#24 [Yoongi]

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Jimins Körper fällt mit einer Fontäne ins Wasser und ich laufe schnellen Schrittes zur Stelle, von der er gesprungen ist, ohne meine Augen vom Wasser zu nehmen. Er taucht jedoch nicht wieder auf...

Als ich an genau der Stelle stehe, von der Jimin gesprungen ist, knicken meine Beine ein und meine Tränen laufen nun ununterbrochen, während ich stark zu zittern beginne und schluchze. Ich kugel' mich ein und fange an, zu hyperventilieren, während mein Rücken am Gelände gelehnt ist und vor mir Autos entlangfahren.

Ich werde ihn jetzt wirklich nicht mehr wiedersehen, oder?

Er ist jetzt endgültig Tod.

Ertrunken in den tiefen des Hangangs.

Direkt vor meinen Augen.

Ich konnte ihn nicht retten.

Fuck, warum sprichst du auch nie mit mir, wenn es wichtig ist, Jimin?!

Ich habe das Gefühl, als würde ich jeden Moment ohnmächtig werden, da ich trotz dass ich so viel Luft ein und ausatme, keine Luft bekomme und mir ist auf einmal extrem kalt. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und ich kriege mich einfach nicht mehr ein.

Jimin...

Jimin....!!

Bitte, komm zurück..

Bitte..!

Nach etwa fünf grausamen Minuten werde ich aus meiner Starre geholt, indem mich jemand antippt. Es ist ein freundlich aussehender Polizist, der sich vor mich gehockt hat.

"Min Yoongi, richtig? Versuchen Sie sich zu beruhigen."

Ich starre ihn entsetzt an.

Haben die wirklich nur EINEN VERDAMMTEN STREIFENWAGEN VORBEIGESCHICKT?!

"Stehen Sie mal auf."

Da ich keine Kraft habe, um mich über ihn aufzuregen, versuche ich, aufzustehen, aber ich komme keinen Millimeter hoch. Meine Beine haben nicht die nötige Kraft dazu und so klebe ich am Boden fest.

Würde ich aufstehen können, würde ich mich jetzt auch in den Fluss stürzen...

"Was genau ist denn passiert?"

Ich habe keine Lust, mit dem Typen zu sprechen, weshalb ich ihm einfach Jimins Abschiedsbrief zittrig in die Hand drücke. Er möchte ihn gerade auffalten, als durch sein Funkgerät eine Nachricht reinkommt.

"Ein Taucher hat den Jungen gefunden und bringt ihn nun zum Schiff zur Reanimierung."

Ich schaue geschockt zu dem Polizisten.

Taucher? Schiff? 'Den Jungen', also Jimin?!

"Alles klar. Meldet euch bei weiteren Neuigkeiten." antwortet der Polizist.

Ich zwinge mich auf, indem ich mich am Geländer hochziehe und sehe, dass dort unten echt ein Schiff steht. Außerdem scheint der Taucher gerade Jimin auf's Schiff zu ziehen. Als er dort drauf liegt, beginnen Rettungsärzte direkt mit seiner Reanimation. Mein Körper zittert noch mehr, als vorher, aber meine Beine haben wieder Kraft gefasst. Ich drehe mich zum Polizisten um und gehe zittrig auf ihn zu.

"Ist er am Leben? Haben sie ihn gerettet? Geht's ihm-"

Weiter komme ich nicht, denn ich kippe plötzlich einfach zur Seite und alles wird schwarz.

***

[Jimin]

***

Als ich springe, tut mein Herz weh.

Yoongi schreit.

Wegen mir leidet er..

Aber das ist besser, als dass er stirbt.. Danach kann er nämlich wieder fröhlich werden.

Im Wasser gelandet, zeckt es an meinem Oberkörper, doch ich lass' mich nach dem Schock einfach ins bereits eiskalte Wasser sinken. Je tiefer ich sinke, desto höher wird der Druck auf meinen Ohren und desto kälter wird mir. Aber wie ich schrieb.. Je mehr ich für Yoongi leide, desto besser. Dennoch kommt kurzzeitig etwas Panik in mir auf, als ich diese Beschwerden meines Körpers spüre, und ich schwimme wieder aufwärts. Ich halte meine Luft bewusst an und versuche nach oben zu schwimmen, aber als ich sehe, dass dort ein Schiff kommt, realisiere ich, dass ich gerettet werden würde, wenn ich jetzt nach oben schwimme. Ich will meinen Mund daher öffnen, um das Wasser vorher in meine Lungen laufen zu lassen, doch mein Mund öffnet sich nicht. Mein Körper weigert sich strikt dagegen, das Wasser in meine Lungen zu lassen. Ich sehe bereits die Taucher ins Wasser springen und nach mir suchen, als sich der Druck des Luftmangels auf meinen Kopf und meine Lungen ausübt. Es fühlt sich so an, als würde ich jeden Moment platzen und das Gefühl ist schrecklich. Wenn ich mir eine andere Methode, zu sterben, aussuchen könnte, dann würde ich es jetzt ohne zu zögern tun. Ich sehe, dass die Taucher mir näher kommen, mich aber trotzdem noch nicht entdeckt haben, als ich mein Bewusstsein verliere und meine Lungen sich dann doch mit Wasser füllen.

---

Als ich meine trägen Augen wieder öffne, muss ich stark husten und huste dabei eine menge Wasser aus. Erschöpft und enttäuscht, dass ich noch lebe, starre ich meine Retter monoton an.

Wegen denen wird Yoongi jetzt doch sterben müssen..

Wäre ich nicht komplett erschöpft, würde ich jetzt wieder in Tränen ausbrechen, doch mein Körper liegt einfach starr da und ich schaue in den grauen Himmel. Ich werde danach an Land gebracht und in einen Rettungswagen verfrachtet. Warum ich jetzt nochmal ins Krankenhaus muss, ist mir ein Rätsel, aber die Frage vergesse ich sofort, als ich meinen Freund im Wagen sitzen sehe. Er ist aber nicht wach, sondern scheinbar ohnmächtig.

"Yoongi-!" sage ich geschockt und will mich von der Trage aufrichten, aber ich bin schon von einem Gurt gesichert und komm nicht von der Trage hoch.

"Wir bringen euch beide jetzt zur vorsicht ins Krankenhaus und machen Tests." sagt der junge Notarzt lächelnd.

"W-was ist mit ihm...?" frage ich mit zitternder Stimme.

"Er ist aufgrund von Stressüberlastung zusammengebrochen. Demnach geht es ihm eigentlich ganz gut, aber wie gesagt; zur vorsicht nehmen wir ihn mit."

Ich nicke, mich schuldig fühlend und versuche, meine Tränen zurückzuhalten.

Jetzt, wo ich ihn sehe, ist es doch etwas anderes, dass ich ihm den anfänglichen Schmerz aufdrängen wollte..

"Und übrigens.." sagt der Arzt, während er mir eine Spritze gibt.

"Dein Freund da scheint echt fertig gewesen zu sein. Er hat geweint, gezittert und konnte nicht einmal richtig stehen, wie ich gehört habe. Du solltest in Zukunft vielleicht mit ihm reden, wenn du Probleme hast, anstatt dich in einen Fluss zu stürzen.."

"Ja.." wimmer' ich leise.

"Es tut mir ja schrecklich leid."

Mir laufen jetzt doch ein paar Tränen über die Wangen. Der Arzt tätschelt kurz meinen Kopf, ehe er eine Decke über mich legt, den Wagen verlässt, die Türen schließt und sich nach vorne setzt. Folglich fahren wir los und etwa nach der halben Fahrt wacht auch Yoongi auf. Als er mich sieht, will er sich sofort abschnallen und aufstehen, wird aber ermahnt, da wir noch fahren. Stattdessen nimmt er besorgt meine Hand, die ich direkt drücke.

"Wenn du so etwas noch ein einziges mal machst, dann reanimiere ich dich, nur um dich dann zu erwürgen, hast du verstanden?!" faucht Yoongi besorgt.

"Ja... Aber die Typen-"

"Darum kümmert sich die Polizei, Jimin. Wofür haben wir die Polizei denn sonst?!"

"Es tut mir leid."

"Solange du lebst, ist mir deine Entschuldigung egal, du Egoist. Opfer dich nie wieder für mich, hast du gehört?!"

Ich nicke, woraufhin sich Yoongi erleichtert entspannt.

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt