„Dein Verband sollte gewechselt werden", sagte er, es war fast ein Hauchen.
Ich spürte einen leichten Zug auf meiner Hand, da sah ich mich schon hinter ihm hertorkeln. Es verwirrte und verunsicherte mich, dass er keine Reaktion auf meine Geschichte zeigte, doch ich beschloss zu schweigen. Er kramte lediglich einen Verband aus dem Schrank über dem Waschbecken. Gedankenversunken folgte ich seinen Bewegungen und hielt die Luft an, als er mit einem Verband in den Händen näher an mich herantrat und sich leicht herunterbeugte. Für einen Moment schloss ich die Augen und versuchte mich zusammenzureißen. Ich wusste, dass er mir nichts tun würde, aber die Nähe eines Mannes beunruhigte mich dennoch. Meine Haut erhitzte sich unter seinen Berührungen, wenn er meinen Arm flüchtig mit seinen Fingerkuppen streifte, während er den Verband abnahm. Vorsichtig ging er mit einem Alkoholtupfer über die blutverschmierte Naht und wickelte dann den Frischen darüber. Ich fühlte mich so klein, als sich sein dunkler Schatten über mich warf und sein warmer Atem meinen Hals streifte, so wie es Lazas immer getan hatte, wenn er sich an mir vergangen hatte. Ich bemerkte, dass ich zu zittern begann. Die Erinnerungen holten mich ein.
Sofort hielt Frederik in seiner Bewegung inne und schaute überrascht in meine Augen auf. „Ist dir das unangenehm? Erinnert dich das daran, Rita...?", fragte er.
Oje, er hatte meinen Namen wieder so ausgesprochen. Musste er nicht mittlerweile wissen, dass mir das eine Gänsehaut über den Rücken jagte? Ich presste meine Finger in den Saum meines Hemdes, damit sie nicht so zitterten.
„Dein...dein", stammelte ich, während ich in seinen Augen festhing und den Fluchttrieb in meinem Kopf aufkommen spürte. „Dein Schatten"
Augenblicklich trat er zur Seite, sodass sein Schatten nicht mehr meinen Kopf verdunkelte. Langsam blickte ich wieder in sein konzentriertes Gesicht und beruhigte mich somit.
„Willst du den Verband am Bauch selbst erneuern? Ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst...", sagte er, als er mit dem Arm fertig war. Er drückte mir den restlichen Stoff in die Hand.
„Nein...nein", brachte ich hervor. „Mach du es. Ich möchte, dass du es machst..."
Ich wusste selbst nicht ganz, warum ich ihn darum bat. Seine Nähe machte mich ja nicht unruhig, es waren die Erinnerungen. Aber vielleicht konnte er diese Erinnerungen ja verschleiern, indem er mir zeigte, dass seine Berührung gut tat. Ich wollte schließlich nicht mein Leben lang Angst vor Männern haben. Zögernd legte ich den Verband wieder zurück in seine Hand. Frederik lächelte einwenig.
„Warum lächelst du?", wollte ich wissen, während ich mich dazu zwang, mein T-Shirt bis unter den BH raufzuschieben.
„Ich freue mich, dass du dich mir anvertraust", sagte er nach einer Weile. „Ich würde dir gerne deine Angst nehmen, wenn du es mir erlaubst. Sobald ich Erfolg habe, lasse ich dich wieder deine Wege gehen. Aber solange würde ich dich gerne bei mir behalten"
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So, ihr Leseratten. Ich hoffe das war eine gelungene Gute-Nacht-Geschichte... wie sie @freddymeinidol so liebt. Wenn ihr über das Wochenende unbedingt etwas zum Lesen braucht, dann lest das Buch einfach noch mal durch...xD Nein Spaß, ich bin nur die nächsten Tage in Wien, da geht sich kein Schreiben aus. Am Dienstag geht es weiter. Macht es gut.
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Im Namen des Kanun (Frederik Seehauser/Klinik am Südring)
FanfictionDie 22-jährige Rita lebt mit ihren Eltern im Kosovo. Sie studiert in einer der angesehensten Privatuniversitäten in Pristina Medizin. Jedoch gerät sie in Gefahr, als sie Jakov, den Besitzer der Uni, dabei ertappt, junge Studentinnen ins Ausland zu...