#17 [Jin]

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"FUCK!" schreie ich, als ich mit voller Kraft auf die Bremse trete.

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Langsam wache ich auf und das erste, was ich wahrnehme, ist ein stechender Schmerz in meinem linken Bein und in meinem Bauch. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und versuche, meine Augen zu öffnen. Nach einer kleinen Verzögerung gehorchen sie mir und ich kann sie öffnen. Ich nehme die Umgebung erst noch verschwommen wahr, aber schon allein weil ich einen Unfall hatte, ist mir bewusst, dass ich im Krankenhaus liege.

Hoffentlich haben sich die anderen nicht zu viele Sorgen um mich gemacht..

Ich schaue im Raum umher und seufze dann.

Ich bin allein..

Hätte nicht wenigstens mein Freund hier sein können, wenn ich erwache?

Ich richte mich auf, wodurch der Schmerz noch stärker wird und ich aufzische, ehe ich mich doch wieder hinlege.

Was soll ich denn jetzt die ganze Zeit machen? Rumliegen und mich langweilen??

Ich schließe meine Augen genervt und atme einmal durch.

"Der Typ vor mir hätte ruhig sein Warnlicht einschalten können." murmel ich beleidigt.

Warte, was ist mit meinem Auto....?!

Ich höre Stimmen außerhalb meines Zimmers, die mir bekannt vorkommen. Allerdings kann ich sie nicht zuordnen. Als die Tür aufgeht, schaue ich neugierig zu dieser, durch die meine Eltern UND Namjoon kommen. Als sie mich erblicken, reißen sie ihre Augen auf und kommen auf mich zu.

"Jin! Du bist wach!"

"Tut mir leid, dass ich wach bin?" frage ich lachend.

Meine Mutter greift besorgt meine Hand, während Namjoon sich um meinen Hals wirft.

"Ich hab mir riesen Sorgen gemacht!" wimmert dieser.

"Hast du Schmerzen, mein Junge?"

Beide haben weinerliche Stimmen, weshalb ich sie mit Gesten beruhigen möchte. Ich lege meinen freien Arm um Namjoon und drücke die Hand meiner Mutter, während ich in Richtung meines Vaters lächel.

"Mir geht's gut. Es tut nur ein bisschen weh."

"Das ist gut.."

Wir schweigen einen Moment, ehe mein Vater mich fragt, was denn überhaupt passiert sei. Ich erkläre ihm die Situation und rede mit den dreien. Ich bin glücklicherweise erst gestern verunglückt, also relativ schnell wieder wach geworden. Außerdem sind meine Verletzungen wohl nicht so schlimm, auch wenn ich im Krankenhaus bleiben muss, bis die Wunden größtenteils verheilt sind. Nachdem ich mit ihnen gesprochen habe, schreibt Namjoon den anderen, dass ich aufgewacht bin. Daraufhin machen sie sich alle fertig, um zu mir zu kommen. Innerhalb der nächsten Stunde sind die restlichen fünf hier und Jiminie wirft sich mir direkt um den Hals, was mich verwirrt, da ich ihm das bei mir nicht zugetraut hätte. Nicht, dass ich damit behaupte, dass Jimin sich keine Sorgen um mich machen würde, aber dass er bei mir doch so emotional wird, verwundert mich eben.

"Es tut mir leid." murmelt er immer wieder, weshalb ich ihm über den Kopf streiche.

"Ist schon gut."

Die anderen sehen mich mitleidig an.

Warum muss mich eigentlich jeder so bemitleiden? Ich lebe doch noch und bin jetzt auch nicht soo schwer verletzt worden..

"Geht's dir gut?" fragt Hoseok.

"Ja. Alles ist bestens. Jetzt schaut nicht so traurig, Leute."

"Jinnie, es tut mir leid. Wäre ich nicht zur Party gegangen-..." fängt Taehyung an.

"Du konntest es nicht ahnen. Mach' dir keine Vorwürfe." beruhige ich ihn.

"Er hat aber recht." widerspricht Namjoon mir jedoch.

Ich schaue ihn entsetzt an. Er sieht leicht wütend aus.

"Jin sitzt jetzt für die nächsten vier Tage hier im Krankenhaus fest, kann nicht einmal arbeiten gehen und muss beim Treppensteigen aufpassen, wenn er entlassen wird. Wenn du nicht sinnlos feiern gegangen wärst und wie ich erfahren habe, dich sogar trotz Jins Befehl betrunken hättest, dann wäre das alles niemals passiert. Und was fällt dir eigentlich ein, friedlich schlafen zu gehen, während Jin in Lebensgefahr schwebt?!" wirft mein Freund ihm vor.

"Namjoon, beruhige dich. Er konnte es doch nicht wissen!" mische ich mich ein, aber Namjoon ignoriert mich.

"Jin sorgt sich um dich, macht dir essen, erledigt alle schriftlichen Sachen für dich, kontrolliert dich, damit du später eine Zukunft hast und du dankst ihm, indem du ihn in einen Unfall zwingst, ihn in Lebensgefahr bringst und dennoch friedlich schlafen gehst?! Was bist du bitte für ein Freund??!"

"Namjoon, es tut mir ja leid.. Ich hätte mich an seiner Stelle in das Auto gesetzt, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte." murmelt Tae mit dem Blick nach unten gerichtet.

"Nein, das würde ich nicht-" fange ich an, aber Namjoon übertönt mich natürlich.

"Soll ich mal ehrlich sein, Taehyung? Ich wünsche mir sehnlichst, dass du an Jins Stelle in diesem Wagen gesessen hättest und dir die Kollidierung die untere Hälfte komplett zerquetscht hätte."

"Bist du behindert?! Ich zerquetsche dir gleich mal die untere Hälfte!" mischt sich Jungkook nun wütend ein.

"Wir wären alle eh ohne Taehyung besser dran, weil du dich damals dann nicht an Jimin vergriffen hättest und aus Schuldgefühlen abgehauen wärst, Jungkook."

"Ohne Taehyung hätten wir uns aber auch nicht kennengelernt." sagt Suga nun verteidigend.

"Ich rede nicht davon, dass wir ihn nie hätten kennenlernen sollen, sondern dass er einfach anstatt Jin beim Unfall hätte draufgehen sollen!"

Namjoons Stimme ist wütend, aber verbittert und ich verstehe nicht, warum er jetzt so kindisch und wütend wird. Immerhin bin ich noch am Leben und mein linkes Bein habe ich auch nicht verloren, sondern nur verletzt. Ich will etwas erwiedern, um diese lauter werdende Diskussion vor allem zwischen Jungkook und Namjoon zu unterbrechen, die sich jetzt sinnlos beleidigen, aber bevor ich etwas sagen kann, schreit Jimin ganz laut und langgezogen 'Nein!'. Überrascht wird es still und alle gucken zu Jimin, dem Tränen das Gesicht runterlaufen. Er schluchzt auf, verstärkt jedoch seine Stimme, um zu sprechen.

"Hört auf, euch zu beleidigen und sowas gemeines zu sagen! Wir haben uns doch alle lieb.. Niemand soll sterben, ich liebe euch alle.. Wir sind eine Familie und halten auch in schweren Zeiten zusammen... Niemand soll sterben!"

Geschockt starren alle den Weinenden und Schluchzenden an, der nun sein Gesicht in seinen Händen vergräbt. Ich bin erleichtert, dass wenigstens einer meiner Dongsaengs die Diskussion nicht weiter provoziert, sondern beendet.

"Danke." sage ich lächelnd.

Die anderen, und vor allem Namjoon, schauen sich verlegen an.

"Tut mir leid... So war das nicht gemeint..." murmelt Namjoon.

"Es war wirklich nicht meine Absicht.." sagt Taehyung mit zittriger Stimme.

Seine Tränen fallen auf den Boden, woraufhin Namjoon ihn in den Arm nimmt und tröstet. Das sind wirklich alles Idioten, aber immerhin sind diese Idioten meine Freunde und wir haben uns, wie Jimin sagte, doch alle irgendwo lieb.

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt