#91 [Hoseok]

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"Ich bin aufgeregt. Bist du auch aufgeregt? Merkt man, dass ich aufgeregt bin? Warum bin ich eigentlich aufgeregt?" frage ich Namjoon, als wir gerade auf dem Weg zu unserem Raum sind.

Wir haben von der Uni wie abgemacht den Schlüssel für einen reservierten Tanzraum erhalten und sind nun auf den Weg dort hin, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. In diesem Tanzraum sind nämlich zwei große Fernseher, auf denen wir unser Musikvideo abspielen wollen. Das Instrumental dazu wird dann über die lauten Anlagen gespielt und parallel dazu tanzen und rappen wir bei den zwei Aufführungen.

Die technische Unterstützung kriegen wir zum Glück von der Uni, aber wir müssen dennoch alles selbst aufbauen. Also müssen Namjoon und ich erstmal den Laptop mit den Bildschirmen verbinden, dann die Lautsprecher anschließen und nicht zuletzt müssen wir gleichzeitig uns selbst mit Mikros verkabeln, sodass diese sicher sitzen, und wir müssen die Mikros per Signal mit dem Computer verbinden.

"Hoseok, beruhige dich. Es hat noch nicht einmal angefangen und wir haben auch nur zwei Aufführungen."

"Eben! Wir haben nur zwei Chancen! Hoffentlich verpatzen wir das nicht."

"Wenn jemand verpatzt, dann ich mit meinen tollpatschigen Füßen, also beruhige dich."

Ich sehe Namjoon kurz schweigend an, ehe ich ihn leicht anstupse.

"Verpatz das nicht, Namjoon! Wir haben nur diese eine Chance!"

"Genau genommen haben wir nächstes Jahr noch eine Chance."

Ich lächel nun, mich geschlagen gebend, und fange an, mich etwas zu entspannen.

Der Jüngere hat recht. Selbst wenn wir dieses Jahr kein Entertainment für uns begeistern können, so haben wir nächstes Jahr noch immer eine Chance und das ganze Projekt soll ja Spaß machen.

Wir kommen also beim Raum an und betreten diesen. Ich atme noch einmal tief durch, ehe ich schnell die Ventilatoren im Raum anstelle und mich dann an den Laptop stelle, um ihn einzuschalten.

"Versuch du dich an den Lautsprechern, Namjoon. Aber bitte; mach sie nicht kaputt."

"Als wenn ich sie kapu-" fängt er an, stockt dann jedoch, als er das Ende des Kabels in der Hand hält, welches in den Lautsprecher gehört.

"Du hast das Kabel rausgezogen, du Idiot! Ist es noch ganz? Kann man das wieder reinstecken??" frage ich besorgt.

Ich nehme schnell das schwarze Kabel in die Hand, während der Leadrapper seine Hände entschuldigend hebt.

"Es ist kaputt." stelle ich seufzend fest.

Wir sind gerade mal zwei Minuten im Raum und Kim Namjoon hat es geschafft, das Energiekabel aus dem Lautsprecher zu ziehen. Großartig.

"Ich habe nicht einmal gezogen, wirklich! Ich habe es nur genommen und dann ist es quasi wie von selbst rausgefallen.."

"Vielleicht hat jemand anderes es abgerissen und dann einfach wieder reingesteckt, damit er den Anschiss nicht bekommt?" überlege ich laut.

"Jedenfalls brauchen wir einen anderen Lautsprecher.. Kannst du schnell nachfragen? Ich erledige solange die restlichen Vorbereitungen."

Nachgebend nickt Namjoon und verlässt dann schnell den Raum, um einen Professor zu finden.

Wenn wir keinen zweiten Lautsprecher finden, haben wir Probleme mit dem Surround-Sound. Es ist natürlich nicht verheerend, aber trotzdem tragisch, weil wir so nicht den gewünschten 'Wow!'-Effekt hervorrufen können.

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Wir stehen nun kurz vor unserer ersten Aufführung und sind deutlich aufgeregt. Die Ventilatoren im Raum tun ihr bestes, damit die Luft gekühlt wird, und der Raum füllt sich mit einigen Zuschauern. Teilweise sind es völlig fremde Besucher, aber es sind auch andere Studenten und Professoren dabei. Die Professoren sollen natürlich bewerten, wie gut unser Projekt ist und deswegen gehen sie nacheinander durch alle Projekte.

Blöderweise konnte Namjoon keinen Ersatz für den kaputten Lautsprecher finden. Er hat erst den Professor gefragt, der uns auch die Elektronik zur Verfügung gestellt hatte, aber dieser hatte leider keinen Ersatz. Danach hat er sogar den Hausmeister gefragt, aber auch er hatte keine Lautsprecher, um sie uns zu leihen. Stattdessen hatte er angeboten, sich unser Problem anzusehen, aber er meinte, dass sich bei dem nicht viel machen ließe, weil es eine Weile dauern würde, bis er es repariert hätte. Weil wir ihm jedoch leid taten, hat er sich bereit erklärt, den funktionierenden Lautsprecher wenigstens so umzubauen, dass er direkt auf die Zuschauer zeigt. So würden sie es wenigstens besser hören.

Also stehen wir jetzt mit einer kleinen Notlösung da und warten noch ein paar Minuten, bevor wir die Auffürung beginnen.

Als dann auch noch eine Dreiergruppe aus Männern mit einem Entertainment-Schild den Raum betritt, flüster ich Namjoon quiekend zu. Dieser versucht jedoch, ruhig zu bleiben. Als wir also schlussendlich das Gefühl haben, niemand würde mehr dazukommen, beginnen wir die kleine Show.

Wir fangen erst an, ein wenig zu reden, gefolgt davon, dass Namjoon und ich uns insziniert etwas gegenseitig fertig machen, indem wir uns Diss für Diss gegen den Kopf werfen. Die Disse sind zwar nicht wirklich eingeplant und kommen mehr aus dem Kopf, aber sie dienen dennoch als einstieg, um letztendlich ins eigentliche Lied einzuspielen.

Die Zuschauer scheinen die kleine Einführung jedenfalls zu feiern - zumindest die anderen Stundenten zeigen das sehr. Als dann die Musik los geht und Namjoon und ich unsere Stellung einnehmen, staunen sie schon. Die ersten Schritte sind dann einzig begleitet vom Instrumental, weshalb sie besonders intensiv wirken, und sobald Namjoon anfängt, zu rappen, applaudieren und pfeifen die wenigen mir bekannten Gesichter bereits.

Namjoon ist bereits unter dem Synonym Rap Monster an unserer Uni bekannt, weshalb die wenigen Stundenten in diesen Raum ihn besonders feiern. Allerdings hat er seit diesem Projekt seinen Namen geändert. Er meinte nämlich, dass 'Rap Monster' kein guter Name für eine professionelle Karriere sei.

Nachdem unser Track zuende ist, beenden wir die Aufführung mit ein paar letzten Worten und dann erhalten wir einen respektvollen Applaus der kleinen Gruppe. Erleichtert atmen wir beide auf und sehen dabei zu, wie sowohl die Dreiergruppe des Entertainment als auch die Professoren etwas unter sich tuscheln. Am Ende verlassen alle den Raum, wobei ein paar Studenten nochmal zu uns kommen und uns Komplimente geben. Zuletzt bleiben Namjoon und ich jedoch erstmal allein zurück und sehen uns jeweils erleichtert an, ehe wir das Musikvideo im Hintergrund starten und eine Pause machen.

"Das war ein super Erfolg. Jetzt muss nur noch der zweite Auftritt ebenso gut laufen und dann haben wir es geschafft."

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt