»Officer die kleine will raus.« Rief Dexter hinter mir. «Stimmt überhaupt nicht.« Ich kniff sauer die Augen zusammen und musterte ihn. Sonst war das Kleine nett gemeint aber jetzt einfach nur abwertend.
»Die Spasten sind weg. Die haben für die nächsten 3 Stunden eine Besprechung. Es wurden die besten Sicherheitssysteme scharf gestellt. Hier kommt niemand rein oder raus.« Ertönte die Stimme eines Mannes, ein paar Zellen weiter. »Na super.« Dann war ich jetzt also eine Gefangene. Wenn man bedenkt dass es jetzt 23:42 Uhr war, war das eine echt ziemlich beschissene Situation. »Weißt du, das was ich gerade gesagt hab war nicht so gemeint. Ich wollte nicht wirklich dass du gehst.« Hörte ich Dexter leise murmeln. Er wollte nicht dass ich gehe? Das bedeutete er wollte dass ich da bleibe. Und das wiederum bedeutete er mochte mich.... ein bisschen jedenfalls. »Ist schon gut. Ich hätte nicht so blöde Fragen stellen sollen.« Ich lächelte ihn ein wenig zögerlich an. Was hatte ich nochmal gefragt? Ach ja... warum er die Menschen getötet hatte. Vielleicht sollte ich das Thema vorerst ruhen lassen. »Nein da kannst du nichts für. Ich hab mich einfach nicht unter Kontrolle und ich vertraue zu wenig.« Er schüttelte den Kopf. »Lass uns nicht darüber reden.« »Ich erzähle es dir.« Er lächelte.
»Also meine Familie existiert eigentlich fast garnicht mehr. Als ich 13 war wurden meine Eltern gewalttätig meiner Schwester gegenüber und...« Seine Stimme erstarb direkt wieder. Verdammt warum konnte ich nicht mal ein normales Thema aussuchen. »Anderes Thema?« Von unten lächelte ich zu ihm hoch aber er schüttelte genau so lächelnd den Kopf. »Du sollst mich kennenlernen. Also sie... sie vergewaltigten meine kleine Schwester und... sie drohten damit sie umzubringen, falls ich etwas machen würde. Aber es wird noch verwirrender...« Er sah mir nicht in die Augen, obwohl ich den Blickkontakt suchte.
»Dexter wir können das Thema auch lassen. Erzähl es mir ein anderes mal du musst das nicht machen.« Ich legte meine Hand auf sein knie, aber er schüttelte den Kopf. »Ich lief weg, mit ihr. Sie war 9 und ich musste mich um sie kümmern. Wir hatten Geld, wir hatten eine Menge Geld, unsere Eltern waren unglaublich reich und ich kam an das Geld, aber das half uns nicht. Wir waren alleine. Irgendwann fing ich an mit Drogen zu dealen und auch selber welche zu nehmen. Ich war ein Junkie aber ich machte noch mehr Geld damit. Ich kaufte meiner Schwester alles was sie wollte damit sie sich nicht alleine fühlte, aber ich hab nicht verstanden, dass ihr materielle Sachen nichts brachten. Ich könnte mich damit rausreden dass ich jung war und den gewissen Kick suchte, doch so war es nicht. Ich fand es cool. Ich wurde von allen Seiten beneidet. Ich war der super coole Dexter.... ich hab die Anerkennung bekommen, die meine Eltern mir nie gegeben haben. Irgendwann ist das alles aus dem Ruder gelaufen und ich habe übertrieben. Ich wollte immer mehr. Die Mädchen liefen mir hinterher, die Jungs beneideten mich und die Erwachsenen hassten mich. Als ich 15 war hat dein Vater mich gefunden. Er hat mir geholfen und mich da rausgeholt. Ich hatte ein besseres Leben und meine Schwester wurde auch glücklicher. Aber dann haben meine Eltern mich gefunden. Weißt du... sie hassten mich. Sie hassten mich dafür, dass ich nicht so war wie sie es haben wollten. Sie wollten einen kleinen Streber der immer Einsen mit nach Hause brachte und Mama beim Abendessen machen half. Aber so war ich nicht und deswegen verabscheuten sie mich. Ich war mit deinem Vater im Boxstudio als sie reinkamen. Ich war da 18.« Er machte eine Pause und atmete tief durch. »Sie richteten eine Waffe auf deinen Vater. Ich hasste sie. Abgrundtief. Sie wollten mir das einzige nehmen was ich hatte, nur damit ich wieder unglücklich war. Ich hab deinen Vater als meinen eigenen gesehen und da tat ich das einzig richtige. Ich griff nach seiner Waffe und schoss. Ich tötete meine beiden Eltern mit zwei Kopfschüssen. Das war ich deinem Vater schuldig. Und das war ich auch mir selber schuldig. Sie haben es verdient das weiß ich. Sie haben sich an meiner Schwester, ihrer eigenen Tochter vergriffen. So jemand verdient nur den Tod.« Als er mit seiner Erzählung endete und ich den Schmerz in seinen Augen sah, brach ich in Tränen aus. Ich glaube noch nie hatte ich so bitterlich geweint. Ich war immer schon emotional, aber was dieser Junge mir erzählt hatte brachte das Fass zum Überlaufen.
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Dexter
Teen FictionDu und ich - wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen. •Mahatma Gandhi Ein Schulprojekt wird Ilenia's Leben für immer verändern. Ihre Klasse wird für einen Monat, jeden Tag einen Insassen eines Gefängnisses besuchen. Währen...