Kapitel 12

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Heilige scheiße. Nein. Fuck. Bitte, bitte nicht. "Mama, du bist schon hier?", sagt Benny. Mama? Sie ist seine Mutter. Bitte was?  Ich glaub, ich kipp gleich um.

"Thea, was ist denn? Du siehst aus, als hättest du ein Geist gesehen", Benny schaut mich besorgt an. Doch ich bekomme einfach  kein Wort raus. Ich stehe einfach hier und starre sie an. Das ist zu viel. Ich begreife, dass Ganze nicht. Wie ist das nur möglich?

Automatisch bewegen sich meine Beine in Richtung Garten. Ich laufe meinem Bruder direkt in die Arme. Zwar rede ich eigentlich nicht mit Basti, aber ich brauche meinen großen Bruder gerade einfach. Er muss... ich kann nichtmal einen klaren Gedanken fassen.

"Was ist denn los?", will er sofort wissen und auch Leon kommt zu uns. "Hat Benny dir was getan?", fragt er wütend. Ich schaffe es nur meinen Kopf zu schütteln. Der Schock sitzt tief. Viel zu tief. "Thea, sag doch was. Was ist passiert?", möchte Leon wissen.

"Was macht sie hier?", höre ich Basti  dann sagen. Anscheind sind sie auch gerade in den Garten gekommen. Ich löse mich wieder von ihm, drehe mich um, bleibe aber nah bei ihm stehen. Ich sehe sie mir genau an. Sie hat sehr viele Ähnlichkeiten mit mir. Die langen blonden Haare und die dunkelgrünen Augen. Sie ist sehr zierlich und wunderschön. Noch genauso wie damals, in meinen Erinnerungen.

"Es ist so schön euch endlich nach so langer Zeit zu sehen", findet sie zuerst ihre Worte.  "Woher kennt ihr euch?", möchte Benny wissen. "Sie ist unsere Mutter", informiert ihn Leon.

Nun hat er den gleichen Gesichtsausdruck, wie ich wahrscheinlich vor ein paar Minuten. "Wieso bist du hier?", mischt sich nun auch mein Vater ein. Ich beobachte das ganze still schweigend. Ich meine ich weiß was jetzt kommt, was Benny den anderen sagen wird, was ich gerade heraus gefunden habe.

"Sie ist auch meine Mutter", beantwortet Benny die Frage.

Und zack jeder hat diesen Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Verwirrung und Schock. Keiner versteht, was hier los ist. Ich meine, wie kann das möglich sein? Basti und Leon gehen auf sie zu. Bitte schmeißt sie raus. Ich will sie nicht sehen. "Es ist so schön euch zu sehen", und dann nimmt sie die beiden in den Arm. Was mich aber daran sauer macht ist, dass sie es zu lassen. Wieso lassen sie es zu? Wieso schreien die beiden sie nicht an?

Mein Hals ist zu trocken, um etwas zu sagen. Zuerst krächzte sie nur, doch dann wird es zu einem lauten "Geh".  "Aber warum?", will sie wissen. "Du kannst hier nicht auftauchen und denken ich hätte die letzten zehn Jahre vergessen. Als wäre alles total okay", zicke ich sie an.

"Lass es mich bitte erklären", bittet sie uns. "Lass sie", meine Brüder fallen mir wirklich in den Rücken? "Euer Ernst? Die letzten zehn Jahre habt ihr voller Hass über sie geredet und kaum taucht sie auf vergesst ihr das? Gar nicht cool. Wenn sie nicht geht, geh ich eben", ich warte erst gar nicht auf die Antwort, sondern laufe schnurstracks aus dem Garten.

Als ich ein paar Meter gelaufen bin rufe ich Denise an. "Hey, sorry, dass wir es nicht geschafft haben", beginnt sie. "Nicht schlimm, wo bist du?", frage ich. "Bei Dean ich helfe ihm, weil er heute eine Party schmeisst", antwortet sie. "Schreibst du mir die Adresse. Ich komme dahin", sie bejaht es und dann lege ich auf. Ausgerechnet bei Dean, der lacht mich doch gleich aus.

Kurze Zeit später bekomme ich die Adresse und ich laufe hin. Ein Junge öffnet mir die Tür und sagt mir, dass Denise in der Küche ist.

"Hey", begrüsse ich sie und setze mich auf den Tressen. "Na, was ist los?", möchte sie sofort wissen. "Ach, nichts", winke ich ab. Dean betritt die Küche. "Prinzessin, du in meinem Haus", grinst er. "Kaum zu glauben oder?", meine ich nur. "Ich wusste irgendwann kommst du zu mir, weil du endlich mal Spaß willst", sagt er.

"Ich muss kurz nach Hause, aber komme bald wieder. Bleibst du hier Süße?", fragt sie und ich nicke stumm. Dean setzt sich ebenfalls. "Du siehst aus als könntest du ein Drink vertragen", meint er dann. "Jap", kommentiere ich nur.

"Was willst du?", fragt er. "Das was du trinkst", antworte ich. "Ich mach dir mein Lieblingsdrink Jägermeister Energy", erklärt er mir und macht uns jedem einen Drink. Ich nippe dran und es schmeckt wirklich köstlich.

Wir sitzen einige Zeit stumm da und trinken eine Mische nach der anderen. "Willst du drüber reden?", fragt er dann. Er ist ungewöhnlich nett zu mir. "Ich hab meine Mutter heute nach zehn Jahren wieder gesehen", bin ich ehrlich zu ihm.

"Oh", beginnt er und schenkt uns jeder einen Kurzen ein. Die Musik beginnt laut durch das Haus zu spielen. "Wie ist das Wiedersehen gelaufen?", fragt er dann. Nach der Frage trinken wir noch einen Kurzen. "Du musst nicht nett zu mir sein und die Party wegen mir verpassen. Es ist alles gut", weiche ich seiner Frage aus.

"Die Party ist nicht so wichtig, wenn du nicht drüber reden willst ist es okay, aber ich lasse dich nicht alleine sitzen", klärt er mich auf. Echt lieb von ihm. Was ist los mit ihm? "Danke", meine ich und wieder sitzen wir schweigend und trinken einige Drinks.

"Thea", wow er kennt meinen Namen. "Warum bist du nicht bei deiner besten Freundin?", fragt er mich.

"Wir haben Streit. Sie ist mit Basti zusammen und hat es mir verschwiegen", kläre ich ihn auf. "Und du willst das nicht?", fragt er. "Nein, dass ist nicht das Problem. Ich freue mich für sie, aber damals.... Es ist eine lange Geschichte, kurz gefasst es liegt daran, dass sie mich angelogen habe", erkläre ich es ihm.

"Aber wäre sie jetzt nicht die mit der du reden möchtest?", hakt er nach. "Natürlich, aber... ach keine Ahnung am Anfang wollte sie sich mit mir vertragen, aber ich hab immer abgeblockt und dann kam nichts mehr. Jetzt kann ich doch nicht ankommen, nur weil ich sie brauche", sage ich ihm ehrlich.

Ich bin erstaunt, dass ich so vertraut mit ihm reden kann, als wären wir schon Ewigkeiten befreundet. Dabei sind wir es gar nicht. Wir kennen uns nicht mal besonders gut, aber es fühlt sich anders an. Schön irgendwie.

"Mir wäre jeder Grund wert, damit wir wieder miteinander reden", höre ich meine beste Freundin hinter mir. Ich springe von der Theke und drehe mich um. Hat Dean das gerade extra gemacht? Wusste er das sie da steht? Ich meine, er konnte zur Tür schauen, also ja oder? Krass, er ist ganz anders, als erwartet.

Ich laufe meiner besten Freundin in die Arme. "Ich hab dich so vermisst", flüstere ich und sie stimmt zu. Als ich mich von ihr löse ist Dean aus der Küche verschwunden.

Wir setzen uns wieder auf die Theke und machen uns erstmal einen Drink. Danach reden wir über alles. Sie erzählt mir alles über Basti und ihrer Beziehung, entschuldigt sich hundertmal und reden über meine Mutter. Naja, eigentlich reissen wir das Thema nur an und reden über das was noch beim Grillen passiert ist. Über mehr kann und will ich nicht reden. Ich will einfach vergessen, dass diese Frau aufgetaucht ist.

Wir trinken noch einige Kurzen auf unsere Versöhnung. "Wollen wir tanzen gehen?", fragt sie mich. "Ja, aber ich muss vorher noch was erledigen", meine ich dazu.

TheaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt