#108 [Jimin]

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Leicht lächelnd beobachte ich meine drei Freunde dabei, wie sie vom Sprungbrett springen, nur um dann wieder hinaufzuklettern und erneut zu springen. Song und Weecheol veranstalten dabei ein Wettbewerb darum, wer den besten Sprung schafft und bei jedem weiteren Sprung bin ich erstaunt, dass sie so ästethisch fallen können - vor allem Song hat sich da voll unter Kontrolle.

Ursprünglich war ich der Jurist, aber nachdem eine Gruppe Jugendlicher laut Komplimente geschrien hat, als Song gesprungen ist und nachdem dann die halbe Bevölkerung um den Sprungturm gemerkt hat, dass auch Weecheol extrem gut ist, haben sie angefangen, die beiden anzufeuern. Ich kann mich jedoch nicht beklagen, denn im Endeffekt könnte ich mich eh nicht entscheiden, da beide mich umhauen. 

Ich schaue nun auf meine Füße, die vom Rand ins Wasserbecken baumeln und jedes Mal, wenn jemand springt, erzeugt es kleine Wellen, die an meine Oberschenkel schwappen. Ich starre daraufhin auf meine Oberschenkel, die beim Sitzen ziemlich fett aussehen und muss bei dem Gedanken leise kichern. Erneut schwappt das Wasser gegen meine Schenkel, als mich jemand von hinten antippt. Ich schaue also hinter mich und mir wird ein wärmliches Lächeln entgegengeworfen. Bomi setzt sich folglich neben mich ans Becken und lehnt sich gegen meine Schulter. 

"Sag mal, warum machst du nicht mit? Du könntest die beiden doch locker schlagen."

"Nicht wirklich." lächel ich, woraufhin ich Weecheol dabei zusehe, wie er eine Rolle in der Luft macht und dann mit dem Kopf voran eintaucht. 

"Aber dass du auch nicht einfach so gesprungen bist, hat einen Grund, richtig?"

Mein Blick mustert das schwarzhaarige Mädchen kurz, ehe ich seufzend nicke. 

"Du erinnerst dich doch sicher an die Geschichte, dass ich mich beinahe ertränkt hätte? Eigentlich habe ich nie Angst gehabt, weil Yoongi bei mir war, aber vorhin, als wir in das Becken gesprungen und dann zur anderen Seite geschwommen sind, um zum Sprungturm zu kommen... Ich habe da mitten im Becken plötzlich ein unangenehmes Gefühl in meinem gesamten Körper gespürt. Ich habe mich ungewollt verspannt und mein Herzschlag hat sich verschnellert. Meine Atmung wurde etwas flacher und ich hatte einfach Panik, unterzugehen. Ich war deshalb umso erleichterter, dass ich es doch noch bis zur anderen Seite geschafft habe."

Verständnisvoll nickt meine Freundin, während sie mir auf die Schulter klopft. 

"Das hättest du sofort sagen sollen, Jimin. Was ist, wenn etwas passiert wäre?"

"Solange ich nicht ins tiefe Wasser gehe, kann gar nichts passieren. Daher war es unnötig."

"Wir sollten es den anderen beiden dennoch sagen." seufzt Bomi. 

"Komm, steh auf."

Ich folge den Worten meiner Freundin und stehe mit ihr zusammen auf. Genau in diesem Moment kommt auch Song zu uns geschlendert, was ich mir hätte denken können, denn das Gebrüll der Jugendlichen hat aufgehört. 

"Song, Jimin hat mir gerade erzählt, dass er-" versucht das etwa gleichgroße Mädchen wie ich anzufangen, doch Song ignoriert sie komplett. 

Stattdessen hebt er mich plötzlich hoch und legt mich über seine Schulter, weshalb ich aufquietsche. 

"Du kannst doch nicht die ganze Zeit am Beckenrand hängen, Jiminie." lacht er. 

"Song, was hast du vor??" fragen Bomi und ich gleichzeitig. 

Der Ältere antwortet jedoch nicht. Stattdessen läuft er auf das Einer-Brett zu, weshalb ich zu zappeln anfange. 

"Song?? Was hast du vor?!" frage ich nun halb schreiend. 

"Beruhige dich. Wir springen nur vom Einer." 

Panisch suche ich nach Hilfe, die ich bei Bomi finde. Diese versucht nun, Song aufzuhalten und ihn zurückzuziehen, doch der Silberhaarige ist natürlich stärker und schafft es auf's Brett. In diesem Moment ruft der Bademeister, dass nur eine Person auf's Brett dürfe, weshalb Bomi kurz erstarrt. Sie ist eben trotzdem irgendwo eine korrekte Person, die sich an Regeln hält. Song jedoch läuft bis an's Ende des Brettes, wodurch es sich bereits leicht krümmt.

Ängstlich klammer ich mich an den Älteren und flehe ihn an, mich nicht fallen zu lassen, doch er scheint mein Flehen nicht als Angst zu erkennnen - immerhin kennt jeder den Moment, wenn man einen Freund ins Wasser schubst, obwohl dieser es nicht will. Er wirft mich also mit Schwung ins Wasser, wobei ich ihn noch kratze, weil ich wirklich nicht ins tiefe Wasser will. Ein Kreischen verlässt meinen Mund, bis ich im Wasser aufkomme und sofort an die Oberfläche schwimme. Erbost sehe ich den Älteren an, während er mich einfach nur belustigt mustert. Bomi jedoch sieht ziemlich erschrocken aus. 

Ich paddel mit den Beinen, wodurch ich schlussendlich realisiere, dass ich im tiefen Wasser bin. Sofort verschnellert sich wieder mein Herzschlag und Tränen steigen mir in die Augen. Ich versuche, mich fortzubewegen, um zur Leiter zu kommen, aber meine Muskeln machen nicht mehr mit. Ich kann nur auf der Stelle schwimmen, weshalb ich Bomi ängstlich ansehe. Die Kälte des Wassers steigt von meinen Beinen bis zu meinem Kopf und obwohl ich über Wasser bin, obwohl ich atmen kann, setzt meine Atmung aus. Das Gefühl, welches ich hatte, als ich von tonnenweise Wasser umgeben war, breitet sich in meinem gesamten Körper aus. Der Druck spielt sich erneut in meinem Kopf ab, obwohl er physisch gar nicht da ist und so langsam lässt meine Muskulatur nach. Ich sinke tiefer ins Wasser, woraufhin Bomi ohne zu zögern hineinspringt. Das alles muss sich binnen weniger Sekunden abgespielt haben, denn obwohl Bomi bereits im Wasser ist, hat Song noch immer nicht ganz realisiert, dass ich mich nicht bewegen kann. 

Innerhalb der nächsten Sekunde liegt mein Kopf unter Wasser und ich muss mit dem spärlichen Atmen auskommen, den ich noch habe. Die Kälte des Wassers fühlt sich immer aufdringlicher an - nicht mehr wie eine Erfrischung an einem heißen Sommertag - und langsam baut sich der Druck in meinem Kopf auch wieder physisch auf. Ich könnte jedoch erleichtert aufseufzen, als Bomi mich erreicht und meinen Arm um ihre Schulter legt. Zusammen mit mir schwimmt sie an die Oberfläche des klaren Beckens. Sobald ich wieder Luft bekomme, atme ich heftig ein, was jedoch durch Applaus gestört wird. Mein Blick schweift kraftlos am Beckenrand entlang, wo ein paar Leute die Rettungsaktion miterlebt haben. Song hockt mittlerweile mit weit aufgerissenen Augen am Rand und wartet halb anwesend darauf, das wir zur Leiter kommen. Sobald wir ankommen, hilft er mir hoch und dann zieht er mich sofort in seinen Arm, um mich fest an sich zu drücken. 

"Es tut mir so leid, Jimin. Ich wusste nicht, dass du Angst bekommst. Ich wusste es wirklich nicht, sonst hätte ich nicht-..."

Er schluckt schwer, seine Stimme zittert und doch ist sein Griff um mich so stark, dass er mir zeigt, er würde mich nie wieder loslassen oder zu nahe an das Becken lassen wollen. 

"Es tut mir wirklich so unendlich leid."

Um ihn zu beruhigen, schüttel ich also meinen Kopf, wonach ich diesen direkt auf seiner Schulter verweilen lasse. Seine Umarmung fühlt sich erleichternd an, nachdem ich beinahe wieder ertrunken wäre und sie verstärkt das Gefühl, dass ich niemals allein bin. Nach einer Weile, in der ich mich auch wieder erhole, lässt mich Song los und ich wende mich nochmal an Bomi, um sie zu fest umarmen und ihr zu danken. Ganz am Ende falle ich auch Weecheol um den Hals, welcher dazugekommen ist, nachdem ich bereits in Songs Armen lag. Mit der Erlaubnis des Badepersonals verlassen wir den Steg, welcher mitten in das große Becken führt, durch den Zaun, welcher kleine Kinder davon abhalten soll, in den Nicht-Schwimmer Bereich zu treten. Wir laufen folglich zurück zum Liegeplatz, wo noch immer nur Seohyun anzutreffen ist, die mit ihrem Handy spielt. Ich lasse mich also neben sie fallen und schließe damit für die nächsten Stunden oder vielleicht auch Wochen mit dem Wasser ab. 

"Ich kaufe dir ein Eis, ja Jimin? Es tut mir leid."

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt