Der gestrige Tag ging mir nicht aus dem Kopf. Radan hatte mich in meinen Träumen heimgesucht, wie er mit vorgehaltenem Messer auf mich zustürmte. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, ihn dort am Rastplatz zurückgelassen zu haben. Ich war damit ein zu großes Risiko eingegangen. Jakobs Leuten konnte man alles zutrauen und ich sah mich in diesem Krankenhaus nicht sicher, aber auch zu Onkel Laza zurückzukehren wäre provozierter Todschlag.
Ein Klopfen riss mich aus den Gedanken. Ich zuckte kurz zusammen und wandte mich vom Fenster ab.
Der Arzt von gestern trat ein, mit einem Polizisten im Schlepptau.
„Guten Tag, wir hatten ja gestern schon das Vergnügen", begrüßte er mich. „Das was sich gestern zugetragen hat, haben wir so auch nicht erlebt. Da wir es hier offensichtlich mit einer Straftat zu tun haben, müssen Sie sich wohl oder übel einigen polizeilichen Fragen unterziehen"
Kritisch musterte ich die Männer. Der Arzt lehnte sich an die Tür und ließ dem Polizist den Vortritt.
„Mein Name ist Richter, guten Tag", begann er und schüttelte meine Hand. „Dr. Seehauser konnte mich schon etwas über den Tatvorgang informieren. Um das zusammenzufassen...Sie fanden Ihre Nachbarin in deren Haus bewusstlos auf. Darauf riefen Sie den Notarzt, stießen aber dann auf die zwei mutmaßlichen Täter. Beim Eintreffen der Rettungskräfte wurde der Sanitäter getötet...wie kam es dann zur Verletzung des Notarztes?"
„Der Mann war dabei zu zielen, aber ich konnte ihn stoßen und einen Kopfschuss zu verhindern. Dabei muss mir dann der zweite Mann ein Messer in den Bauch gestoßen haben", antwortete ich, wobei mein Blick unruhig durch den Raum schweifte. "Davon müssen auch die vielen Hämatome kommen", log ich.
„Was passierte dann weiter?", fragte er weiter.
„Die Männer verfrachteten Miriam, mich und den Arzt in den Krankenwagen. Dort konnte ich den Notarzt etwas stabilisieren", begann ich. „Als wir dann bei einem Rastplatz hielten, konnte ich die Männer überlisten und Miriam und den Arzt hierherbringen"
„Könnten Sie da noch ein paar Angaben machen? Wie hat sich das genau zugetragen?", bohrte er.
„Naja, im Krankenwagen befand sich ein Defibrillator", meinte ich schulterzuckend und beobachtete dabei wie die Mundwinkel des Arztes zuckten. „Beim zweiten hab ich mir die Autotür zur Hilfe genommen"
Der Arzt grinste mittlerweile amüsiert unter seiner Brille hervor, worauf ich ihm einen empörten Blick zuwarf. Als er dies bemerkte erstarrte sein belustigter Blick und er runzelte nachdenklich die Stirn.
„Danke, das war's", sagte der Polizist und ich wandte mich dem Arzt zu, dessen Blick noch immer nicht von mir gewichen war.
"Sie finden das wohl witzig", schimpfte ich und setzte mich auf die Fensterbank.
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So gemeine Stelle, ich weiß! Samstags geht es weiter:)
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Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)
FanfictionDie 22-jährige Rita lebt mit ihren Eltern im Kosovo. Sie studiert in einer der angesehensten Privatuniversitäten in Pristina Medizin. Jedoch gerät sie in Gefahr, als sie Jakov, den Besitzer der Uni, dabei ertappt, junge Studentinnen ins Ausland zu...