Kapitel 4

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Natürlich steht da Benny aka der Hobbypsyologe. "Hallo", begrüße ich alle freundlich. "Hey", antworten die anderen und Kira nimmt mich in den Arm. "Wirklich er", verdrehe ich meine Augen. Wieso lässt er sich da überhaupt drauf ein, wenn er doch der beste Freund von Leon ist. Er weiß genau, dass sie sowas nicht dulden.

Wir setzen uns rein, an einen Tisch in der Nähe des Fensters. Kurze Zeit später kommt eine Kellnerin und nimmt unsere Bestellung auf. Kira und Joe sind sofort in ein Gespräch vertieft und ich? Ich sitze hier nippe an meinem Kaffee und bete, dass die Zeit schnell um geht.

"Wie geht es dir?", beginnt Benny eine Unterhaltung. "Super", meine ich mit einem Fakelächeln. Dannach ist Pause und keiner sagt mehr etwas. Es ist einfach so unbehaglich zwischen uns. Man merkt diese Spannung zwischen uns. Er gibt sich schon Mühe und will sich mit mir verstehen, aber ich mag ihn einfach nicht. Ich weiß gar nicht, wieso wir überhaupt hier sind. Die zwei brauchen uns gar nicht.

"Also wir haben jetzt zwei Möglichkeiten, entweder wir schweigen uns die ganze Zeit an oder wir machen das Beste draus", spricht Benny dann.

Anschweigen finde ich ja gar nicht so schlecht. Aussprechen tue ich meinen Gedanken nicht. "Naja, wenn du nicht wieder mit deinen Hobbypsyologen Sachen kommst könnte ich vielleicht mit der zweiten Möglichkeiten umgehen", antworte ich ihm.

"Deal", sagt er dazu und dann fangen wir an zu reden. Ich bemühe mich wirklich nett zu sein und im Endeffekt wird es doch ganz lustig. Sogar Joe und Kira fügen sich irgendwann ein. Man sieht den beiden echt an, dass sie füreinander schwärmen. Wirklich süß.

Als es gerade richtig lustig ist klingelt mein Telefon: Basti. Boa ne gar keine Bock drauf. "Was?", nehme ich genervt an. "Komm nachhause", sagt er nur und legt dann sofort wieder auf. Was geht mit ihm? Ihn muss man echt nicht verstehen.

"Ich muss los", meine ich. "Soll ich dich nachhause fahren?", fragt mich Benny. "Nein, danke alles gut", meine ich und gehe los. Ich steige in den Bus und fünfzehn Minuten später bin ich zuhause, dennoch frage ich mich die ganze Zeit was Basti so dringend von mir möchte.

"Was ist denn?", will ich sofort wissen als ich zur Tür rein komme. "Wo warst du?", möchte mein Bruder wissen. "Ich war mit Kira unterwegs, habe ich dir doch gesagt", verdrehe ich meine Augen. Wirklich jetzt? Deshalb sollte ich nachhause kommen? "Du würdest gesehen und das nicht mit Kira", wird er sauer. Werde ich jetzt nach spioniert oder was?

"Und mit wem dann? Boa, ich kann mich treffen mit wem ich will", mit diesen Worten geht die Tür wieder auf und Benny kommt rein. Echt jetzt? Ich schaue Leon fragend an. "Ich hab ihn angerufen", beantwortet er meine Frage. "Also wieso hattet ihr ein Date", will Basti wissen. Ich muss laut anfangen zu lachen. Date? Benny und ich. Oh Gott, ich bekomme mich kaum ein vor lachen und japse vor mich hin.

Irgendwann schaff ich es wieder aufzuhören. "Wir hatten kein Date", sage ich dann. Auch Benny stimmt mir voll und ganz zu, doch meine Brüder denken gar nicht daran uns zu glauben. "Okay, okay ich sag euch die Wahrheit. Wir hatten ein Date und gerade als du angerufen hast...", ich nähere mich immer mehr Benny. "Kamen wir uns näher, haben uns tief in die Augen geschaut...", ich mache das selbe was ich sage, obwohl mich das echt Überwindung kostet, aber nur um meine Brüder zu ärgern tue ich es. "Und wollten uns gerade küssen". Benny's Augen sind so intensiv braun, schon fast schwarz. Aus den Augenwinkel sehe ich wie Basti sich anspannt. Die Tür geht mal wieder auf und der Rest der Clique kommt rein.

Ich gewinne schnell Abstand zwischen mir und Benny. Kira und Joe klären für uns alles auf. Den beiden glauben sie natürlich sofort.  "Wieso habt ihr das nicht gleich gesagt?", fragt Leon. "Haben wir, aber ihr habt uns nicht geglaubt", werde ich laut.

"Sorry", meint Leon versöhnlich und auch Basti entschuldigt sich, aber erstmal einen halben Anfall bekommen. Bald drehe ich noch durch mit denen. Lamgsam bin ich alt genug für meine eigenen Entscheidungen oder nicht?

"Egal, lasst uns einfach was anderes machen", meine ich. Wir entscheiden uns einen Film zu schauen. Wir setzen uns alle aufs Sofa. Auf der wir, aber nur gerade so passen. Es ist echt eng. Wir schauen irgendein Action Film, weil die Jungs bei der Diskussion gewonnen haben.

"Ich hoffe, wir können Freunde werden", flüstert mir Benny rüber. "Hmm", mache ich nur. Boa, ist der Film langweilig. Warte, was hat er gesagt? "Äh....", weiß ich immernoch nicht was ich sagen soll. Freunde? Ich habe keine Kumpels. Warum auch?

Nur, weil wir jetzt einen netten Tag verbracht haben, heißt es nicht, dass sich meine Meinung zu Jungs geändert hat.

Meine Augen werden immer schwerer, doch ich werde schlagartig wach, als ich die Tür erneut höre. Wer ist das? Könnte das? Ja oder?

Ich springe auf. Er ist es wirklich. Mein Dad kommt gerade zur Tür herein und ich springe ihm sofort in die Arme. "Daddy", freue ich mich. Gott, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, dass wir uns nicht gesehen haben. Auch, wenn er uns ziemlich oft im Stich lässt liebe ich ihn. "Liebling, ich freu mich auch dich zu sehen. Wo sind deine Brüder?", fragt er. Direkt nach ihm kommt noch eine Frau herein.

Sie ist ungefähr in dem selben Alter, wie mein Vater. Sie hat blonde, lockige Haare und ist zierlich. Aber die eigentliche Frage ist, was macht sie hier? Meine Brüder kommen dazu.

"Ich möchte euch jemanden vorstellen. Das ist Sarah", sagt er dann. Meine Brüder begrüssen sie freundlich. "Und du musst Thea sein", hält sie mir die Hand hin. "Was macht sie hier?", frage ich meinen Vater und ignoriere sie einfach. "Thea, sie ist meine Freundin. Wir sind seit einem Jahr zusammen. Sie wohnt in Seattle und nun hat sie Urlaub und wird die Zeit hier wohnen", klärt er mich auf.

Zack, da wird mir alles klar. Sie ist der Grund warum er immer in Seattle geblieben ist, deshalb ist er immer immer seltener nach Hause gekommen, nur wegen ihr. Sie ist ihm wichtiger, als seine eigenen Kinder.

"Eure Freunde sollten nun gehen. Ich möchte dass ihr euch alle beim Abendessen besser kennen lernt", sagt er nun und unsere Freunde hören sofort. Ich stehe immer noch wie angewurzelt hier. Die beiden? Seit einem Jahr? Und er hat nie etwas gesagt? Ich versteh das nicht.

"Thea kommst du?", schüttelt Leon mich. "Nein, einfach nein", und mit diesen Worten laufe ich hoch in mein Zimmer.

"Schwesterherz, was ist denn los", natürlich ist Leon mir gefolgt.

"Er hat nie etwas gesagt. Er ist immer länger weggeblieben, wegen ihr und jetzt kommt er her mit so einem Knaller und bringt sie dann noch mit? Ganz ehrlich, das geht gar nicht", teile ich mit ihm meine Gedanken. Ich bin wirklich enttäuscht.

"Ich versteh dich, aber du solltest es für ihn versuchen", meint er nur.

Ich schüttle mein Kopf. Niemals. Erst lügt er und dann soll ich so tun, als wäre das okay?

TheaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt