Kapitel 1

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"Überraschung", ertönt es laut, während ich das Licht anschalte.

Einige Sekunden blinzel ich, bis sich meine Augen an die grellen Lichter gewöhnt haben.

Was ist denn hier los?

"Happy Birthday, Thea", wird mir direkt danach zugerufen.

Ich fahre mir kurz durch meine blonden langen Haare, stöhne auf und muss dann doch kurz grinsen. Da haben sie mich doch erwischt.

Alle meine, auch ein paar Freunde meiner Brüder und Bekannte aus der Schule stehen hier in diesem Raum. Oh mein Gott, dass ist wirklich eine Überraschung, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, da ich eigentlich allen verboten habe eine Party für mich zu machen. Aber wer hört schon auf mich?

Kurzzeitig überlege ich, ob ich nicht einfach wieder zur Tür hinausgehen soll. Wäre das irgendwie unverschämt? Ja, die Frage kann ich mir selbst beantworten. Nun wird mir auch bewusst, wieso meine zwei Brüder ausgerechnet heute nicht mit zum Boxen wollten und mich echt mit dem Fahrrad fahren lassen haben. Seit Jahren gehen wir jeden Freitag zusammen und sie haben es zuvor nie ausfallen lassen. Bis heute.

Meine beste Freundin Leyla drückt mir ein Sektglas in die Hand und ich schaue kurz zu Basti, der Älteste von uns dreien. Normalerweise sind die beide ziemlich streng, also muss ich mir das erst absegnen lassen. Ich bin ihre kleine Prinzessin und jeder der mindestens einen großen Bruder hat, weiß wie schlimm es sein kann. Jedes Mal steht man unter Beobachtung und ich hab das in doppelter Ausführung.

Mein Dad lässt sich kaum blicken, also haben meine Brüder mich mehr oder weniger erzogen und auch jetzt mit sechzehn denken sie noch ich wäre ihr kleines Mädchen, aber ich lieb sie ja, muss ich schließlich.

"Zu deinem Geburtstag kann man ja mal eine Ausnahme machen", grinst er. Aha. Das ist aber nett von ihm. Ich setze ein Lächeln auf und trinke von meinem Sekt.

Von meinen Mädels werde ich zu erst umarmt. Danach wird direkt die Musik angeschaltet und alle machen irgendwas trinken, tanzen, lachen. Ein wenig bin ich überfordert mit dieser Situation, was macht man denn so auf einer Party? Warum sind überhaupt so viele da? Meine Mädels hätten mir voll gereicht und nicht so viele Jungs.

"Wo ist Dad? Hat er das erlaubt?", frage ich Leon. Er ist eineinhalb Jahre älter, als ich und mein Lieblibgsbruder. Ich meine, ich liebe beide, aber Leon ist nicht immer ganz so streng, wie Basti, denn ab und zu drückt er ein Auge zu.

"Der ist noch das Wochenede in Seattle geblieben", informiert er mich.
Wieso frag ich überhaupt noch? Wann war er denn das letzte Mal an meinem Geburtstag zuhause? Ach ja, an meinem sechsten Geburtstag, dass ist jetzt schon zehn Jahre her. Sonst war er wenigstens die Wochenenden da, doch neuerdings ist er ziemlich oft in Seattle. Kein Mensch arbeitet so viel oder?

"Oh Gott, du glaubst gar nicht, was das für ein Akt war deine Brüder zu überreden. Freust du dich Süße?", plappert meine beste Freundin drauf los. Sie sieht heute wirklich gut aus. Ihren schwarzen mittellangen Haare hat sie gelockt, ist schön geschminkt und trägt ein schwarzes Kleid mit Spitze. Und ich? Sitze hier in kurze Hose mit Top. Naja, ich bin unvorbereitet gewesen, da kann man das schon verzeihen. Oder nicht?

Wir sind schon so lange befreundet, wie ich denken kann. "Wirklich toll", meine ich nur dazu, aber sie als meine beste Freundin musste wissen, dass ich absolut nicht begeistert davon bin.

Nach einer schnell Dusche ziehe ich mir eine zerissene, schwarze Skinny Jeans und eine dunkelgrüne Bluse an. Meine Haare binde ich schnell zu einem unordentlichen Dutt und schminke mich dezent. Innerhalb zehn Minuten bin ich fertig, aber ich will nicht runter, nicht zu der Menschenmasse und definitiv nicht zu dieser Party.

Kann ich nicht einfach unfreundlich sein und oben bleiben? Nicht, dass ich ein Problem damit hätte unfreundlich zu sein, aber ich will meine Freunde nicht enttäuschen. Erst Recht nicht meine beste Freundin. Wahrscheinlich hat sie das Ganze wochenlang geplant und nur bei diesem Gedanken verdrehe ich 100 Mal die Augen. Naja, verstecken bringt ja doch nichts. Also machen wir das Beste draußen.

"Endlich sind wir mal zusammen auf einer Party", freut sich Hannah.

Jemand dreht die Musik leise. Was kommt jetzt? Bitte kein dämlich Spiel. Dann nehme ich, ohne scheiß meine Beine in die Hand und renne, soweit wie ich nur kann. Ungelogen.

"Okay, Thea komm mal her", ruft Basti mich zu sich. Telepathisch frage ich ihn warum, aber ich hab so eine Fähigkeit nicht, also stehe ich auf und gehe zu ihm.

"Natürlich haben wir auch ein Geschenk für dich Süße", sagt er und gibt mir ein kleines Päckchen. Ich hab doch vorhin schon etwas bekommen?! Wieso jetzt noch eins? Versteh ich mal gar nicht.

"Es ist auch von Dad. Er ist wirklich traurig, dass er heute nicht dabei sein kann", fügt er noch hinzu. Ich muss mich zusammenreissen nicht gleich laut los zu lachen, denn wir alle wissen, dass das gerade eine Lüge war.

Ich packe es aus und es befindet sich ein Schlüssel drin.

"Okay, und wofür ist der jetzt gut?", frage ich leicht gereizt. Ich hasse Überraschung, merkt man gar nicht neh?! "Der ist für dein Auto. Es ist ein Peugot. 207 cc. Aber er steht noch in der Werkstatt. Leider war doch mehr zutun, als gedacht", informiert mich Basti.

"Euer Ernst?", frage ich erstaunt und falle beiden in die Arme. Oh man, die Überraschung ist natürlich mega. Mein eigenes Auto. Wow. Ich hab schon so lange nach einem gebettelt und endlich bin ich unabhängig.

Die Party ist schon ein paar Stunden im Gange und ich bin überrascht, wie viel Spaß es doch macht. Tom ist auch hier, hat mir ein Geschenk gegeben und ihm selben Atemzug mal wieder nach einem Date gefragt. Ich frag mich, wie oft er mich noch fragen will, bis er es endlich versteht.

"Hey Thea", begrüßt mich Benny. Er geht in die Klasse von Leon und sie sind beste Freunde. Daher kenne ich ihn auch, zwar nur flüchtig, aber ich kann sein Gesicht zuordnen von daher.

"Hey", erwiedere ich. "Schöne Party. Ich wusste nicht genau was du dir wünscht, deshalb hab ich nur ein Gutschein für dich", erzählt er dann.

"Danke", sage ich dann. Wäre gar nicht nötig gewesen. "Willst du was trinken?", fragt er dann. "Ähm", mache ich nur.

"Ach, hier bist du Benny", unterbricht uns Leon. "Ja, ich hab deiner Schwester mein Geschenk gegeben und hab sie gerade gefragt ob sie etwas trinken will", klärt er ihn auf. "Okay, dann los", grinst er und wir gehen in die Küche.

"Lust auf einen Kurzen?", will er dort wissen. Ich schaue wieder zu meinem Bruder. Boa, dass ich immer so unter Beobachtung stehe nervt. "Na klar", meint dieser. Er schenkt uns etwas ein und ich muss sagen schmeckt gar nicht so schlecht.

"Wollen wir tanzen?", fragt Benny mich dann. Mutig, mich dass vor meinem Bruder zu fragen. "Nein", meine ich nur dazu. Ich will nicht tanzen. Was ist heute nur mit allen los? Seit wann mach ich irgendwas mit Jungs? Nie, wirklich nie und das wird sich jetzt auch nicht ändern. Ich will keine Dates, tanzen oder sonst was.

Ich gehe wieder ins Wohnzimmer zu meinen Mädels. Wir quatschen alle auf dem Sofa. Meine Mädelsclique besteht aus Leyla, Hannah, Kira, Elli und mir. Wir hängen dauernd zusammen und machen so viel Quatsch zusammen. Dadurch habe ich auch mal Zeit ohne meine beiden Brüder und kann machen was ich will. Okay, trotzdem nicht alles, aber meine Freundinnen würden mich nie bei den beiden verraten und dadurch haben wir viele Geheimnisse.

Aus der Küche hat Leyla eine Flasche Waldmeisterwodka geschmuggelt und wir trinken eigene Kurze. Aber immer nur, wenn meine Brüder nicht zuschauen, deshalb muss ich so lachen. Ich lieb sie ja alle so.

Um drei Uhr morgens liege ich dann tot müde in meinem Bett und so schlecht war die Party nun auch nicht. Nein, es war sogar echt schön und ich freu mich das meine beste Freundin diese für mich organisiert hat und die anderen beiden mal echt locker waren. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich mit einem lächeln einschlafe.

TheaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt