Kapitel 35

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Frederiks Pov.

„Ich freue mich, dass du dich mir anvertraust", sagte ich nach einer Weile. „Ich würde dir gerne deine Angst nehmen, wenn du mir es erlaubst. Sobald ich Erfolg habe, lasse ich dich wieder deine Wege gehen. Aber solange würde ich dich gerne bei mir behalten." Ich lies meinen Blick über ihren entblößten Bauch schweifen. Es war nicht das erste Mal, dass ich die unzähligen Hämatome sah, aber es machte mich jedes Mal wütender. Wie tief musste ein Mann sinken, den Körper eines so anmutigen und unschuldigen Mädchens zu verunstalten. Zwischen den gelblich verfärbten Stellen konnte ich die blasse, makellose Haut erkennen, die sie zuvor gehabt haben musste. Unter meinen Fingerspitzen konnte ich sie sogar spüren, als ich den Verband um ihren Bauch wickelte. Am liebsten würde ich diese samtweiche Haut unter meiner ganzen Hand spüren, aber ich wusste, dass Rita noch nicht so weit war. Die Geschichte, die sie mir erzählt hatte, machte mir einmal mehr klar, wie behütet ich aufgewachsen bin. Sie verdiente diese Gräueltaten nicht. Ich verspürte den Drang, ihr das schöne am Leben zu zeigen, sie all diese schrecklichen Erfahrungen vergessen zu lassen.

„Ist das die verspätete Reaktion auf meine Geschichte?", riss sie mich aus den Gedanken. Sofort horchte ich auf und sog ihre sanfte Stimme in mich auf. Ich würde ihren süßen Akzent gerne viel öfter hören. Der Klinik-Alltag hatte mich zwar ausgelaugt, aber erfüllt hatte er mich nicht. Tagein tagaus hatte ich auf etwas gewartet, dass diesen Lauf der Zeit unterbrechen würde. Rita war es. Sie war mein Abenteuer und noch viel mehr. Sie beanspruchte meine ganze Aufmerksamkeit und ich schenkte sie ihr gerne.

Vorsichtig zog ich ihr das T-Shirt über den Verband. Ich spürte ihren Blick auf meinem Gesicht, diesen misstrauischen, aber gleichzeitig neugierigen Blick, den sie immer trug, wenn sie in meiner Nähe war.  „Ich weiß es nicht, ja vielleicht", meinte ich, als ich mein Arbeit beendet hatte.

Plötzlich griff sie nach meiner Hand und umschlang sie mit ihren Fingern. Überrascht schaute ich sie an. Ihr Blick lag auf unseren Händen, während ihr Daumen kaum merklich über meine Handfläche glitt.

„Lazas Hand war immer kalt und rau", murmelte sie gedankenversunken.

Ich spürte mein Herz deutlich in meiner Brust schlagen und wartete fieberhaft, was sie als nächstes tun würde. Langsam wandte sie ihr Gesicht wieder zu meinen, ohne meine Hand loszulassen. Sie forschte in meinen Augen, wahrscheinlich wollte sie meine Absichten ergründen. Ich nahm es ihr nicht übel, wenn sie mir nicht vertraute. 

„Rita, eine Reaktion auf deine Geschichte ist belanglos. Sie ist Vergangenheit, Laza ist Vergangenheit und ob Jakov dich finden wird, liegt in den Sternen. Nur du bist gegenwärtig. Du bist hier, das ist, was zählt", sagte ich nach einer Weile. „Tu mir einen Gefallen und genieße deine Zeit. Es wird sich weisen, wie du deinem Schicksal entgehen kannst"

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Hey, liebe Leute. Hier ist das nächste Kapitel. In der nächsten Zeit wird wahrscheinlich nicht jeden Tag ein Update kommen. Die Schule nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ich versuche aber mind. 3x pro Woche ein Kapitel hochzuladen. 

Stellt mir mal ein paar Fragen, die euch interessieren würden...wenn ihr Lust habt:) Hättet ihr gerne längere Kapitel? 

Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt