Kapitel 37

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Pov. Sebastian

Müde liege ich im kuscheligen Bett und scrolle einwenig durch meine Gallerie, bis ich auf ein Foto stoße, was alles wieder hochkommen lässt. Alle Gefühle der Zeit ohne Jodie und ich versinke in meinen Gedanken.

Jodie war tatsächlich gegangen. Wieso? Warum war ich so ein Idiot? Ich wollte sie nicht loslassen, ich dachte ich halte das durch, aber sie fehlt mir jetzt schon! Warum? Warum?

Mit einem dumpfen Knall landeten meine Knie auf dem Boden. Meine Ellenbogen lehnten auf meinen Oberschenkel und mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen. „Komm zurück Jodie! Ich brauche dich! Es tut mir leid! Ich bin ein Idiot, bitte verlass mich nicht!" Ich schrie, schrie bis ich keine Stimme mehr hatte und still weinend am Boden lag. Ich war so ein Vollidiot! Ich hatte sie verloren, weil ich dachte, es wäre das Beste für uns Beide, ich hatte aber Eins außer Acht gelassen und vergessen, dass sie mein Herz und alles andere wichtige Besitz und damit nun weg war und das wahrscheinlich für immer. Stumm rollten mir die Tränen über meine Wangen und ich sah mich um. Alkohol! Das brauchte ich jetzt! Mein ganzer Verstand schrie, ich solle es lassen, Alkohol würde mir nicht helfen, doch ich erstickte diesen Gedanken im Alkohol.

Taumelnd lief ich durch die Wohnung, ich spürte nichts mehr, außer dem Schmerz, den Jodie hinterlassen hatte. So betrunken wie ich war, setzte ich mich vor meinen Schreibtisch und schaltete meinen Computer an. Flink war ein Word Dokument geöffnet und ich fing an zu tippen, alles was mir gerade durch den Kopf ging. Alle Gefühle, die ich nicht geschafft hatte im Alkohol zu ersticken. Ich liebe sie und das so sehr, dass ich nicht ohne sie kann, doch ich habe sie verletzt und sie wird nie wieder kommen.

Tage vergingen und fast jeden Abend lief ich betrunken durch meine Wohnung und hasste mich für meine Scheiß-Entscheidung. Videos hatte ich keine mehr aufgenommen, seitdem sie weg war und Social Media mied ich so gut es eben ging. Wie so oft lag ich verzweifelt im Bett und versuchte einzuschlafen. Ein halbes Jahr lang, hatte ich jeden Kontakt mit Freunden gemieden, außer den mit Freddie. Oft war ich mit ihm feiern und hatte mich bei ihm ausgeheult. Er ist der einzige, der mir damals etwas Halt gab, aber das brachte mir Jodie auch nicht zurück. Mittlerweile hatte ich es geschafft mich zu überwinden und wieder mehr mit Freunden zu machen. Jodie war weg und hatte über ein halbes Jahr nichts mehr von sich hören lassen. Sie hatte so viel Zeug noch bei mir liegen und jedes Mal wenn ich es sah hatte ich Hoffnung, dass sie es irgendwann holen kommen würde und ich sie noch einmal sehen könnte. Ich wollte sie nur noch einmal sehen. Ich stand in der Mitte meines Wohnzimmers und schrie aus ganzem Leib und Keiner hörte mich, Keiner half mir und der Schmerz blieb... Ich konnte nicht aufhören mir Verwürfe zu machen.

Verletzt hatte ich sie und das so sehr... Ich dachte, dass sie stark wäre und das gut wegstecken würde, doch hatte sie es nicht... genauso wenig wie ich. Immer und immer wieder stand ich kurz davor sie anzurufen, doch ich konnte nicht.

Immer, wenn es mir schlecht ging benutzte ich Lena als Ausrede, meine Ex vor Jodie, mit der ich seit Jahren nichts mehr zu tun hatte. Alle dachten ich wäre mit ihr wieder zusammen, doch sie war einfach nur eine Ausrede, nie hatte ich mich mit ihr getroffen oder seit unserer Trennung mit ihr geredet.

Ein dreiviertel Jahr später bekam ich dann eine Nachricht, dass Jodies und meine Traumwohnung zu vermieten war, sofort unterschrieb ich den beiliegenden Vertrag und wenig später stand der Termin für den Umzug. Hilfe bekam ich von Freunden und ich schaffte es in dieser Phase, der Planung ganz gut den Schmerz in den Hintergrund zu rücken, doch dann sagten immer mehr meiner Freunde ab und letztendlich stand ich alleine da und war gezwungen Jodie anzufragen. Als dann eine Antwort erfolgte war kam alles wieder hoch, alles was ich halbwegs verdrängt hatte war wieder da und ich begann wieder zu trinken, bis ich ihr dann wieder in die Augen sehen konnte, Worte mit ihr wechseln konnte und ihr wundervolles lächeln mir den nicht vorhandenen Boden unter meinen Füßen wiedergab. Sie machte mich so glücklich, auch wenn sie kalt zu mir war und dann der erste Kuss nach einem Jahr. Dann war alles zu spät ich wusste ich würde sie niemals wieder freiwillig loslassen.

Zwei Arme, die sich über meine Schultern legen und sich vor meinem Hals verschränken reißen mich aus meinen Gedanken und ich muss beginnen zu lächeln. Ich lehne meinen Kopf etwas nach hinten, sodass er an ihre Brust gelehnt ist und sehe in ihre wundervollen Augen. „Es war der Horror ohne dich!" Jodies Blick wird ernster und sie lässt sich vor mich auf das Bett fallen. Langsam kommt sie mir näher und vereint unsere Lippen. Glücklich, sie nun wieder bei mir zu haben ziehe ich sie näher an mich.

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