Donnerstag/ Wiedersehen

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So meine Lieben
Wie Ihr sicherlich schon gemerkt habt, hat sich der Rhythmus von Montag auf Donnerstag verschoben. Ich hoffe, dass es Euch nichts ausmacht? :)
Habt viel Spaß beim Lesen.
LG Matschu

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Anna POV

Mein Wecker riss mich aus meinem viel zu kurzen Schlaf und doch war ich sofort wach und topfit. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern und ich würde Felicitas wiedersehen. Voller Vorfreude, nahm ich mein Handy vom Ladekabel und schaute nach ob sie mir gestern Abend vielleicht noch geschrieben hatte. Doch als ich das Display einschaltete, war dort nichts zu sehen. Vielleicht war sie gestern einfach spät nach Hause gekommen und nach den paar Seminartagen einfach Tod ins Bett gefallen. Da wir uns ja eh heute sehen würden, machte das ja nichts. Zumindest versuchte ich mir das einzureden. Dennoch verspürte einen kleinen Stich in der Brust und gegen die Enttäuschung, die sich in mir leicht ausbreitete, konnte ich auch nichts tun. Ich stand auf und ging zu meinem Kleiderschrank. Aus den Schubladen holte ich meine neuerworbene Unterwäsche hervor. Sie war mintgrün im Grundstoff und darüber spannte sich ein feines Netzt aus schwarzen Seidenfäden. Ronja und ich hatten sie gefunden und wussten sofort, dass das die Richtige für den Anlass war. Ja sie war durch die Seide etwas teurer gewesen, aber das war alles noch im Rahmen des Machbaren. Darüber würde ich eine schwarze enge Jeans ziehen und eine weiße Bluse. Da es immer noch etwas kalt draußen war und die Bluse allein zu dünne wäre, zog ich noch eine elegant aussehende schwarze Strickjacke aus dem Schrank. Dazu später noch meine schwarzen Stiefel und ich wäre bereit für den Tag heute. Ich überprüfte nochmal ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte, was wir heute Nachmittag- Abend brauchen würden. Das Öl war ja schon in dem Zimmer, genauso wie das Badesalz. Von hier brauche ich nur noch die aufgeladene Musikbox, mein Ladekabel für das Handy und allerlei Kleinkram. Als alles fertig war, ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee. Während ich darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, sah ich wieder auf mein Handy und ging –wie so oft schon zuvor- auf den Chat von Felicitas und mir. Sie hatte ein Profilbild, welches sie in einem verschneiten Wald zeigte. Sie war dick eingepackt und lächelte in die Kamera. Ihr Lächeln steckte mich an und die Enttäuschung darüber, dass sie sich nicht gemeldet hatte, war verschwunden. Nur noch wenige Stunden und ich würde diese Augen, diese Lippen, diesen Menschen in der Schule, in der Realität wiedersehen. Mein Herz setzte bei diesem Gedanken einen Schlag aus und rannte dann förmlich einen Marathon. Pur Vorfreude durchströmte mich. Ja, es war soweit. Die Kaffeemaschine signalisierte mir, dass ich nun endlich mein Lebenselixier trinken konnte. Mit der Tasse in der Hand ging ich ins Bad und nippte zwischendurch daran. Im Bad stellte ich sie auf die Ablage neben dem Waschbecken und begann mich gemütlich etwas zu schminken. Zwischendurch nahm ich immer mal wieder ein Schluck Kaffee. Als ich fertig war, nahm ich mein Handy wieder in die Hand und ging auf unseren Chat. Sie war nicht online. Ich sah zu meinem Kaffee und griff nach der Tasse. Sie war fast leer. Sollte ich Felicitas einfach mal schreiben, dass ich mich auf sie freute und sie sich auf die Überraschung freuen konnte? Mit einem großen Schluck, trank ich den letzten Rest des Kaffees aus und sah dann wieder in unseren Chat. Nein, ich würde ihr nicht schreiben. Wir sehen uns ja gleich, dachte ich mir still und schmunzelte. Die leere Tasse brachte ich in die Küche und stellte sie in die Spüle, dann ging ich in den Flur und zog meine Stiefel und meinen Mantel an. Der Weg zur Schule und die ersten Stunden konnten gar nicht schnell genug vorbei sein. Felicitas hatte ja erst zur dritten Stunde Unterricht. Ergo: ich würde sie erst zur Pause sehen, in der sie seit neusten Aufsicht hatte. Ich machte mir nicht die Mühe vor dem Unterricht groß auf den Vertretungsplan zu sehen. Jetzt war nur noch sie in meinem Kopf. Beflügelt, lief ich mit Ronja an meiner Seite zum Klassenzimmer. Wir verkniffen es uns beide darüber zu reden, was ich heute noch vorhatte. Doch ich wusste genau, dass sich Ronja für mich, für uns freute. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Mit einer ungeahnten Motivation, beteiligte ich mich sogar an den ersten beiden Stunden. Das war immerhin besser als nur da zu sitzen und ständig auf die Uhr zu schauen. Dann würde man doch eh nur frustriert feststellen, dass es höchstens 5 Minuten vergangen waren, seit man das letzte Mal darauf gesehen hatte. Also konnte ich auch etwas für meine mündliche Note tun. Meine gute Laune und die überschwängliche Freude blieb natürlich nicht verborgen und so sprach man mich darauf an. „Was ist denn heute mit dir los? Hast du Hummeln im Po?" Ich lachte auf und meinte nur: „Freuen Sie sich doch, dass ich so gute Laune habe. So macht wenigstens einer am Donnerstagmorgen mit." Ohhh! Kurz war unsere Lehrerin etwas sprachlos, doch das Lachen konnte sie sich dann doch nicht verkneifen. Jaaaa ich konnte mir sowas erlauben, während andere dafür glatt einmal Nachsitzen von ihr bekommen hätten. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Zeit einfach nicht vergehen wollte. Obwohl ich mich so beschäftigt wie möglich hielt, plätscherten die Minuten nur so träge vor sich hin. Ein genervtes Stöhnen entfuhr mir und ich beschloss jetzt einfach nicht mehr auf die Uhr zu sehen. Irgendwann war es dann doch soweit. In 2 Minuten würde es zur Pause klingeln. Langsam und möglichst unauffällig, verstaute ich meine Sachen schon mal in meiner Tasche. Ronja, die neben mir saß, sah mir lächelnd dabei zu. Die letzten Sekunden waren angebrochen und ich verfolgte den Sekundenzeiger mit meinem Blick. Gleich... Gleich wäre es... schon klingelt es zur Pause und ich sprang auf. Schnell eilte ich zur Tür, die verwunderten Blicke, die mir meine Klassenkameradinnen dabei zuwarfen, waren mir in diesem Augenblick vollkommen egal. Ich lief die Treppen runter und stieß die Tür zu der zweiten, größeren Aula auf. Es kamen erst alle nach und nach an, doch von Felicitas war bis jetzt nichts zu sehen. Etwas enttäuscht und ungeduldig, ging ich zu unserem Stammplatz vor der Turnhalle, stellte dort meine Tasche ab und setzte mich auf den Schwebebalken. Nach einigen Augenblicken sah ich auf und in braune Augen, die mich verwundert ansahen. „Seit wann sitzt du denn hier?" fragte mich Ronja leise, denn so langsam trudelten alle von unserer Gruppe ein. Sie setzte sich neben mich und sah gerade aus. „Hast du sie gesehen?" fragte ich ebenso leise zurück. Die Anderen mussten ja nicht unbedingt mitbekommen, über was wir redeten. „Nein" kam es als Antwort zurück. Nun gut, dass musste ja noch gar nichts bedeuten, manchmal wurde sie auch im Lehrerzimmer aufgehalten und konnte deswegen nicht zur Aufsicht kommen. Ich zückte mein Handy und ging in WhatsApp. Sie hatte mir immer noch nicht geschrieben und online war sie auch nicht. Ich konnte nichts gegen dieses dumpfe Gefühl machen, welches sich wieder in mir aufbaute. So langsam frage ich mich was hier los war, doch noch wollte ich diesem Gefühl keine allzu große Beachtung schenken. Schlussendlich klingelte es zum Pausenende. Wir standen auf um wieder nach oben zu gehen. „Ich werde nochmal auf den Vertretungsplan sehen. Vielleicht haben wir ja Glück und es fällt etwas aus" meinte ich zu meinen Freunden. Ronja blickte mich wissend und etwas mitleidig an. „Mach nur" kam es als Antwort. Der Vertretungsplan hing genau neben der Tür zum Lehrerzimmer, wenn also nichts schief ging, dann müsste ich Felicitas also jetzt sehen. Schnellen Schrittes ging ich die Treppe hoch und öffnete die Tür zum ersten Stock. Die ersten Lehrer verließen bereits das Lehrerzimmer um zum Unterricht zu kommen. Sie war jedoch nicht dabei. Langsamer als zuvor schritt ich durch den Korridor. Immer wenn sich die Tür des Lehrerzimmers öffnete, setzte mein Herz ein Schlag aus. Doch kein einziges Mal kam die Frau raus, die ich unbedingt sehen wollte! Inzwischen war ich der Tür nahe und wie durch Zufall öffnete sie sich, doch es war nur mein Chemielehrer. Er erblickte mich und nickte mir mit einem Lächeln zu. Ich erwiderte stumm seinen Gruß und versuchte ein Blick in das Lehrerzimmer zu erhaschen, während ich an der Tür vorbei ging. Felicitas konnte ich jedoch auch dort nicht sehen. Das Gefühl in meiner Magengrube verdichtete sich und trat in diesem Moment noch mehr zutage. Schnell lief ich nun zum Vertretungsplan, denn wenn sie nicht da war, dann müssten ihre Stunden ja übernommen werden bzw. ausfallen. Etwas hektisch sah ich auf das A3 Blatt, welches in dem Schaukasten vor mir hing. Dort, relativ am Anfang der Klassen, sah ich das, wovor ich am meisten Angst hatte. 3. Stunde KRE Vertretung: DRE. Gut, vielleicht war es ja auch nur diese eine Stunde. Mein Blick glitt zum unteren Rand des Blattes. Dort gab es die Spalte „Fehlende Lehrkräfte". Neben zwei weiteren Lehrern stand dort der Name, der dort eben nicht stehen sollte. Fr. Kres! Wie in Trance starrte ich geschockt auf diesen Namen. Das... das... „Anna" Wie durch Watte nahm ich wahr, dass mich jemand rief. Eine leichte Berührung an meinen Arm ließ mich zusammenzucken. „Anna! Ist alles okay bei dir?" fragte mich die Stimme schon wieder. Langsam drehte ich meinen Kopf mechanisch in die Richtung, aus der die Stimme kam. Von dort blickte mich meine Englischlehrerin etwas besorgt an. „geht es dir gut?" fragte sie nun schon zum zweiten Mal. Zumindest war es das zweite Mal, dass ich es mitbekam. Nicht wirklich fähig zu sprechen, nickte ich nur leicht. Sie musterte mich immer noch. „Danach sieht es aber nicht wirklich aus und dabei hat man mir im Lehrerzimmer gerade gesagt, dass du heute unglaublich gute Laune haben sollst." Immer noch sah ich sie nur an. 1000 Fragen waren in meinem Kopf. 1000 Fragen, die alle eine Antwort haben sollten und dich im Moment nicht beantwortet werden konnten. „Möchtest du in das Krankenzimmer oder raus an die frische Luft? Ich schicke dir jemanden runter, der bei dir bleibt" bot meine Lehrerin mir an. Leicht schüttelte ich den Kopf. Das konnte doch nicht sein?! Das durfte doch nicht sein?! „Okay, wie du möchtest, aber dennoch müssen wir jetzt in den Unterricht." Sie sah mich weiterhin an. Zu sehr in meinen Gedanken gefangen, realisierte ich nicht, dass sie sich umgedreht hatte und zur Schwingtür, die in unserer Nähe war, ging. Dort angekommen, drehte sie sich nochmal zu mir um. Ihr Blick war unverändert mit Sorge gefüllt. „Kommst du?" kam es auffordernd aber dennoch sanft von ihr. Mein Körper schien auf Autopilot geschaltet zu haben. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den Anderen und folgte ihr in den Unterricht, doch irgendwas wahrnehmen oder realisieren konnte ich gerade nicht. Was war passiert? Warum war sie nicht hier? Wieso hatte sie mir nicht gesagt, dass sie krank war? Es wäre doch kein Problem gewesen. Wir hätten doch alles verschieben können. Ich könnte mich um sie kümmern. Sie pflegen... Mir doch egal ob ich mich anstecken könnte. Hauptsache es ging ihr wieder besser und ich wusste was los war. Doch ich hatte nichts. Keine Nachricht. Keine Information. Nichts!

Desire and Love / girlxgirl teacherxstudentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt