Ob ich es morgen noch tun könnte, wusste ich nicht, aber jetzt tat es mir unheimlich gut.
Seine Arme wärmten mich, sodass meine Hände endlich aufhörten zu zittern. Es war immer noch gespenstisch ruhig in der Klinik. Alles was ich hören konnte, war das Rauschen der Klimaanlage, Doktor Seehausers Atem, der leise über mein Haar säuselte und mein Schluchzen, das allmählich weniger wurde. Ich war ihm dankbar, dass er schwieg auch wenn seine Gedanken wahrscheinlich ein einziger Tumult aus Fragen waren. Mir kam das Grauen, wenn ich daran dachte, dass er Antworten erwartete. Mein Eintreffen in der Klinik hatte seinen Alltag bestimmt völlig auf den Kopf gestellt. Nicht nur, dass er fast erschossen worden wäre, jetzt war er auch noch in die Mafia-Geschäfte eines absolut tödlichen Mannes hineingerutscht. Vielleicht war es ihm noch nicht klar, aber er würde dieses Rätsel Wort für Wort lösen, genau so, wie er Teile des meinen gelöst hatte.
Wenn Jakov von ihm und mir erfuhr, würde es kein Zurück mehr geben. Jetzt stand die Frage im Raum, ob ich ihn aufklären sollte, damit er vor Jakov gewarnt war, oder ob ich ihn weiter im Ungewissen lassen sollte. Hinzu kam, dass ich nicht wusste, wie er auf die Wahrheit reagieren würde. Zu wissen, von einem Schwerverbrecher gejagt zu werden, konnte schon Einiges mit einem Menschen anstellen. Ich musste der Polizei vertrauen, dass sie Jetin und Radan von der Außenwelt isoliert hielten. Aussagen war keine Option, denn sonst würde sich die hiesige Polizei mit dem Kosovo in Verbindung setzen. Das durfte aber unter keinen Umständen passieren, denn Jakov hatte den ganzen Polizeiapparat in Kosovo unter Kontrolle und würde auf diese Weise jeder Zeit Zugriff auf Informationen haben. Während ich mich vor ihm versteckte, habe ich Einiges über ihn und seine Geschäfte in Erfahrung gebracht. Mein Ergebnis - Niemand und Nichts war vor ihm sicher, sobald man auf seiner „roten Liste" stand.
„Doktor, ich muss Sie etwas bitten", begann ich leise und befreite mich aus seinen Armen, um ihm in die Augen zu sehen. „Die Polizei darf nicht erfahren, in welcher Beziehung Radan und Ich zueinander stehen. All das was sie gehört haben, kann und wird Ihnen und mir schaden, wenn die Polizei davon erzählt. Das was heute passiert ist, ist mehr als es aussieht und wenn es an die Öffentlichkeit gerät, wird es ausarten"
Herr Seehauser blickte mich nur nachdenklich an und runzelte die Stirn. Als die Schritte der Polizisten näher kamen, wurde ich panisch.
„Bitte", flehte ich ihn an und blickte aufgeregt zur Tür, doch er schwieg. Alles was er tat, war, mir prüfend in die Augen zu sehen.
Keine Sekunde später flog die Tür auf und die Polizisten stürmten mit hochgehobenen Waffen in das Zimmer. Sie umzingelten Radan und richteten die Waffen auf ihn.
„Er schläft", sagte Herr Seehauser und überreichte Herrn Richter die Waffe.
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Wie versprochen, noch ein Kapitel. Wollt ihr heute noch eines? Schreibt mal in die Kommentare, welche eure Lieblingsfolge KaS ist.
Und jetzt extra für @knxckxbrxt:
Adieu, euer Sinusrhythmus xD
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Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)
FanfictionDie 22-jährige Rita lebt mit ihren Eltern im Kosovo. Sie studiert in einer der angesehensten Privatuniversitäten in Pristina Medizin. Jedoch gerät sie in Gefahr, als sie Jakov, den Besitzer der Uni, dabei ertappt, junge Studentinnen ins Ausland zu...