Kapitel 5

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Ich bin immer noch so aufgewühlt, verwirrt und traurig. Ich hasse Geheimnisse und das war mehr als nur ein kleines. Über Wochen, Monaten, ein ganzes Jahr lang hat er uns belogen und immer gesagt er wäre wegen der Arbeit solange weg, aber nein alles wegen dieser Frau. Wie kann er mir das antun?

Wieder einmal klopft es an der Tür. Diesmal ist es Basti. Bestimmt will er wieder meckern und mich zwingen runter zu kommen.

"Hey Prinzessin", begrüsst er mich und nimmt mich erstmal lange in den Arm. "Hi", meine ich nur.

"Was ist denn los, Kleine?", fragt er ruhig. "Ich verstehe nicht, wieso er sie nie erwähnt hat. Warum war er lieber bei ihr, als bei uns?", möchte ich wissen.

"Ach Thea, er muss uns doch nicht alles sagen. Er weiß, dass wir gut ohne ihn zurecht kommen und es ist doch schön, dass er endlich jemand neues hat nach unserer Erzeugerin", dass letzte Wort spricht er mit voller Wut aus. Er sieht sie nicht als unsere Mutter und damals als ich noch klein war und sie vermisst habe, könnte ich mit keinem reden. Mich hat keiner verstanden oder wollte es.

Auch jetzt versteht er mich nicht. Wenigstens meckert er nicht. Leon war schon immer der Einfühlsamere von beiden, aber auch er versteht nicht alles.

"Komm bitte mit runter", sagt er dann. "Ich möchte aber nicht", bleibe ich dabei.

"Hör auf die Zicke zu spielen. Tue es für dein Vater", ah da kam das meckern. Boa, wenn er nicht bekommt was er will geht das immer so. Nur weil er der älteste ist, denkt er darf alles bestimmen.

"Man meinetwegen... du hörst ja doch nicht auf bis ich mache was du sagst", damit raffe ich mich auf und trotte mit ihm nach unten.

"Thea schön, dass du doch mit uns isst", sagt mein Vater mit einem Lächeln im Gesicht. Ich lasse mich auf den freien Stuhl fallen. Großen Hunger habe ich aber nun wirklich nicht.

"Ich hab gehört du hattest letztens Geburtstag. Hast du schön gefeiert", fragt mich die blonde Frau. "War echt super, wie immer eigentlich", setze ich mein Fakelächeln auf.

"Es tut mir Leid, dass ich nicht da war Süße, aber die Arbeit war so stressig", erzählt mein Vater. "Die Arbeit oder wolltest du lieber deine Zeit mit ihr verbringen?", ich bin so wütend. Er lügt doch immernoch. Er hätte hier sein können.

"Thea", entfährt es ihm und auch von meinen Brüdern bekomme ich einen ziemlichen bösen Blick ab. Pech, ich werd hier nicht ein auf Happy Family machen, denn das sind wir schon lange nicht mehr.

Ich esse einfach stumm weiter. Da Sarah bei mir nicht weiterkommt versucht sie jetzt ein Gespräch mit meinen Brüdern aufzubauen und die sind im Gegensatz zu mir super freundlich.

Man kann auch auf keine Unterstützung von den hoffen. Absolut nervig. "Darf ich jetzt gehen?", frage ich genervt und mein Vater bejaht es. Also trotte ich zurück in mein Zimmer.

Dort rufe ich erstmal Leyla an und klage ihr mein Leid. Wenigstens versteht sie mich. Ich weiß nicht, was ich ohne sie wäre. Sie hat mir bei so vielen Dingen geholfen, seitdem meine Mutter weg ist. Leyla hat mir alles gezeigt was sie hätte tun müssen, wie Schminken zum Beispiel und dafür lieb ich sie unheimlich.

Nach unserem Gespräch lege ich mich ins Bett schlafen.

Schweißgebadet wache ich auf. Wieder so ein scheiß Albtraum. Die habe ich nur, wenn ich sehr aufgewühlt bin. Das war lange nicht mehr der Fall. Ich schaue auf mein Handy,  dies verrät mir das es bereits 5 Uhr ist. Na toll, für eine Stunde lohnt es sich nicht mehr zu schlafen.

Also beschließe ich draußen zu joggen, um meine Gedanken zu ordnen. Ich muss runterfahren, durchatmen und wieder zur Ruhe kommen. Doch das hilft diesmal auch nicht.

Zuhause dusche ich mich ausgiebig und mache mich für die Schule fertig. Danach gehe ich runter. Meine Brüder sitzen schon am Frühstückstisch.

Es riecht nach Pancakes, will Sarah sich jetzt bei uns einschleimen? Dad sehe ich nirgendwo, lässt er uns mit ihr echt alleine?

"Dein Vater ist schon zur Arbeit. Setz dich", klärt mich Sara auf. Oh ne Frühstück mit ihr zusammen? Gespräche... ätzend. Dennoch setze ich mich, da ich nicht unhöflich sein möchte. Blöde Erziehung. Die Pancakes schmecken natürlich noch hervorragend gut.

"Thea ich weiß du brauchst Zeit dich an die neue Situation zu gewöhnen, aber ich hoffe das wir uns bald besser verstehen werden", sagt sie dann. Kurz muss ich kichern. Neue Situation?
"Du bleibst ja nicht lange von daher", zicke ich sie an. Das zum Thema höfliche Erziehung.

"Thea", entfährt es meinen beiden Brüdern. "Was denn?", hebe ich unschuldig meine Hände. Ist doch so. Sie ist schneller weg, als ich gucken kann und auf den Tag freue ich mich schon. Meinetwegen kann Dad gleich wieder mit ihr verschwinden.

Nach dem Essen fahren Leon und ich gemeinsam in die Schule. Er nimmt mich mal netterweise mit. Okay, er nimmt mich immer mit zur Schule. Ich muss immer nur nach der Schule mit dem Bus fahren, wenn er in der Werkstatt ist."Sei nicht so gemein zu Sarah", mahnt er mich sofort. Ich verdrehe nur meine Augen. Bei der Schule angekommen, springe ich förmlich aus den Auto und laufe in die Schule. Bloss weg von diesem Gespräch.

Plötzlich merke ich etwas hartes in das ich gelaufen bin, dadurch bleibe ich abrupt stehen. Wo hab ich nur meine Augen?  Scheiße man, wer steht mir denn bitte im Weg?

Ich schaue hoch, genau genommen zwei Köpfe über mir in blaue Augen. "Alter was stehst du mir im Weg?", blaffe ich ihn an. Mir egal, ob ich Schuld habe. An ihn lasse ich jetzt alle meine Wut aus. Zu meiner Überraschung fängt er einfach laut an zu lachen. Wieso lacht der? Hallo?

"Du weißt schon, dass du nicht geschaut hast wohin du rennst?", japst er. "Na und du hättest ja aus dem Weg gehen können", maule ich weiter. "Für wen hälst du dich den? Die Königin der Schule?", was für ein Arsch. Ich schaube laut. Was denkt er sich denn? Alter, Falter. "Boa, verpiss dich einfach", ich koche vor Wut.  "Mach du doch", lacht er wieder.

"Gott", stöhne ich entrüstet und laufe an ihm vorbei. Jetzt bin ich einfach noch wütender als vorher. Niemand redet so mit mir und wäre Basti hier würde er sich das sicher nicht trauen. Ich weiß genau wieso ich Jungs hasse.

"Du kannst auch Dean zu mir sagen", ruft er mir hinterher. Ich verdrehe meine Augen, halte meine Hand hoch und zeige ihm dezent meinen Mittelfinger. Was ein Arsch.

Meine Laune steigt von Minute zu Minute. NICHT. Montage sind einfach scheiße, dass wissen wir einfach alle.

Natürlich habe ich auch in den ersten zwei Stunden Mathe. Yeahiii. Ironie off. Die Stunden ziehen sich wie Kaugummi und ich bin so froh, als es endlich zur Pause gongt und laufe so schnell es geht auf den Pausenhof zu unseren Platz. Hoffentlich können meine Freunde meine Laune heben.

Unsere Clique trifft sich jede Pause bei den Bänken. Es bleibt auch immer eine frei für uns. Sogar immer die selbe. Warum auch immer, vielleicht weil wir als Clique zu den Beliebteren gehören, doch diesmal könnte ich bei dem Anblick der vor mir liegt einfach nur kotzen....

TheaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt