Kapitel 11

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Gestern war es noch sehr lustig. Ich freue mich, dass ich wieder mit meinen Freunden rede. Ich hab sie doch ziemlich vermisst, auch wenn ich dadurch eine neue tolle Freundin gefunden habe.

Nur habe ich mich immer noch nicht mit meinen Brüdern und Leyla ausgesprochen. Im Endeffekt freu ich mich ja auch für die zwei, obwohl ich auch Angst habe was passiert, falls sie sich trennen.

Es klopft und direkt geht die Tür auf und Leon steht in meinem Zimmer. Ich drehe mich um, denn ich will ihn nicht sehen.

"Süße", beginnt er und setzt sich aufs Bett. "Ich weiß du bist sauer, wegen unserem Versprechen. Wir haben es gebrochen und es tut mir unendlich Leid. Ich wollte dich wirklich nie wieder anlügen, weil ich doch weiß wie es damals für dich war wegen ihr", spricht er weiter. "Aber du hast es trotzdem getan", antworte ich ihm das erste Mal nach Tagen.

"Ich weiß und es gibt auch keine Entschuldigung. Du sollst nur wissen, dass ich den beiden einfach nicht sie Chance nehmen wollte es dir selber zu sagen. Das wäre nicht fair von mir gewesen, auch wenn ich dich damit verletzt habe. Es tut mir Leid", erklärt er weiter.

Ich setze mich auf. "Ich verstehe dich, aber trotzdem verletzt es mich", meine ich dann. "Bitte, lass es mich wieder gut machen", nimmt er mich in den Arm. "Okay", erwidere ich seine Umarmung. Er hat ja Recht und ich kann einfach nicht mehr böse auf ihn sein. Er ist doch mein Bruder, ohne ihn kann ich doch auch nicht.

"Danke Thea, und jetzt haben wir eine Überraschung für dich", dabei steht er auf öffnet die Tür und ruft die anderen rein. Überraschung? Hä, was kommt denn jetzt schon wieder?

Keine fünf Minuten stehen alle in meinem Zimmer. Wirklich alle, sogar Basti und Leyla. Die einzigen, mit denen ich mich noch nicht ausgesprochen habe.

"Also wir haben eine Überraschung für dich. Es ist als Entschuldigung gedacht", redet Leon. Okay, wieso müssen es immer Überraschungen sein?

"Und was?", will ich wissen. Kira erzählt mir, dass sie ein Ferienhaus am Meer gemietet haben und da wir jetzt Ferien haben fahren wir am Sonntag los. Also morgen.  Oh mein Gott, wie geil ist das denn. Ich freue mich tierisch darauf. Ich glaub, ich fang an Überraschung zu mögen.

Ich kreische kurz auf. Wahnsinn. "Kann Denise mitkommen?", frage ich in die Runde. "Klar, aber sie müsste mit dir in einem Zimmer sein. Heute Abend wollen wir grillen und alle Eltern kommen noch dazu. Das war Dad sein Einfall, weil er alle kennen lernen möchte. Frag Denise, ob es bei ihnen auch geht", erzählt Leon.

"Was wäre gewesen, wenn ich immernoch mit keinem von euch geredet hätte?", frage ich in die Runde. "Wir hätten dich entführt", lacht Elli. Witzig.

Als meine Freunde wieder aus meinem Zimmer sind, rufe ich sofort Denise an und erzähle ihr von der tollen Nachricht. Sie ist ebenfalls sofort Feuer und Flamme davon. Ich sage ihr, um wie viel Uhr wir uns alle zum Grillen treffen. Aber sie weiß nicht, ob sie es schaffen kann, weil es ist ja ziemlich kurzfristig für sie.

Nachdem wir aufgelegt haben mache ich mich fertig und gehe runter. Benny kommt mir schon auf der Treppe entgegen. "Komm mit", sagt er nur und nimmt meine Hand. Was ist denn jetzt schon wieder los?

Zusammen laufen wir aus dem Haus und ich frage mich was er vor hat. "Wo wollen wir hin?", lache ich. "Naja, ich dachte, weil wir morgen wegfahren bleibt mir nur noch heute, um dich zu einem Date auszuführen und da ich kein nein akzeptiere, entführen ich dich einfach", erklärt er mir.

Er hat sich das gedacht? Vielleicht will ich gar kein Date mit ihm. Er hat mir nichtmal die Chance gelassen, darüber nachzudenken. Denn ich weiß nicht, ob das mehr als Freundschaft werden könnte. Ob ich überhaupt. Ich meine... boa, ich bin gerade so sauer. Das könnte alles kaputt machen.

"Ich hab nichtmal gesagt, dass ich eins will, Benny", sage ich ihm. "Du überrumpelst mich einfach und was sagt Leon überhaupt dazu? Ich könnte nichtmal mit ihm reden", lasse ich meinen Ärger Luft.

"Ich wollte dich nicht kränken", sagt er. Naja, schön ist es nicht, aber umkehren kann ich ja jetzt auch nicht mehr. Er hat mich schon entführt. Theater bringt ja doch nichts.

Nach einigen Minuten halten wir an. Wir sind dann einen kleinen See angekommen. Dort ist eine Decke ausgebreitet und ein Picknickkorb vorbereitet. Er hat sich echt Mühe gegeben. Es ist wirklich süß und sofort verschwindet der Gedanke an meinem Bruder.

Wir setzen uns auf die braune kuschelige Decke und ich schaue mir die schöne Umgebung an. Es ist ein schöner sonniger Tag und der See glitzert in einem schönen hellblau.

Ich weiß noch, dass wir als Kinder oft Zeit hier verbracht haben. Im Sommer waren wir oft baden mit unseren Eltern. Damals als alles noch gut war. Diese Errinnerung stimmt mich ein wenig traurig, aber ich versuche es beiseite zu schieben.

Benny merkt gar nicht, dass ich in Gedanken bin und reicht mir ein Sandwich. Ich beiße hinein und es schmeckt köstlich. "Hast du die selbst gemacht?", frage ich. Er nickt, währenddessen er seins isst.

Nach dem Essen reden wir über Gott und die Welt. Über ernste, aber auch lustige Themen. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe, aber es ist auch komisch. Es fühlt sich für mich nicht an wie ein Date.

Ab und zu streift er meine Hand. Ich denke er macht es absichtlich, um mich zu berühren. Einige Male ziehe ich meine Hand aus Reflex zurück. Ich weiß nicht wieso. Ich meine, wir berühren und öfters, jeden Tag wenn wir uns sehen umarmen wir uns, aber diese sind anders. Es ist alles so neu und ungewohnt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mag und ob ich ihn auf diese Weise mag.

Wie immer mache ich mir zu viel Gedanken.

"Oh, wir sollten los, dass Grillen geht bald los", meint Benny nach einiger Zeit.

Wow, schon so spät. Wir haben echt die Zeit vergessen. Zusammen schlendern wir nach Hause.

Kurz vor meinem Haus bleiben wir stehen. "Ich fand es sehr schön heute und hoffe wir können das ganze wiederholen" sagt er dann.

"Wäre es okay für dich...", stottert er. "Was denn?", frage ich. Er sieht mir tief in die Augen und danach auf meine Lippen. Will er? Würde ich wollen? Sollte ich nicht erst mit meinen Brüdern reden? Hab ich denn wirklich Gefühle? Ja, ich mag ihn, aber mehr? Gott, da sind sie wieder, die Gedanken. Ich... was soll ich antworten? Überforderung pur.

Doch Benny merkt das alles gar nicht, stattdessen beugt sich zu mir runter.

"Benny", eine Frauenstimme ist hinter uns zu hören. Einerseits bin ich froh gestört zu werden und andererseits ich weiß auch nicht.

Ich drehe mich um. Eine Frau steht vor uns. Diese Person kommt mir bekannt vor. Aber woher? "Thea?", spricht mich die Frau nun mich an.

TheaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt