Kapitel 11

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Ritas POV

Inzwischen dämmerte es. Wie immer stand ich vor dem Fenster und ließ den Eingang des Krankenhauses nicht aus den Augen. Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass Radan draußen frei herumlief. Wenn er mich hier finden würde, wäre das gesamte Krankenhaus in Gefahr. Er würde nicht zögern jemanden zu töten, um mich in seine Gewalt zu bringen. Umso dankbarer war ich, als Herr Seehauser, meinem Wunsch nachkam und während der Visite bei meinem Zimmer vorbeischaute. Für eines war dieser Psychologe wenigstens zu gebrauchen gewesen.

„Der Psychologe berichtete mir, sie hätten nach mir gebeten", sagte er, als er eintrat. „Was gibt es denn?"

Ich ertappte mich dabei, wie ich meine Blick über ihn schweifen ließ. Er wirkte gestresst, trug eine blaue OP-Kleidung die ihm, wie ich zugeben musste, ziemlich schmeichelte. Wie gerne würde ich ihm mal beim Operieren über die Schulter schauen. Ob er da auch nie blinzelte?

„Ich möchte Sie darum bitten, das Krankenhaus verfrüht verlassen zu dürfen", rief ich und lehnte mich gegen das Fenster.

Der Arzt ging irritiert auf mich zu und blickte mir über den Rand seiner Brille in die Augen. Es war schon wieder dieser Blick, als würde er mich durchschauen. Verunsichert versuchte ich seinem Blick standzuhalten.

„Ich fürchte das wird nicht möglich sein", meinte er nach einer Weile.

„Wieso wenn ich fragen darf?", meinte ich dann. „Den Psychologen kann ich ambulant besuchen und meine Wunde ist kein Grund tagelang im Krankenhaus zu verweilen"

„Ich habe die Polizei nicht darüber aufgeklärt, dass Ihre Hämatome nicht von dem Überfall stammen können, da Sie die Ursache ganz offensichtlich für sich behalten wollen", fing er an. „Mein Kollege Dr. Winter ist einer der besten im psychologischen Fachbereich und selbst er wird aus Ihnen nicht schlau. Solange ich nicht sicher sein kann, dass sie in ein paar Tagen nicht halb erschlagen bei uns eintreffen, kann ich nicht verantworten Sie gehen zu lassen, Rita"

Seine Stimme war von einem beruhigenden Klang und doch von so einer Eindringlichkeit, dass ich es nicht wagte, ihm zu widersprechen. Vielleicht lag das auch daran, dass ich selbst nicht ganz davon überzeugt war, das Krankenhaus zu verlassen. Zu Laza konnte ich nicht zurück und nach Pristina zurückzukehren, wäre die Unterzeichnung meines Ehevertrags mit Jakov. Die Verzweiflung trieb mir die Tränen in die Augen, doch ich konnte mich beherrschen. Ich hatte nicht geweint, als Laza mich geschlagen hatte und ich würde auch jetzt nicht weinen.

Auch wenn ich den Kopf gesenkt hatte, entging es mir nicht, dass plötzlich ein roter Punkt auf Herrn Seehausers Brust umher tanzte. Alarmiert wandte ich den Blick aus dem Fenster und entdeckte auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes eine schwarze Gestalt. 

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Gemein, I know xD Was wohl jetzt passiert?

Morgen gehts weiter:)

Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt