Couch/ Das Date Teil 2

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Einen wunderschönen Start in die neue Woche wünsche ich Euch meine Lieben :)
Wie immer: neue Woche; neues Kapitel. ;)
Viel Spaß beim Lesen :)

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Anna POV

Es war wie ein Traum. Felicitas und ich auf einem Date, bei ihr in der Wohnung. Sie in diesem höllisch- scharfen Kleid, das ihr sooo gut stand. Diese romantische Musik und das gesamte Wohnzimmer, welches von den Millionen von Kerzen in ein warmes Licht getaucht wurde. Dann dieses köstliche Essen... und natürlich meine Traumfrau schlechthin. Sie ließ mich wirklich in ihr Leben. Ich konnte das alles noch gar nicht fassen. Was hatte diesen Wechsel in ihrem Denken ergeben? Vorher war sie augenscheinlich wirklich nur auf Sex aus gewesen. Warum jetzt nicht mehr?! Ach eigentlich konnte es mir doch auch egal sein. Ich hatte mein Ziel erreicht. Sie ließ es zu, dass wir uns näher kennenlernten und bis jetzt war es das beste Date, auf dem ich je war. Während wir das Essen genossen, erfuhr ich schon einige Kleinigkeiten über sie. Ich sog alles wie ein Schwamm in mich auf. Es war einfach so überwältigend. Wir redeten selbst während des Essens viel über Gott und die Welt und mindestens ebenso oft Lachten wir zusammen. Selbst als unsere Teller schon lange leer waren, saßen wir noch an diesem Tisch und quatschten weiter. Nach einiger Zeit fragte Felicitas mich dann ob wir uns nicht auf die Couch setzen wollen, dort sei es bequemer. „Möchtest Du noch einen Nachtisch haben?" Ein verschwörerisches Grinsen lag auf ihren Lippen. Ich sah sie an und kämpfte innerlich mit mir. Eigentlich würde ich gerne noch mehr über sie erfahren, aber mindestens genauso gerne würde ich ihr dieses verdammte Kleid vom ihrem göttlichen Körper reisen und heißen, unwiderstehlichen Sex mit ihr haben. „Sehr gerne" kam es ebenso verschwörerisch von meinen Lippen. In ihren Augen funkelte etwas auf und sie fuhr sich verführerisch mit der Zunge über ihre Lippen. Sie stand auf und nahm gleichzeitig ihren und meinen Teller. „Soll ich dir helfen?" fragte ich schnell und sprang schnell von meinem Stuhl auf. „Nein, das schaffe ich schon. Mach es dir doch schon mal auf der Couch bequem, Beautyful." Mit diesen Worten und den Tellern in der Hand ging sie aus dem Wohnzimmer und ließ mich dort alleine zurück. „Aber du kannst, wenn du möchtest, eine neue Playlist anmachen. Mein Handy liegt neben der Anlage. Der Code ist 1308." Ich sah mich um und entdeckte ihr Handy. Sollte ich wirklich? Andererseits, sie hatte es mir ja erlaubt. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, nahm ich es und sah mir ihre Playlists an. Eine sprang mir sofort ins Auge. Sie hieß „Anna". Gespannt was sich dahinter verbergen sollte, öffnete ich diese und drückte auf Play. Die ersten Klänge ertönten und entführten mich sofort in eine perfekte Welt, in der nur sie und ich zählten, in der es keine Barrieren zwischen uns und unserem Glück gab. Sie hatte wirklich Geschmack was die Musik betraf, dass musste ich ihr lassen. Noch ein Punkt, auf dieser langen langen Liste,  an Fakten warum sie für mich perfekt war. Vom Tisch schnappte ich mir unsere Weingläser und stellte sie auf die Untersetzer, die auf den Couchtisch lagen. Ich streifte mir die High- Heels von den Füßen und setzte mich mit angewinkelten Beinen auf die Couch. „Anna?" hörte ich Felicitas aus der Küche rufen. Sofort sprang ich auf die Beine und lief in den Flur. Da nur aus einer weiteren Tür Licht fiel, lief ich schnurstracks darauf zu und fand mich in einer schönen großen und modern eingerichteten Küche wieder. „Du hast gerufen?" machte ich meine Präsenz bemerkbar. „Ja, könntest Du mir vielleicht doch helfen?" fragte mich diese atemberaubende Schönheit vor mir und deutete auf die Teller, die auf den Küchentisch standen. Dort war Obst aller Art vertreten, von