#98 [Jungkook]

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"Hey, Kookie. Wir müssen in einer halben Stunde Jin und Namjoon ablösen.. Wollen wir nicht solange noch ein bisschen Spaß haben und zu Hoseok, Jimin und Suga gehen?" fragt Taehyung, der seufzend neben mir liegt.

"Ich hab die drei hinten an der kleinen Wasserrutsche gesehen und sie schienen eine menge Spass zu haben."

Ich schüttel sofort den Kopf und stehe dann auf.

"Wir können auch zusammen Spass haben. Komm, lass uns ins Wasser springen." grinse ich.

"Nimm's mir nicht übel, aber auf Dauer ist es zu zweit ziemlich langweilig und wir gehen ja auch nicht zur Rutsche, weil die anderen dort sind.. Was hast du gegen die drei?"

Ich seufze und lasse mich wieder an den Beckenrand fallen, meine Beine dabei ins Wasser ragend.

"Ich habe nichts gegen die drei.."

"Aber gegen Hoseok.. Und du willst mir nicht sagen, was es ist." stellt Taehyung fest.

Ich nicke stumm, weshalb sich Tae aufsetzt.

"Ich bin dein Freund, Jungkook. Warum erzählst du es mir nicht? Ich werde dich dafür nicht verurteilen."

Ich kaue schweigend auf meiner Lippe und schaue auf meine Füße im Wasser, während Taehyung mich mustert.

"Bitte, Jungkook. Wenn es dir so schwer fällt, dann sag mir wenigstens, in welche Richtung es geht."

Ich schweige weiterhin.

Was soll ich ihm auch schon groß sagen..? Ich bin einfach total verletzt, dass Hoseok uns sowas antun will.

Einfach abhauen, ohne unsere Gefühle zu berücksichtigen..

Seitdem ich weiss, dass er einfach vor hatte, zu gehen, fühle ich einen gewissen Schmerz in meiner Brust, sobald ich ihn sehe. Es ist wie eine Art Vertrauensbruch. Nein, es ist viel schlimmer, als das. Ich weiß jetzt, dass Hoseok uns einfach verlassen wird und ich weiss auch, dass ich dagegen nichts tun kann.

Wenn Jimin sich schon komplett aufopfert und dieses trotzdem nicht hilft, was kann ich dann schon noch ausrichten?

Weil ich weiß, dass Hoseok gehen wird, egal, was wir versuchen, ist er irgendwie.. gestorben.

Ich sehe ihn nicht mehr als Person. Wenn ich ihn sehe, verfliegen meine Gefühle und mein Vertrauen zu ihm. Einzig der Schmerz bleibt und ich weiß, dass wenn ich ihn zu lange ansehe oder ihn berühre, die Gefühle doch wieder aus dem Kessel kommen. Ich spüre einfach, dass wenn ich ihm gegenübertrete, ich in einen Heulkrampf ausbreche und ihn anflehen werde, nicht zu gehen.

Jimin hatte uns aber gebeten, Hoseok wenigstens nicht zu sagen, dass wir nun bescheid wissen, da wir sonst sein Vertrauen brechen würden. Aufgrund dessen sollen wir auch Namjoon und Jin nicht mit hineinziehen. Also muss ich um jeden Preis vermeiden, in Hoseoks Gegenwart in Tränen auszubrechen und demnach kann ich ihm einfach nicht mehr gegenübertreten.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann glaube ich, dass ich aufgrund der vergangenen Ereignisse ziemliche Verlustängste bekommen habe.. Ich meine nicht solche, dass ich Angst habe, jemand könnte mich in jedem Moment zurücklassen, weil ich nicht mehr gut genug wäre, aber solche, dass ich total empfindlich auf tatsächliches Verlassen reagiere.

Dass mein Vater mich damals zurückgelassen hat, lag mir eine sehr lange Zeit schwer auf dem Magen und aufgrund von Jimin habe ich zusätzlich schreckliche Angst bekommen, einen geliebten Menschen für immer verlieren zu können. Als ich mich mit Taehyung gestritten hatte und weggelaufen bin, habe ich auch immer wieder geweint, weil ich wusste, dass ich meine ganze Familie verlassen musste, um sie zu schützen.. Und jetzt verlässt Hoseok uns..

"Hat es damit zutun, dass Hoseok ausziehen möchte?"

Ich schweige noch immer, weswegen Taehyung genervt seufzt und aufsteht.

"Dann gehe ich jetzt allein zu den anderen. Viel Spaß allein."

Meine Lippen fangen an, zu zittern, weshalb ich sie zusammendrücke und in meinen Augen sammeln sich Tränen. Ich kann mich nicht bewegen, aber sobald Taehyung einen Schritt geht, breche ich meine Starre.

"Bitte verlasse mich nicht!" sage ich schnell, woraufhin ich schluchze.

Ich habe nach Taes Bein gegriffen und halte es mit aller Kraft fest. Meine Fingernägel bohren sich in seine Haut und obwohl es ihm weh tut, schaut er mich lediglich entsetzt an.

"Bitte, Taehyung.. Verlasse mich nicht." schluchze ich erneut.

Tae setzt sich daraufhin vor mich auf den Boden und streicht durch meine vom Wasser nassen und strohigen Haaren.

"Warum weinst du denn jetzt..? Ich meinte es nicht böse." flüstert er mir beruhigend zu.

Ich ziehe daraufhin meine Beine aus dem Wasser und kuschel mich in Taes Arme. Dass wir mittlerweile von allen Seiten gemustert werden, ignoriere ich komplett. Auch Tae stört dieses nicht, denn er drückt mich folglich sanft an sich und streicht beruhigend und langsam über meinen Rücken.

"Ich will das nicht." flüster ich nach einigen Sekunden verheult.

"Ich will nicht, dass er geht. Er kann uns doch nicht zurücklassen..! Er ist doch unser Bruder!"

"Jimin und Suga hatten gesagt, dass er erstmal bei uns bleibt. Vielleicht hat sich seine Meinung mittlerweile geändert."

"Aber dann würde er sich nicht fertig machen, um über Unwohlsein zu klagen und dann ausziehen zu können!" werfe ich kopfschüttelnd ein.

"Das haben die beiden doch gar nicht-"

"Jimin und Suga haben das nicht gesagt." unterbreche ich Tae.

"Aber ich habe es mir zusammengereimt.. Hoseok hat dank Jimin doch gar keinen Grund mehr, um zu gehen und trotzdem hält er sich unglücklich, damit er einen Grund zum Gehen hat..!"

"Vielleicht sind das einfach seine Gefühle? Nur, weil man materialistisch alles hat und weil seine Freunde einen unterstützen, muss es einem nicht zwingend perfekt gehen.."

"Ich will trotzdem nicht, dass er geht." breche ich nun die Diskussion ab.

"Noch geht er nicht und wie gesagt geht er in Zukunft vielleicht auch gar nicht, also mach dir darüber einfach keine Gedanken."

Ich nicke, sehe Taehyung dann aber verheult an.

"Weißt du, wie weh es tut, jemanden zu verlieren, den man liebt?"

Tae schüttelt sanft den Kopf.

"Es tut schrecklich weh und das für Monate, wenn nicht sogar Jahre. Ich möchte das nicht nochmal durchmachen und sobald ich Hoseok sehe, will ich einfach nurnoch weinen. Deswegen möchte ich ihn erstmal nicht mehr sehen." erkläre ich mich, ruhiger werdend.

"Ich verstehe. Dann werde ich dich erstmal unterstützen.. Aber sei nicht zu grob zu ihm, sonst wirkt sich das noch negativ auf ihn aus."

Taehyung flüstert leise, lächelt dabei leicht und wärmlich und er streicht mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Danach streicht er sanft über meinen Kopf.

"Lass uns doch schonmal zur Decke gehen. Vielleicht können wir Geld schnorren und noch schnell Eis kaufen gehen."

Ich kicher etwas schwächlich und nicke dann.

"Ja. Lass uns das machen."

Live with me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt