Meinungen/ das Angebot

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Anna POV

Endlich klingelte es zum Wochenende. Ich war ziemlich fertig nach dem was in der Pause passiert war. Aber immerhin hatte ich jetzt wieder einen Grund sie anzusprechen und das würde ich auch tun, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte. Josie und Ronja hatten jetzt Basketball AG und ich hatte noch keine Lust nach Hause zu gehen, also beschloss ich auf die Beiden zu warten. So konnte ich mir wenigstens mal in Ruhe alles durch den Kopf gehen lassen was heute wieder passiert war. Doch eigentlich war nichts passiert, richtig? Ich stellte mich nur wieder so doof an und dramatisierte alles über.  Verträumt räumte ich meine Sachen zusammen und ging dann auf die Toilette. Ich hatte jetzt ja Zeit. Als ich fertig war, ging ich über die obere Galerie und konnte durch die Glasfront im zweiten Stock sehen, dass noch eine Klassenzimmertür offen stand. Ziemlich verwunderlich für einen Freitagmittag. Ich wollte gerade wieder wegsehen, als ich Frau Kres in dem Klassenzimmer den Besen schwingen sah. Sie noch hier? In einem Klassenzimmer ganz allein? Sollte das etwa meine Chance sein? Innerlich führte ich einen Kampf mit mir. Eigentlich war das die perfekte Chance! Sie alleine und ich alleine und weit und breit keinen, der dazwischen funkten konnte. So faste ich mir ein Herz, obwohl dieses gerade in meine Hose gerutscht war. Ich beobachtete sie während ich die Stufen zum zweiten Stock runter ging und durch die Schwingtür. Würde ich das wirklich tun? Würde ich... „Sie schulden mir noch eine Antwort!"... ich würde... ein wenig erschrocken drehte sie sich zu mir um und hielt kurz inne, doch als sie mich erkannte, legte sich ein schelmisches Grinsen auf ihre Lippen und sie fegte weiter. „Nein, das glaube ich eher nicht." sagte sie in einem neutralen Ton. Bam! So einfach war das. Vollkommen vor den Kopf gestoßen, war ich erstmal sprachlos. So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. „Äh wie nein." Fragte ich sie verwirrt. „Ganz einfach nein. Du wirst von mir keine Antwort auf diese Frage bekommen." Inzwischen war sie anscheinend zufrieden mit dem Ergebnis ihres Putzes. Sie stellte den Besen weg und ging zum Pult um ihre Tasche zu holen. Ich stand immer noch wie vom Blitz getroffen in der Tür und konnte sie einfach nur ansehen. Mit dem Fall, dass sie mir keine Antwort geben wollte, hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. „Aber Du kannst mir deine Meinung dazu sagen." Sie stellte sich direkt vor mich. Keine 50cm von mir entfernt und sah auf mich herab. Erst jetzt viel mir auf, dass sie ein kleines Stück größer war als ich. Ihr Parfüm vernebelte mir noch mehr den Kopf. Als hätte es nicht gereicht, dass sie mir so nahe stand. Nein, sie musste auch noch so unglaublich gut riechen. Und jetzt herrschte gähnende Leere in meinem Kopf. Alles war wie weggeblasen. Ich konnte ihr nur noch in die Augen sehen und mich gerade noch so zusammen reißen um meinen Blick nicht auf ihre vollen Lippen zu richten. „Äh... mein Meinung?!" nickend stimmte sie dem zu und bedeutete mir ein Schritt nach hinten zu treten damit sie die Tür schließen konnte. „Äh na gut. Ich finde die Stunde war schrecklich." Sagte ich ganz frei heraus. „Und warum das?" fragte sie mich während sie die Tür zuschloss. „Naja. Es ist eigentlich ein sehr interessantes und wichtiges Thema. Unter anderem zeigt es uns, dass wir nicht alles als selbstverständlich ansehen sollten, was wir hier haben. Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir in diesem Land geboren worden sind. Es gibt so viele andere Länder auf der Welt, denen es lange nicht so gut geht wie uns. Dort müssen die Menschen tagtäglich um ihr Leben kämpfen. Das haben wir hier nicht in diesem Maße. Viele in meiner Altersgruppe weiß es einfach nicht zu schätzen wie gut es uns geht und das ist sehr traurig." Bis hier hin schien ihr zu gefallen, was ich sagte. Wir standen immer noch vor dem Klassenzimmer und hatten uns keinen cm bewegt. „Und weiter." „Weiter?! Es ist in meinen Augen eine Schande, wie sie mit dem Bildungsangebot hier umgehen. Sie zeigen kein Respekt vor den Lehrern oder dem Lehrstoff. Dabei sind es unter anderem Dinge, die sie später im Leben noch brauchen können. Wenn sie es jetzt nicht lernen, wie man richtig lernt und Respekt zeigt, dann lernen sie es wahrscheinlich nie." Ihr Blick wurde immer intensiver und ihr Lächeln veränderte sich leicht. Ohne mich zu unterbrechen, bedeutete sie mir mit einer Hand, dass wir los gehen sollten und ich ging langsam mit