Banane über Ananas zu Melone und sogar Erdbeeren. „Natürlich" sagte ich erfreut. „Ich hoffe, dass du Schokofrüchte magst?" Bevor ich den ersten Teller in die Hand nehmen konnte, drehte ich mich nochmal zu Felicitas um und nickte eifrig. „Fast genauso sehr wie Lasagne." „Dann habe ich ja Glück gehabt." Sie hatte zwei Schüsseln in der Hand und gab mir beim Verlassen der Küche einen Kuss auf die Wange. „Das Licht geht automatisch aus. Nicht, dass du dich wunderst" rief sie mir vom Flur aus entgegen. Wie krass war das denn bitte?! Hightech hoch 10 in dieser Küche. Schnell schnappte ich mir die Teller und folgte Felicitas wieder ins Wohnzimmer, wo sie schon auf der Couch saß. „Möchtest du noch etwas Wein?" sie sah mich fragend an. „Gerne" sagte ich  und stellte die Teller mit den Früchten vor uns auf den Couchtisch ab, ehe ich mich setzte. Felicitas griff zur Weinflasche und schenkte uns beiden nach, nahm beide Gläser in die Hände und reichte mir meines. Wir saßen beide einander zugewandt mit den Beinen angewinkelt da und hatten eine Decke sporadisch über unsere Beine gelegt. Sie legte ihren Kopf auf ihrer linken Hand ab, die auf der Couchlehne ruhte und sah mich lächelnd an. Ihr Glas Wein hielt sie mit der anderen Hand und spielte mit ihren Fingern daran rum. Ich legte meinen rechten Arm ebenfalls auf der Lehne ab, behielt das Weinglas jedoch in beiden Händen. Eine kurze angenehme Stille hatte sich über uns gelegt, in der wir beide uns tief in die Augen sahen und der Musik im Hintergrund lauschten. „Was wolltest du mich schon immer mal fragen?" kam es von Felicitas. Mein Kopf fing an zu rattern. „Egal was?" kam die Gegenfrage von mir. „Ja, egal was." Uhhh das war schwierig. Sonst hatte ich immer 1000 Fragen gehabt, doch jetzt... jetzt war alles wie leergefegt. Über mich selber schmunzelnd richtete ich meinen Blick auf das Weinglas in meiner Hand. Ich hob es an und nahm genüsslich einen Schluck, bevor ich wieder zu ihr sah. „Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein." Ihr Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, während sie eine Augenbraue nach oben zog und anscheinend auf eine Erklärung wartete. „Sonst hatte ich immer 1000 Fragen im Kopf, welche ich dir stellen wollte. Aber nun... Nichts." Entschuldigend sah ich sie an und zuckte mit den Schultern. Ein leichtes Lachen entfuhr ihren göttlichen Lippen. „Na gut, dann fange ich eben an." Gespannt was jetzt für eine Frage kommen würde, sah ich sie an. „Hast du schon immer hier gelebt? Also in dieser Stadt?" Also mit einer solchen Frage hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber sie freute mich ungemein, denn es bedeutete ja, dass Felicitas auch mehr über mich erfahren wollte. „Nein, das habe ich nicht. Ich bin in einer anderen Stadt geboren, doch meine Mutter hatte dort in der Umgebung keinen Job mehr gefunden. Deshalb sind wir damals noch mit meinem Vater hier her gezogen." „Wo ist dein Vater jetzt?" „Meine Eltern haben sich ein paar Jahre nach dem Umzug getrennt. Zu meinem Vater hatte ich seit dem keinen Kontakt mehr. Ich war auch noch recht jung und er wollte anscheinend seine Tochter nicht mehr sehen. Ich weiß auch gar nicht ob er noch lebt... Naja und meine Mutter durchlebt gerade ihre Midlife- Crises... Gefühlt jede Woche hat sie einen neuen Typen am Start. Ist fast nie zuhause, aber immerhin scheint sie noch arbeiten zu gehen, denn die Rechnungen werden immer pünktlich bezahlt." Interessiert hatte mir Felicitas zugehört. „Aber fühlst du dich denn nicht einsam, wenn sie nie zuhause ist?" Wieder zuckte ich mit den Schultern und doch lächelte ich sie an. „Inzwischen sehe ich eher die Vorteile darin." Nun zog mein Gegenüber beide Augenbrauen in die Höhe. „Und die wären?" Mein Lächeln verwandelte sich zu einem verschlagenen Grinsen. „Ich kann ungefragt länger wegbleiben. Ich muss einfach nur sagen, dass ich bei einer Freundin übernachte." Auf ihrem Gesichtsausdruck sah sehr zu meiner Freude, die Erkenntnis, die sie gerade hatte. „Ganz schön frech." Doch ich lachte nur. „Nun zu dir. Wie ist deine Familie so? Leben sie auch hier?" Ihr Gesichtsausdruck wurde ernster. Sie sah in ihr Weinglas und rang anscheinend mit sich. In mir stieg die Panik auf. Hatte ich jetzt was Falsches gesagt? War dieser wunderschöne Abend jetzt vorbei? Wegen dieser unbedachten Frage von mir? Verzweifelt blickte ich zu der Frau, die mir gegenüber saß. Immer noch sagte sie kein Wort. Fuck. Ihre linke Hand lag inzwischen ausgestreckt auf der Lehne. Vorsichtig schob ich meine Finger zwischen ihre. „Feli...?" fragte ich vorsichtig und versuchte ihr in die Augen zu sehen. Hatte ich es verbockt? Aber ich hatte doch keine Ahnung, dass dieses Thema so ein wunder Punkt bei ihr war. Würde sie mich jetzt nach Hause schicken? Sie atmete tief ein und sah dann auf unsere Hände, die sanft begonnen hatten miteinander zu spielen. „Nach dem Tod meiner Großeltern hatte ich nicht noch wirklich jemanden..." begann sie leise zu flüstern, so dass ich mich anstrengen musste sie zu verstehen. Obwohl mir schon jetzt mindestens 10 Fragen auf der Zunge brannten, hielt ich meinen Mund und wartete darauf, dass sie von sich aus weitererzählte. Genauso wie sie sah ich zu unseren Händen, die wir sanft umeinander kreisen ließen. „Ich war damals 10 Jahre alt und sie kamen bei einem fürchterlichen Autounfall ums Leben. An diesem Tag hatten sie mich von der Schule abgeholt und wollten mich gerade nach Hause bringen. Wir hatten immer Spaß auf den Autofahrten. Wir sagen, lachten, erzählten von unserem Tag, was alles passiert war. So auch an diesem Tag... Ein LKW kam neben uns ins Schleudern und quetschte die komplette vordere Hälfte unseres Autos ein. Meine Oma starb sofort und mein Großvater... er war noch bei Bewusstsein, aber sehr sehr schwer verletzt. Er sah mich durch den Rückspiegel an und ich musste ihm ein letztes Versprechen geben. Ich durfte mir nicht die Schuld an diesem Unfall geben und durfte auch nicht zulassen, dass es jemand anderes tat. Als ich unter Tränen und Schmerzen es ihm versprochen hatte, starb er mit einem Lächeln im Gesicht. Die Feuerwehr musste mich damals als einzige Überlebende aus dem Wrack schneiden und ins Krankenhaus bringen. Meine Eltern eilten sofort, als sie das erfuhren zu mir. An meinem Bett fragte mein Vater den Doktor, ob seine Eltern auch hier waren und wie es ihnen ginge. Der Doktor hatte damals nur mit dem Kopf geschüttelt und ihm sein Beileid ausgesprochen. Seine Eltern waren für meinen Vater das Wichtigste auf dieser Welt gewesen und jetzt waren sie tot, als sie seine Tochter geholt hatten. Das konnte er mir nicht verzeihen. Seit diesem Tag war ich das schwarze Schaf der Familie für ihn. Er..." sie stockte. Meine Kehle war wie zugeschnürt. So etwas hatte ich nicht erwartet. Bei weitem nicht. Doch auf der anderen Seite war ich zutiefst gerührt und fühlte mich geehrt, dass Felicitas mir das jetzt schon anvertraute. Ich meine... wir lernten uns doch gerade erst kennen. Aufmunternd und um ihr zu zeigen, dass ich für sie da war, stellte ich mein Weinglas ab, rückte näher zu ihr und legte ihr meine freie Hand auf ihr Bein. „Du musst nicht..." doch weiter kam ich nicht. Ihr Blick glitt von unseren Händen zu meinen Augen. Ich sah leichte Tränen in ihren. „Doch, ich möchte es aber." Ich sah sie nochmals fragend an, bevor ich ihr ein leises „Okay" zuflüsterte. „Mein Vater gab mir die Schuld an diesem Unfall. Er begann mich zuerst nur 1x die Woche zu verprügeln. Doch mit der Zeit wurde es immer öfter und schlimmer, wobei er genauestens darauf achtete, dass man davon nach außen hin nichts sah. Keine blauen Flecken an den unteren Armen und Beinen, keine großen Narben, die zurückbleiben durften. Meine Mutter hatte anfangs versucht ihn davon abzuhalten, doch sie ereilte dann nur noch das gleiche Schicksal, wenn nicht sogar noch schlimmer, denn er vergewaltigte sie zusätzlich noch. Wenn er schlief, dann kam sie manchmal zu mir und wir nahmen uns gegenseitig in den Arm. Sie sagte immer, dass wir das zusammen durchhalten würden und mein Vater nur nicht mit dem Verlust zurechtkam und es deshalb nicht wusste was er da tat. Sie hatte nicht die Kraft und das Geld ihn zu verlassen. Außerdem liebte sie dieses Arschloch einfach zu sehr und hielt an der alten Version von ihm fest. Sie wurde nochmal schwanger und mein kleiner Bruder wurde geboren. Ich war inzwischen 18 geworden. Zu meinem Geburtstag drückte mir meine Mutter einen kleinen Beutel in die Hand und sagte: „Ich habe nicht genug für uns 3 und ich schaffe es nicht deinen Vater zu verlassen. Aber du hast jetzt die Chance dazu gehen mein Liebling. Also geh und komm nicht mehr zurück. Du darfst nicht zurücksehen oder wiederkommen, versprich mir das. Du musst es mir versprechen Felicitas!" Unter Tränen habe ich es ihr versprechen müssen und dann musste ich gehen. Einige Jahre später habe ich mein Versprechen gebrochen und bin doch wieder zurückgekehrt, aber meine „Familie" war weggezogen und keiner konnte mir sagen wo sie waren. Ich suchte verzweifelt weiter, doch ohne Ergebnis. Bis jetzt." Geschockt von dem was ich da gerade gehört hatte, saß ich einfach nur da und brachte keinen Ton heraus. Sie wandte den Blick wieder zu unseren Händen, die wir noch gegenseitig hielten. „Ich... ich..." begann ich zu stottern. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen sah sie mich wieder an. „Du brauchst nichts zu sagen. Ich habe das bis jetzt noch nie jemanden erzählt und ich weiß auch nicht warum ich das gerade hier, an diesem wundervollen Abend, erzählt habe." Sie warf ihren Kopf etwas verzweifelt zurück. „Es tut mir leid, Anna. Es tut mir sehr leid, dass ich jetzt die Stimmung zerstört habe und wenn du jetzt gehen und mich nicht wiedersehen möchtest... dann kann ich das verstehen. Aber gerade fühle ich mich leichter. Jetzt nachdem ich dir das erzählt habe." Beschämt wollte sie ihre Hand aus meiner ziehen, doch ich hielt ihre fest. Etwas überrascht, sah sie auf unsere Hände und dann zu mir. Inzwischen hatte ich meine Fassung auch wiedergefunden und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Als sie mir das gerade erzählt hatte, war es als wären alle Farben und die gesamte Wärme aus dem Raum gezogen worden, doch jetzt kehrte alles für mich wieder zurück. Sie hatte mir etwas anvertraut, dass kein anderer wusste. Nur sie und ich und das glaubte ich ihr. „Ich werde nirgendwo hingehen und ich fühle mich zutiefst geehrt, dass du mir sowas erzählt hast." Ich machte eine kleine Pause um ihr mit meinen Augen und meinem Lächeln zu vermitteln, dass ich das vollkommen ernst meinte. Im Hintergrund lief gerade „Wonderful Life" von Hurts an. Eines der Lieblingslieder von mir, wenn ich mal eine Scheißphase hatte im Leben. Mir kam eine Idee. Ich stand auf und hielt Felicitas meine linke Hand hin. Verwirrt sah sie mich an. „Komm, tanz mit mir!" „Was?", fragte sie immer noch verwirrt. „Tanz mit mir" wiederholte ich. „Jetzt? Hier?" Ich stieß ein kleines Lachen aus. „Jaaa. Jetzt und hier. Tanz mit mir." Ich ergriff ihre linke Hand und zog sie auf die Beine. Ihre Arme legte ich mir im meinen Nacken und platzierte meine dann um ihre Taille. Verwundert sah sie mich an, als ich begann uns im Takt der Musik zu bewegen. „Du bist doch verrückt" stieß sie leicht lachend aus. Mit einem breiten Grinsen sah ich erleichtert zu wie sie lachte und ich liebte ihr Lachen. „Ja kann schon sein, aber es hat funktioniert, oder nicht? Das Trübsal ist weg, oder?" „Ja" war alles was die mit einem breiten Lächeln noch sagte bevor sie ihren Kopf auf meiner Schulter ablegte und wir einfach weitertanzten.

Desire and Love / girlxgirl teacherxstudentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt