Kapitel 31

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Guten Abend und weiter geht es...

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„Wenn du...", stammelte ich rot wie eine Tomate. „damit sagen willst, dass du mich nervös machst, hast du dich geschnitten" Konnte er nicht einfach seinen Bohneneintopf essen? Die Jungs an der Uni hatten es nie gewagt, sich mit mir anzulegen, weil sie sich nicht lächerlich machen wollten. 

„So?", fragte er in einem unverschämt amüsierten Ton.

Er nahm mich nicht ernst. Und das konnte ich ganz und gar nicht leiden! Energisch riss ich ein Stück Fli aus der Form und stopfte es mir in den Mund. Sein Blick machte mich tatsächlich nervös, aber das würde ich  niemals zugeben. Nachdenklich schürzte ich die Lippen. Ich hatte schon eine Idee für eine Revanche.

„Du spielst ein gefährliches Spiel", rief ich mit einem teuflischen Grinsen. „Ich hoffe du läufst nicht davon, wenn ich mich als Gegner melde"

„Es wird mir eine Ehre sein", antwortete er und sein schelmisches Lächeln verschwand in einer ernsten Miene. „Wer es beendet, hat einen Wunsch frei"

Ich nickte, auch wenn ich insgeheim etwas verunsichert war. „Möge das Spiel beginnen"

Wir verfielen in eine lange Stille. Frederik aß einfach weiter als wäre nichts gewesen. Stirnrunzelnd beobachtete ich ihn dabei, wobei ich mir sicher war, dass er meinen verwirrten Blick bemerkte.

„Ich habe selten so gutes Essen auf meinem Tisch stehen gehabt", brach er das Schweigen. „Vielleicht ist es sogar das erste Mal"

Plötzlich hob er seinen Blick und starrte mir direkt in die Augen. Ich hoffte er bemerkte es nicht, dass ich vor Schreck leise nach Luft schnappte. Ich hatte das Gefühl immer kleiner zu werden, dennoch erwiderte ich mutig seinen Blick. Innerlich zersprang ich fast. Es schien, er würde direkt in meine Seele schauen, als wäre jetzt nichts mehr vor ihm sicher. Seine Miene änderte sich immer wieder, als würde er vor einem spannenden Buch sitzen. Langsam verabschiedete sich meine Unsicherheit und ich starrte ebenso intensiv zurück. Seine Augen wirkten im Kerzenlicht wie das Abbild von Bernstein. Eine widerspenstige Haarlocke fiel ihm in die Stirn und ich verspürte den Drang, sie ihm wegzustreichen. Ich ertappte mich dabei, vor mich hin zu träumen. Ich war sicher, er hatte realisiert, dass diese Methode nicht mehr länger wirkte, denn er runzelte irritiert die Stirn.

„Auch wenn du kein Wort darüber verloren hast, warum du in Deutschland bist oder warum dich dieser Mann verfolgt hat, empfinde ich dich nicht als fremd. Im Gegenteil, sogar wenn du nicht in meiner Nähe bist, habe ich das Gefühl, du würdest direkt neben mir zu stehen. Du gehst mir nicht aus dem Kopf", begann er. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Seine Stimme war rätselnder und sanfter als je zuvor. „Vielleicht sprichst du nicht mit mir, aber dein Auftreten erzählt genug über dich. Damals als du in die Notaufnahme gestürmt bist, atemlos und die Hände blutverschmiert...Die Drainage hattest du in einem perfekten Eingriff angelegt, genau wie den Tubus. Die Medikation war einwandfrei, alles war wie von einem Profi gemacht. Nur dich hattest du vergessen. Diese Messerverletzung...du musstest unglaubliche Schmerzen gehabt haben und doch hast du keinen Mucks getan. Da wusste ich schon, dass du eine hohe Toleranzgrenze hattest"

Ich versuchte möglichst unbeeindruckt zu wirken, aber seine Worte gingen mir durch Mark und Bein. Er musste viel über mich nachgedacht haben.

„Du kennst den tödlichen Laser von Maschinengewehren, sonst hättest du mir nicht das Leben retten können. Du wolltest damals mit dem Aufzug runter, weil du den Kerl vom Krankenhaus weglocken wolltest. Du wusstest also genau, wozu er fähig war. Du kennst ihn mehr, als du zugegeben hast. Und dann hast du seinen Kuss erwidert, als wärst du schon öfters von Männern dazu gezwungen worden, die dir Böses wollten"

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Ich hoffe ich finde morgen Zeit, weiter zu schreiben. Adieu, euer Sinusrhythmus 

Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt