#77 [Seokjin]

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Etwas genervt sehe ich Jimin und Suga dabei zu, wie sie im Bus miteinander kuscheln.

Haben die beiden denn keinen Anstand? Man kuschelt in der Öffentlichkeit nicht und da macht es auch keinen Unterschied, dass wir ganz hinten sitzen und eh nicht beachtet werden..

Am liebsten würde ich ja einfach selbstständig zur Polizeistation fahren, aber leider ist mein Auto ja Schrott und ich kriege nur ₩13,4 Millionen zurück. Das bedeutet, dass ich erstmal ein paar Monate sparen muss, ehe ich mir einen neuen, guten Wagen kaufen kann.. Da ich auch so viel Miete zahle, zögert sich das Ganze besonders hinaus. Also muss ich wohl oder übel mit den gehassten, öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und einigem Umsteigen kommen wir letztendlich an der Station an und ich seufze erleichtert.

Mit dem Auto hätte ich jetzt nur fünfzehn Minuten gebraucht, aber mit Bus hat es dreißig beziehungweise wegen dem Umsteigen fünfundvierzig Minuten gedauert.

"Warum mussten wir eigentlich direkt mitkommen? Unser Termin ist eine halbe Stunde später." fragt Suga genervt.

"Die halbe Stunde wird euch jetzt auch nicht umbringen und zusammen hinzufahren ist meiner Meinung nach auch sicherer. Nicht, dass ihr zu spät kommt,.. bei den Verkehrsmitteln.."

"Gut, macht auch wieder Sinn."

Wir betreten also zu viert die Station und melden uns beim Pförtner oder was auch immer seine Aufgabe ist. Jedenfalls weist er uns darauf hin, im Wartebereich Platz zu nehmen und wir befolgen seine Anweisung direkt.

Ich beginne infolge der Wartezeit ein leises Gespräch mit Suga und Namjoon über dies und das - was uns eben in den Kopf kommt - während Jimin mit seinen Händen spielt. Nicht lange später werden Namjoon und ich von einem Polizisten abgeholt und dann in einen Raum gebracht, in den wir uns setzen sollen.

Während der Polizist an einem Computer ein paar Dinge erledigt, sitzen wir schweigend und warten auf das Ergebnis.

"Also, Kim Seokjin und Kim Namjoon."

Ich nicke und auch Namjoon spitzt seine Ohren.

"Ich wiederhole kurz nochmal die Geschehnisse aus Ihrer Sicht, Mr. Kim. Sie waren auf dem Weg nach Hause, als der vor Ihnen Fahrende plötzlich schlängelnde Bewegungen fuhr. Sobald er die Fahrbahn verließ, bemerkten Sie, dass ein anderer Wagen direkt auf sie zukam. Sie versuchten noch, zu bremsen und auszuweichen, aber da Sie den Wagen aufgrund des vorher vor Ihnen Fahrenden zu spät bemerkten, hatten Sie keine Zeit mehr und kollidierten mit dem Geisterfahrer. Ist dies alles noch korrekt oder wollen Sie noch etwas ergänzen?"

"Ja, es ist noch korrekt. Ich möchte nichts weiter ergänzen." sage ich mit klarer Stimme.

"Gut, dann wäre das abgeschlossen.." murmelt der Polizist und tippt noch kurz etwas in den PC, ehe er sich zu uns wendet.

"Also, Mr. Kim. Wir haben aufgrund des dringenden Verdachts des versuchten Mordes weitere Untersuchungen vorgenommen, die Chi Saeji und Weitere betreffen. Wir können jedoch mit Sicherheit sagen, dass weder Mrs. Chi, noch jemand anderes, der an dem Mobbing Ihres Mitbewohners beteiligt war, etwas mit Ihrem Unfall zutun hatte. Ihr Unfall war ein dummer Zufall, der gleichzeitig mit den Drohungen einher ging. Der Unfallverursacher, Mr. Wol, verstarb noch am Unfallort. Es wurde eine menge Alkohol in seinem Blut nachgewiesen, was seine rücksichtslose Fahrweise erklärt. Zudem war er schwer depressiv, wie sein Psychiater uns mitteilte. Vermutlich hatte er von Anfang an geplant, in einem Unfall zu sterben und demnach können Sie vom Glück reden, dass Sie mit mäßigen Verletzungen davongekommen sind."

"Hat Mr. Wol denn keine Familienangehörigen?" frage ich mit Hintergedanken an die Versicherung.

"Leider nein. Eigentlich darf ich es Ihnen nicht verraten, aber da dieser Mann sie beinahe umgebracht hat, denke ich, dass es okay ist, solange Sie es für sich behalten.. Die Eltern des Unfallverursachers waren jeweils Einzelkinder und sind beide verstorben; die Mutter erst vor drei Monaten, was eine deutliche Verschlechterung seines geistigen Zustandes verursacht hat. Die Großeltern sind ebenfalls bereits verstorben und Mr. Wol hatte keine Geschwister."

Ich nicke zögerlich.

Jetzt tut mir der Typ schon irgendwie leid, obwohl er mich fast mein Leben gekostet hat. Ich meine, er war immerhin komplett allein und hatte niemanden mehr..

"Und was ist mit den Kosten des Unfalls? Mein Freund hat immerhin seinen teuren Wagen dabei verloren." merkt mein Freund nun an.

"Die Kosten, die Mr. Wol hätte übernehmen müssen, fallen wohl oder übel auf den Staat; das schließt Mannschaftskosten, das Abschleppen und Verschrotten der jeweiligen Wagen, falls notwendig und natürlich auch die Arztkosten für Mr. Kim ein. Allerdings vermute ich, dass der volle Wert des Wagens nicht erstattet wird, sofern Mr. Kim keine derartige Versicherung abgeschlossen hat."

"Verstehe.."

"Und auf mich wird nichts mehr zukommen, wenn ich das jetzt richtig verstehe?" frage ich als letzte Frage.

"Nein. Mit diesem Termin ist der Fall abgeschlossen und Sie werden hoffentlich nie wieder von der Polizei hören."

"Dann danke ich Ihnen für Ihre Arbeit."

Der Polizist nickt und wir stehen alle auf, ehe wir einander verbeugend verabschieden. Folglich bringt uns der Polizist wieder nach vorne, denn wir dürfen nicht allein in der Station rumlaufen. Namjoon und ich gehen also vorne wieder angekommen auf die Jüngeren zu, wobei Namjoon vorher noch seufzt.

"Dann kriegst du dein Geld ja echt nicht mehr zurück."

"Ist nicht mehr so schlimm. Ich habe mich schon damit abgefunden." antworte ich ehrlich.

"Wenn du meinst.."

"Und? Wie war es?" fragt Suga.

"Im Großen und Ganzen erleichternd. Saeji hatte definitiv nichts mit meinem Unfall zutun, daher wird uns wohl nichts mehr passieren. Allerdings werde ich letztendlich das Geld für mein Auto nicht zurückbekommen." erkläre ich kurz und knapp.

"Das sollte dich bei deinem Einkommen eigentlich herzlich wenig stören." schmunzelt Suga, weswegen ich ihm einen 'Ist-das-dein-ernst?'-Blick zuwerfe.

"Ich habe vielleicht ein sicheres Einkommen, aber ich muss mein Geld deswegen nicht quasi aus dem Fenster werfen."

"Ich weiß, ich weiß. Ich wollte es ja nur anmerken."

Ich nicke und folglich setzen Namjoon und ich uns wieder in den Wartebereich.

"Ihr seid bestimmt auch gleich dran. Es sollte nicht lange dauern. Bei uns hat es ja auch nur zehn Minuten gedauert." kommentiere ich das Warten, woraufhin Jimin seufzt.

"Ich frage mich wirklich, was uns erwarten wird. Immerhin wissen wir bereits, dass die Idioten ihre gerechte Strafe erhalten haben.. Also weiß ich nicht, warum wir unbedingt nochmal zur Polizei zitiert werden müssen."

"Manchmal ist es ganz gut, zu wissen, was genau sie erwartet. Okay, vielleicht werden sie definitiv ihre Strafe erhalten, aber was müssen sie machen? Sie haben dir dein Leben zur Hölle gemacht, also wie sehr werden sie bestraft?" philosophiert Namjoon, weswegen Suga ihn lieber unterbricht.

"Wenn wir das Ganze so betrachten, dann werden sie niemals so bestraft, wie wir es uns wünschen."

"Solange sie nicht mit ihren Taten durchkommen und irgendeine Strafe erhalten, solltet ihr euch glücklich schätzen." widerspricht mein intelligenter Freund jedoch.

"Vergisst nicht, dass die Welt extrem ungerecht sein kann. Es gibt da draußen Mörder, die nicht verurteilt werden, weil die Polizei zu wenig Beweise hat."

"Stimmt." seufzt Suga nachdenklich.

"Jetzt redet nicht über so deprimierende Themen. Seid froh, dass ihr leben könnt und macht das beste daraus." lächel ich.

"Hyung gibt motivierende Sprüche von sich. Wie schön." lacht Jimin daraufhin.

"Alles, was von mir kommt, ist schön."

Grinsend werfe ich Jimin einen fliegenden Kuss zu, woraufhin er mich leicht schlägt.

"Park Jimin und Min Yoongi?"

Ich schaue auf, als meine beiden Kinder aufgerufen werden und weise sie mit einer Kopfbewegung darauf hin, aufzustehen.

"Wir warten hier auf euch. Viel Glück." lächel ich.

"Danke, Hyung."

Sich verbeugend geht Jimin voraus und Yoongi folgt ihm, woraufhin der selbe Polizist von eben sie nach hinten durch einige Gänge zu ihrem Raum führt.

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt