Hier und Jetzt. Es machte mich verrückt."Laura", erklang eine tiefe Männerstimme, weshalb ich aufsah und ihren Vater neben uns stehen sah.
Sofort stand ich auf und reichte ihm höflich die Hand: "Guten Tag, Herr Kanz. Ich bin Patrick, ein auszubildender Erzieher in der ehemaligen Kindergarten Gruppe Ihrer Tochter"
"Ja, ich erinnere mich an Sie.", er nahm meine Hand und drückte sie fest, ehe er sie losließ, "Entschuldigen Sie, aber Laura und ich wollen eigentlich weiter. Das Essen wird sonst kalt." Er hielt eine Packung Chinesischer Nudeln lächelnd in die Luft.Ich nickte: "Ja, klar. Kein Problem, dann-"
"Nein, Papa!", unterbrach mich Laura. Sie wandte sich mir zu und zog an meiner Jacke, weshalb ich mich wieder zu ihr auf die Erde hockte.
"Du musst es noch versprechen!", sagte sie, "Du musst versprechen, dass du ihm verzeihst."Ein Lächeln schmückte meine Lippen. Laura war wirklich ein unfassbar süßes Kind.
"Ja, okay", erwiderte ich, "Versprochen."
Sofort weiteten sich ihre kleinen Kulleraugen und ein breites Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie nickte zufrieden, weshalb ich mich aufrichtete und ihren Vater wieder ansah, welcher mich sanft anlächelte.
"Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Abend und einen guten Rutsch", sagte ich freundlich.
"Danke, Ihnen auch" Und schon nahm er seine Tochter an die Hand und verschwandt mit ihr in einer Nebenstraße. Das Letzte, was ich von Laura hörte, war ein leises: "Papa? Wo sollen wir denn hin rutschen?", weshalb ich leise kicherte.Als ich die Wohnungstür aufschloss und komplett duchgefroren in die zum Glück gut geheizte Wohnung kam, sah ich Manu, welcher den Tisch in der Küche deckte.
"Du hast lange gebraucht", stellte er fest und sah mich an.
"Ja, ich habe ein Mädchen aus meiner Kindergarten Gruppe getroffen und relativ lange mit ihr geredet", erklärte ich, legte die Brötchen auf die Komode, und zog meine Schuhe aus. "Lieb, dass du den Tisch deckst", lächelte ich sanft und kam zu ihm in die Küche.Ich legte die Brötchentüte neben die Spüle und setzte mich an den Tisch. Auch Manu lächelte ein Wenig. "Wie lange bist du schon wach?", wollte ich wissen.
"So... seit etwa zwanzig Minuten", erwiderte Manu und sah mich an.
Ich nickte: "Schade, dann hab ich dich ja richtig knapp verpasst. Ich hab jetzt drei Helle und zwei Körnerbröchten gekauft, ja?"
Manu nickte schnell und stellte eine Osaftflasche auf den Tisch: "Perfekt", sagte er, ehe er sich mir gegenüber setzte und sich ein Brötchen aus der Tüte nahm. ||Naa, Freunde :D
Mein Schnupfen etc. ist schon viel besser geworden. Nicht ganz weg, aber definitiv besser. Hach, schön <3
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ich wünschte,... || Kürbistumor
FanfictionIch wünschte,... ... all das wäre niemals passiert. ... ich könnte die Zeit zurück drehen. ... ich hätte nachgedacht. ... er würde mir verzeihen. ... alles sei so wie vorher. ... ich wäre stark geblieben. ... ich könnte ihn endlich vergessen. || Ste...