ihr. „Es sind ihre Noten, die sie gerade versauen, durch ein solches Verhalten. Ich meine.... Ja man kann den Schulabschluss auch nachholen später. Aber muss man sich das Leben wirklich so schwer machen? Ich finde nicht. Lieber von Anfang an richtig." „Und was war das mit Frau Kunze in ihrem Unterricht? War das nicht auch etwas respektlos?" erwiderte Sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. Für einen kurzen Moment riss ich die Augen auf. Nicht etwa, weil sie mich auf meinen kleinen Ausrutscher in der Stunde hinweist. Nein, sondern weil es einfach verboten gut aussah, wenn sie ihre Augenbraue hochzog. „Das?! Das war ein Versehen. Da hat mein Mund wohl schneller geschaltet als meine Synapsen." Wir standen nun schon vor der Glastür im ersten Stock. Hier war das Lehrerzimmer, zu dem sie musste. Das wussten wir beide ganz genau und doch machte sie keine Anstalten durch die Tür zu gehen und somit das Gespräch zu beenden. Innerlich machte ich Luftsprünge. Ich konnte es nicht fassen. Wir führen mehr oder weniger ein richtiges Gespräch und sie war sehr interessiert an meiner Meinung zu einem Thema. Das konnte doch nur ein Traum sein. „Frau Kunze ist nicht gerade fair zu den Schülern." Das hatte ich ihr nicht gerade wirklich gesagt. Verdammt, das war echt dünnes Eis auf das ich mich da begab. Ich meine sie war auch eine Lehrerin und verstand sich anscheinend für mit Frau Kunze. Wie konnte ich ihr da nur so etwas sagen? Ihr Blick wurde weich und das Lächeln etwas kleiner. Konnte es sein, dass sie Mitleid mit mir hatte? Ich wurde mutig. „Es ist nicht fair diejenigen zu bestrafen, die nichts gemacht haben. Sie bestraft immer die, deren Namen sie kennt und nicht die wirklichen Übeltäter. Das war am Mittwoch meine erste Stunde mit ihr und schon wäre ich fast beim „Direx" gelandet. Ich glaube, dass das noch heiter werden kann, wenn es so weiter geht." Mitfühlend sah sie mir tief in die Augen und legte mir eine Hand an meinen Oberarm. „Soll ich mal mit Frau Kunze reden?" Überrascht über diese Geste sah ich sie wieder an, nachdem ich mein Blick auf ihre Hand an meinen Arm gerichtet hatte. Wieder war sie mir so nah, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Die Zeit um uns herum schien stehen geblieben zu sein. Ich hatte das Gefühl in ihren Augen zu versinken. In diesem Braun, welches nun für mich strahlte. Welches gerade nur mir gehörte und in mir eine wohlige Wärme verursachte, die sich schnell ausbreitete in meinem Körper. Das hier war anders. Es war nicht mit Lust oder verlangen gefüllt. Dieser Moment war eher warm, angenehm und fühlte sich wie ein Zuhause an. Irgendwie habe ich doch die Kraft dazu aufgebracht meine Augen von ihren zu lösen und sah auf den Boden. „Nein. Es ist schon gut. Aber vielen Dank für das Angebot." wisperte ich und sah sie dabei wieder an. „Okay. Wie du möchtest. Solltest du es dir doch anders überlegen, weist du wo du mich findest." Es lag wirklich eine unglaubliche Wärme in ihrer Stimme in diesem Moment. Allerspätestens jetzt hätte ich mich Hals über Kopf in sie verknallt! Sie ließ ihre Hand ganz langsam an meinen Arm heruntergleiten und streifte dabei meine Hand. Immer noch sahen wir uns in die Augen, bis sich der Ausdruck auf ihrem Gesicht veränderte. All die Wärme, all das Mitgefühl wich einer Kälte und ich sah förmlich, wie sich eine Mauer in ihr aufbaute. Eine Mauer, die es mir unmöglich machte tiefer in sie hineinzusehen. „Ich muss jetzt los. Habe ein schönes Wochenende" mit diesen Worten drehte sie sich um, ging durch die Tür und blickte nicht mehr zurück. Perplex stand ich da und sah ihr hinterher. Sie hatte mich einfach so stehengelassen. Einfach so. Irgendwas musste passiert sein, dass sie sich auf ein Mal so verschlossen hatte. Aber was war es? Hatte ich doch etwas gesagt oder getan, was ihr nicht gefiel? Oder was?! Ich ging langsam die Treppen ins Erdgeschoss runter. Es war als hätte man mich aus einem wunderschönen Traum wieder zurück in die Realität gerissen. Unten angekommen schaffte ich es noch in die Eingangshalle zu gehen, bevor ich mich erstmal setzen musste. Das war gerade zu viel gewesen.

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Guten Morgen meine Lieben
Na habt ihr das Wochenende gut überstanden? Meines war wieder ziemlich kurz und gerade dann muss man die Zeit, die einem mit den liebsten Menschen bleibt, richtig ausnutzen, oder was meint Ihr? :)
Ich wünsche Euch einen schönen Montag und lasst Euch nicht ärgern. ;) LG

Desire and Love / girlxgirl teacherxstudentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt