Kapitel 23

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Wenn er nur wüsste, wie sehr er mich damit in Gefahr gebracht hatte und je länger ich bei ihm war, desto mehr war auch er in Gefahr. „Fahren Sie bitte rechts ran", bat ich ihn. „Lassen Sie mich sofort raus"

„Rita, beruhige dich. Ich werde dich sicherlich nicht im strömenden Regen draußen auf der Autobahn alleine lassen. Du kannst die nächsten Tage bei mir wohnen, bis ich weiß, was mit dir passiert ist", sagte er, nahm mir den Gurt aus der Hand und steckte ihn zurück in die Schnalle. Ich starrte ihn nur fassungslos an und merkte wie ich langsam wütend wurde.

„Sie hätten sich von Anfang an nicht in diese Sache einmischen sollen", redete ich hysterisch an ihm vorbei und stütze mich auf meine Knie, nur um meine Hände in meinen langen Haaren zu vergraben. „Wenn Sie nur wüssten in was Sie da hineingerutscht sind...dann würden Sie vielleicht die Finger von alledem lassen"

„Dann kläre mich auf. Das alles ist mir ein Rätsel. Du bist mir ein Rätsel. Findest du nicht, dass du mir ein paar Antworten schuldig bist?", entgegnete er leicht gereizt. „Was wollte dieser Mann von dir?"

„Das werden Sie bald am eigenen Leibe erfahren, wenn Sie mich nicht gehen lassen", versuchte ich ihn weiter zu überzeugen, obwohl ich ja selbst nicht wusste, wo ich sonst hin sollte. Es war deutlich untertrieben, wen ich sagte, ich war mit den Nerven am Ende. „Mit den Informationen, die sie der Polizei gegeben haben, wird sie weiter Untersuchungen einleiten. Wahrscheinlich hat sie sich schon jetzt mit dem Kosovo in Verbindung gesetzt und er ist auf dem Weg hierher, wenn er nicht schon hier ist"

„Das verstehe nur Bahnhof", sagte Herr Seehauser und fuhr von der Autobahn ab. "Wer?"

„Verdammt, warum hat er nicht einfach den Mund gehalten", fluchte ich auf albanisch in meine Hände, die ich auf mein Gesicht presste.

„Alles was ich Herrn Richter gesagt habe, war, dass ich vermute, dass sich der Kerl Methaamphetamin gespritzt hat, so wie er sich verhalten hat", fügte Herr Seehauser noch etwas verwirrter hinzu. „Das wurde schon im Vietnam von den Amis verwendet. Es führt zu erhöhter Konzentrationsfähigkeit, zu extremer Mobilisierung von Körperkraft und..."

Schon nach dem ersten Satz, hörte ich ihm gar nicht mehr zu, sondern schaute nur verdattert durch die Windschutzscheibe auf die verregnete Straße.

„Sie haben ihm nicht erzählt, was Radan gesagt hat?", fragte ich und starrte ihn ungläubig an.

„Nein", bestätigte er und blickte mir verwirrt in die Augen. „Du hattest mich doch gebeten, den Mund zu halten. Noch nie was von ärztlicher Schweigepflicht gehört?"

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So, mal ganz ehrlich, wer hätte diese Wendung vermutet? Das nächste Kapitel kommt entweder heute Abend oder erst wieder am Donnerstag, da ich mit meiner Klasse weg bin. 

Liebe Grüße:)

Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt