Licht/ Zeitlupe

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Anna POV

Heute war der zweite Tag an dem wir alle gemeinsam für die Aufführung proben sollten. Am gestrigen Tag konnten wir ja auf Grund der Klausur nicht dabei sein. Was ziemlich nervig war, aber mal ehrlich. Wer mochte schon Klausuren, die ich über Stunden hinzogen. Außerdem hätte ich die Zeit viel besser nutzen können z.B. hätte ich diese Stunden bei der schönsten Frau der Schule sein können. Zwar wären noch viele andere Schüler da, dennoch hätte ich sie so etwas ungestörter beobachten können. Es hatte ja auch etwas Gutes gehabt, dass wir am ersten Tag nicht dabei gewesen waren, denn so war die Gefahr, dass jemand etwas vorzeitig in dem Plan unserer Sportlehrerin mitbekam ziemlich gering. Sie würden alle Augen machen, wenn sie sehen würden, was wir wirklich für zwei Stücke einstudiert hatten und bis jetzt hatten wir es wirklich hinbekommen, dass keiner davon erfuhr. Ehrlich gesagt, freuten wir uns schon alle darauf die Gesichter der Anderen zu sehen und wir waren auch ein klein wenig stolz darauf, dass es noch keiner mitbekommen hatte. Gerade waren wir in einer der zwei Umkleiden. Frau Herbert hatte uns zuerst hier hinbestellt, bevor wir wieder raus in die Turnhalle zu den Anderen durften. „So Leute. Ich bin richtig stolz auf Euch. Wir haben es nicht nur geschafft das Geheimnis für uns zu behalten, sondern auch uns heute alle früher zu treffen um alles nochmals durchzugehen. Wie fühlt ihr euch denn? Bis jetzt läuft doch alle ziemlich gut, oder nicht?" sie grinste uns alle verschlagen an. Wir alle lächelten und nickten ihr als Antwort zu. „Sehr schön. Inzwischen füllt sich die Turnhalle. Lasst uns rausgehen. Doch wehe einer lässt sich was anmerken. Also schönruhig Plätze suchen und warten, bis es los geht." „Das brauchen sie uns nicht zu sagen Frau Herbert. Sie müssen schließlich am meisten aufpassen. Ihnen sieht man einfach immer an, wenn sie ein Geheimnis mit sich rumschleppen" rief Sanja ihr zu. Alle fingen an zu lachen, auch Frau Herbert. „Ja da hast Du Recht, Sanja." Gab sie lachend zu. „So jetzt aber raus mit Euch." Sie stellte sich neben der Tür auf um jeden, der raus ging ein High- Five zu geben, das war schon immer unser Ritual mit ihr gewesen und wir alle machten freudig mit. Ich ging mit Ronja und Josie als letztes raus. Josie verkrümelte sich relativ schnell zu den anderen aus unserer Gruppe. Ich hingegen sah mich erstmal um. Doch ich konnte die Person, nach der ich suchte nicht finden. Was eigentlich auch kein Wunder war in diesem Chaos. „Na hältst Du wieder Ausschau nach deiner Flamme?" grinsend stieß mich Ronja von hinten mit der Schulter an. Verschmitzt sah ich kurz über die Schulter zu ihr und zwinkerte ihr zu. „Tja ich kann es Dir nicht verdenken. Sie sieht ja nun wirklich gut aus und wenn man mal bedenkt, wie ihr die letzten beiden Wochen umeinander hergeschlichen seid!" Mit diesem Satz drehte sich Ronja um und lief auf den Vorhang rechts von der Bühne zu. Ich ließ meinen Blick nochmals kurz über die Turnhalle schweifen und folgte ihr dann. „Ich weiß gar nicht was Du damit meinst" antwortete ich ihr darauf lachend. „Ja klar, Kleines" Ronjas Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. „Du willst mich nicht wirklich erzählen, dass sie sich einfach so, so aufreizend und sexy angezogen hat? Oder dass sie auf einmal einfach so immer in unserer Nähe aufgetaucht ist und dich möglichst unauffällig mit ihren Blicken ausgezogen hat um dich dann in der nächsten Sekunde zu ignorieren und mit anderen Schülern oder Lehrkräften, so „unauffällig" zu lachen? Und was waren das für „unauffällige" Berührungen zwischen Euch beiden, wenn ihr dachtet, dass kein anderer sie bemerkt und Euch somit gegenseitig aus dem Konzept gebracht habt?" mit einer hochgezogenen Augenbraue und den Händen in die Hüfte gestemmt, stand Ronja nun vor mir an unserem Arbeitsplatz für die nächsten Tage. Das Licht- Mischpult. „Du weißt doch: ich habe einen Plan" zwinkernd drehte ich mich zum Pult und schaltete es ein. Letzte Woche hatte ich Ronja von dem Kuss zwischen mir und Frau Kres erzählt. Sie ist völlig ausgerastet und auf mir herumgesprungen, wie so eine Irre. Natürlich musste ich ihr alles bis ins kleinste Detail berichten und als ich mit meinen Ausführungen fertig war, saß sie nur grinsend vor mir und meinte, dass es mich bis übe beide Ohren erwischt hätte. Inzwischen konnte ich das nur noch bestätigen. Zwar war es immer noch ein komisches Gefühl es zuzugeben aber... hey es war doch nur Ronja und bis jetzt hatte ich nie etwas Schlechtes von ihr zu diesem Thema gehört. Ach und mein Plan ging übrigens bis jetzt voll auf. Ich bemerkte, wie Frau Kres in der ersten Woche von Tag zu Tag fuchsiger wurde und wie sie, wie Ronja schon richtig gesagt hatte, immer öfter versuchte in meiner Nähe zu sein. In der zweiten Woche stieg sie sogar in das Spiel mit ein und Gott sie war gut darin. Ich war bis dato noch nie gleichzeitig von jemanden so angeturnt und frustriert gewesen, wie von ihr. Ich wollte sie! Ich wollte sie jetzt! Doch ich musste mich noch gedulden. Das große Finale, welches ich so im Sinn hatte, würde erst morgen stattfinden. Alles hing von der Überraschung ab, die wir geplant hatten. Was danach genau passieren würde, wusste ich natürlich nicht. Doch in meinen Vorstellungen wurde es unanständig heiß! Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Chrissi freudestrahlend zu uns hinter den Vorhang kam und sowohl Ronja als auch mich gleichzeitig in den Arm nahm. „Ahhh da sind ja die Meisterinnen des Lichts. Ich habe euch gestern so vermisst. Ohne Euch ist es eben nicht dasselbe." Chrissi war zwei Jahrgänge unter uns und unsere Nachfolgerin was sie Technik bei den Aufführungen anbelangte. Sie tickte eben wie wir.... Und wer sich jetzt wundert, dass ich hier immer nur von Mädels spreche, dann lasst Euch gesagt sein. Ich ging auf eine Mädchen- Schule... „Wo ist den Jo..." doch weiter sollte sie nicht kommen, denn schon kam unsere Musiklehrerin zu uns in den Geräteraum hinter dem Vorhang. „Gott sei Dank. Da seid ihr ja endlich! Einige Scheinwerfer müssen noch eingestellt werden. Ihr müsst sie sofort justieren sonst fange ich hier nicht an!" Ronja und ich nickten nur gleichzeitig und mussten uns ein Lachen verkneifen. Jaja so war unsere liebe Frau Dreyer. „Wir kommen" sagte ich und war schon auf dem Weg vor den Vorhang. „Du kennst deine Aufgabe, Chrissi?" hörte ich Ronja noch fragen. „Na klar, alle nacheinander, nach eurer Ansage einschalten." Weiter hörte ich nicht, da ich mich schon an der Leiter zu schaffen machte. Als ich sie an dem ersten Punkt aufgestellt hatte, trat Ronja hinter mich. „Willst Du heute nach oben oder soll ich?" fragte mich Ronja mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht. „No Chance. Diesmal bin ich oben Süße" entgegnete ich mit demselben Grinsen im Gesicht und war schon auf dem halben Weg nach oben, als Ronja nochmal rief: „Ich steh drauf, wenn Du mal die Dominantere bist von uns Beiden, Schatz." Lachend kam ich oben auf dem Fenstersims an und setzte mich neben den Scheinwerfer. Zum Stehen war hier nicht grade viel Platz. So wartete ich auf die Anweisungen unserer Musiklehrerin, während Ronja Chrissi das Signal zum Einschalten gab. Nach gut 10 Min waren wir beim letzten Scheinwerfer angekommen. Bis jetzt hatte ich Frau Kres immer noch nicht in dem Gewusel unter mir ausmachen können. Irgendwie begann ich mir langsam Sorgen zu machen. Ich löste die Halteschraube des Scheinwerfers und rief nach unten, dass wir beginnen könnten. „Super" kam als Antwort von meiner Musiklehrerin. „Ah, Felicitas. Na das passt ja gerade. Bleib mal bitte genau dort stehen auf der Bühne wo Du gerade stehst." Hörte ich von unten rufen. Ich hob meinen Blick und sah dort auf der Bühne die wunderschöne Frau, nach der ich die ganze Zeit gesucht hatte. Die Frau, die mich schon seit Wochen verrückt machte, die ein unglaublich gefährliches und gleichzeitig so aufregendes Spiel mit mir spielte. Dort stand Frau Kreis. Ich richtete den Scheinwerfer auf sie aus. Sie sah aus wie ein Engel in diesem Licht, als wäre sie nicht von dieser Welt. Um mich herum wurde alles leise und alles trat in den Hintergrund. Es war als würde jemand die Zeit eingefroren haben und sie nun ganz langsam wieder abspielen. Ich konnte das Rauschen meine Blutes in meinen Ohren hören und mein Herz schlug so heftig, dass ich befürchtete, dass es jeden Moment aus meinen Brustkorb springen könnte und weglaufen könnte. Langsam richtete sich die Frau auf der Bühne auf und wandte ihren Blick in meine Richtung. Sie hob die Hand um ihre Augen, gegen das helle Licht zu schützen und um mich erkennen zu können, doch noch sah sie mich nicht. In diesem Moment ging der Scheinwerfer, immer noch wie in Zeitlupe aus und sie hatte eine bessere Sicht auf mich. Als sie mich dort oben sitzen sah, war sie kurz überrascht, doch ihr Gesichtsausdruck wurde sofort wieder ernst. Sie sah mich mit einem Blick an, der mir ein Schauer durch meinen Körper jagte. Verlangen, Sehnsucht und Lust wurden durch diesen Blick zu mir getragen... und dann war der Moment so schnell vorbei, wie er gekommen war. Doch er war da gewesen. Dieser Moment zwischen Felicitas und mir. Felicitas also....

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Hey Leute
Was soll ich Euch sagen?! Diese Woche ist sooo anstrengend, dass ich nach Hause komme und direkt ins Bett fallen könnte. Ich bin wirklich froh, dass morgen Freitag ist. Vielleicht komme ich dann auch dazu mal wieder zu leben 😉
Wow ist Eure Woche so?
LG

Desire and Love / girlxgirl teacherxstudentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt