Die Türe öffnete sich beinahe geräuschlos und durch den winzigen Spalt zwischen Türrahmen und Wand schielte ein schwarzes Auge aus dem Halbdunkel hervor.
Der süßlich schwere Duft von Wildrosen umhüllte mich und ganz leise drang der wehmütige Gesang einer Nachtigall zu mir in den Gang hinaus.
Nach kurzem Zögern öffnete sich die Türe ein wenig weiter und Rabenfeder starrte aus großen, leicht geröteten Augen ungläubig zu mir hinauf.
Ich wandte schnell den Blick ab und starrte zu Boden. Wusste nicht so recht, was ich jetzt tun sollte. Ich öffnete meinen Mund, klappte ihn aber gleich darauf wieder zu. Mein Kopf war wie leergefegt.Wie entschuldigte man sich denn angemessen bei einer Adeligen?
Ist Knicksen noch zeitgemäß? Nee, oder?Je länger die Stille andauerte, desto unruhiger wurde ich. Ich fing an, es regelrecht zu bereuen, dass ich hergekommen war. Eigentlich konnte es mir doch herzlich egal sein, was Rabenfeder von mir hielt.
Aber du tust es nicht für dich, du tust es für Mark. Er ist auf die Gnade der Rabenkinder angewiesen, raunte meine innere Stimme mir zu.
Ich straffte mich. Mark hatte mich noch nie hängen lassen. Und ich würde es umgekehrt auch nicht tun.
Ich hatte mich entschlossen, dass ich dieses Spiel doch mitspielen würde, um Marks Willen. Ich musste eine Möglichkeit finden, ihm zu helfen und würde dafür sicherlich jegliche Hilfe benötigen, die sich mit bot und Rabenfeder war bislang die einzige, die halbwegs nett zu mir gewesen war.
Nach einem kurzen Moment der Selbstüberwindung, kratzte ich meinen ganzen Mut zusammen und schaute ihr direkt in die Augen. Es lag ein ungewöhnlicher Ausdruck in ihnen, den ich nicht so recht zu deuten wusste.
Ich musste mich mit aller Kraft davon abhalten diesem Blick nicht erneut auszuweichen.
Schon seltsam wie viel doch dazugehört einfach mal Tut-mir-Leid zu sagen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe während ich um die richtigen Worte rang."Ich, also, wegen vorhin, das, äh, war nicht so gemeint."
Einen Moment lang herrschte Stille.
Dann schmiss Rabenfeder plötzlich ihre Arme um meinen Hals und drückte mich fest an sich. Unangenehm berührt stolperte ich zurück.
Was sollte das denn schon wieder?
Es war doch nicht mehr als ein dezent misslungener Entschuldigungsversuch gewesen, keine Liebeserklärung."Alles in Ordnung mit dir Ravenna?" fragte Rabenfeder leicht verwirrt.
Bitte was? Ungläubig deutete ich mit dem Zeigefinger auf meine Brust. Was hatte sie da gerade gesagt? Hatte sie mich gemeint?
In diesem Moment schien Rabenfeder ein Licht aufzugehen. Man kann sicherlich vieles über sie sagen, aber dumm ist sie nicht."Du heißt jetzt Ravenna," verkündete sie stolz, "Hat dir das noch niemand mitgeteilt?"
Augenscheinlich hatte Rabenfeder mein Entsetzen noch nicht bemerkt. In einem Ton als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, fuhr sie bereitwillig fort:
"Das haben wir gestern so entschieden. Eigentlich hatten wir schon vor Ewigkeiten festgelegt, wie der neue Champion heißen sollte. Okay gut, es war Vorgestern. Du weißt schon, der Tag, an dem der alte König starb," sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ist ja eigentlich auch egal. Es ist nur so, dass..." hastig blickte sie sich um, so als wollte sie sich vergewissern, dass wir auch wirklich allein waren, " Wir hatten fest damit gerechnet, dass der Champion männlich sein würde.
Aber nachdem überraschenderweise du erwählt wurdest, mussten wir ein Notfallkomitee einberufen. Ich hätte nie gedacht, dass wir so viel neu überdenken müssen.
Übrigens, was deinen Namen angeht: es war meine Idee. Ich habe ihn vorgeschlagen. Und er wurde ausgewählt," sie kicherte leise, "Du glaubst nicht wie eingeschnappt Rabenklaue war, dass die Rabenmutter nicht seinen Vorschlag angenommen hat.""W-war-um?" stammelte ich. Zu mehr reichte es nicht. Mein Gehirn weigerte sich immer noch diese Information zu akzeptieren. Sie konnten mir doch nicht einfach so einen neuen Namen verdonnern. Ohne triftigen Grund!
Mein Name, mein wahrer Name war Mia-Maria Madeinchina.
Gerne auch einfach nur Mia oder von mir aus auch M&M. Aber doch nicht Ravenna!
Ravenna! Was ist das überhaupt für ein Name?
Okay. Da ich Mia-Maria heiße habe ich wohl kein Recht mich zu beschweren, aber trotzdem! Das konnte doch nicht ihr Ernst sein!
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Im Zeichen des Raben
Science FictionIn ferner Zukunft. Kriege, Klimawandel und Umweltverschmutzung haben ihren Tribut gefordert. Unsere heutige Zivilisation wurde vom Erdboden getilgt. Aus ihren Ruinen sind neue Hochkulturen entstanden. Neue Königreiche regieren nun die Welt. Für viel...