Kapitel 34

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Kapitel 34: Du hast doch nur eine? 

Mit dröhnenden Kopf wachte ich am nächsten morgen auf. Als ich mich umsah, bemerkte ich erst jetzt wo ich hier wirklich war. Ich lag in meinem Auto mit Nilo, das zugegebener weise sehr unangenehm ist. Langsam richtete ich mich mit einem leichten Schmerzenstöhnen auf. 

Ich bezweifle zwar das es gut ist, gerade in meiner Situation so viel zu trinken, aber jetzt mal ehrlich ich sterbe so oder so!, redete ich mir immer wieder ein.

>>Hey Schlafmütze aufstehen!<< flüsterte ich und ruckelten dabei an Nilo, auf dem ich anscheinend die ganze Zeit geschlafen hatte. >>Weckt man so seinen Freund?<< brummte er daraufhin herum, was mir ein kleines freches Lächeln entlockte. Deswegen meinte ich provokant >>Sorry Schätzchen<< Ich wollte gerade schon mich nach vorne setzten, um loszufahren, aber Nilo hielt mich fest. >>Mhh..,nein nein mein Liebes wir fahren noch nicht los?<< Ich sah ihn nur fragend und verwirrt zu gleich an. >>Du kannst dich vielleicht noch an die Liste erinnern die wir geschrieben hatten, bevor das alles hier passiert ist?!<< Ich sah ihn nur fragend an. Was hatte er denn bitte jetzt noch vor? Für langes Nachdenken ließ er mir aber keine Zeit, denn er holte schon einen Picknickkorb und Picknickdecke aus dem Kofferraum heraus. 

Ein Lächeln schlich sich auf meinen Lippen ein. >>Ich weiß ich bin toll<< äußerte er sich provokant und lächelte mich nur noch schief an. Mist dieses Lächeln!

Dann nahm er mich an die Hand und zog mich aus dem Auto. Hand in Hand wanderten wir über verschiedenste Wiesen, welche sich am Rand des Waldes befanden. Vor einer riesen großen Blumenwiese blieben wir stehen. Und ich rede hier nicht von einer Wiese, sondern einer richtigen BLUMENwiese. >>Wow Nilo, du bist verrückt!<< meinte ich staunend, wobei ich ihn glücklich anlächelte. Wenig später breitete er die Picknickdecke aus, worauf wir uns dann setzten. Und dann saßen wir dicht aneinander gekuschelt da. Schweigend.

>>Was soll ich eigentlich ohne dich machen!<< flüstere Nilo mir ins Ohr und klang dabei nicht nur traurig, sondern auch noch dazu verzweifelt. Ich sagte dazu nichts. Was hätte ich denn auch sagen sollen: Vielleicht>>stirb schneller<<? Oder Vielleicht >>Ja sorry das ich Krank bin ich will das ja auch nicht<<?

Generell versuchte ich nicht darüber nachzudenken. Ich wollte gar nicht wissen, wie Nilo sich fühlte. Er sah mir ja regelrecht beim sterben zu. Deshalb versuchte ich so gut wie es geht Nilo nichts davon zu erzählen, wenn ich mal wieder schmerzen hatte. Eigentlich redete ich hauptsächlich nur mit meinem Arzt über meine Schmerzen. Für Nilo wollte ich tapfer und nicht krank sein. Ich liebte ihn und es tat mir leid ihn so zu sehen, wie er unter meiner Krankheit litt.

***

Am späten Mittag für ich erst Nilo nach hause und dann zum Arzt. Nachdem mein Arztbesuch endlich ein Ende fand, konnte auch ich endlich nach hause.>>Hey Mom<< begrüßte ich meine Mutter. >>Hallo Schätzchen<< grüßte sie zurück, wobei sie mich freundlich anlächelte. >>Willst du auch einen Kaffee?<< fragte ich sie dann ohne den Augenkontakt abzubrechen. Sie nahm das Angebot dankend an.

Und nun saßen wir da. Mit unseren Kaffees in der Hand, sitzend an unserem Küchentisch und ich erzählte einfach alles, denn sie wollte einfach alles wissen.  Ich fing bei der Grundschule an bis zur jetzigen Klasse. Ich erzählte ihr von Jack und wie alles seinen Lauf genommen hatte. Jack! Das alles hatte ich erfolgreich verdrängt, ich hatte ja genug mit meiner Krankheit zu kämpfen.

Ich erzählte ihr von Nilo und von der Aktion die Onkel Dave und ich gemacht hatten, als wir Nilos Auto verunstaltet hatten. Meine Mutter musste dabei anfangen zu lachen. >>Du und Dave? Du kannst von Glück reden so einen Onkel zu haben<< meinte sie unter tränen.

>>Ich habe meinen Namen gehört?!<< kam ein mal wieder übermotivierter Onkel Dave in die Küche hereinspaziert und nahm sich nebenbei einen Apfel aus den Obstschale, bevor er sich zu uns setzte. >>Ja! Ich denke ich muss mich wohl bedanken, wie du eigentlich unsere Kleine großgezogen hast. Kein Wunder das du keine Kinder hast, du hattest ja irgendwie immer Josi<< sagte meine Mutter dankbar. >>Ja ich habe Josi und dafür bin ich dankbar...aber ich bin gerade einmal 24 Jahre alt...also...<< Ja, Onkel Dave war nicht nur der kleinere Bruder von meinem Vater, er war auch um einiges jünger. 

Und wisst ihr wer wenig später auch die Küche betrat? Es war mein Vater. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie ein richtiges Gespräch geführt. Er hatte auch nie so wirklich Interesse an mir. Jedenfalls vermittelte er mir meist dieses Gefühl. >>Hallöchen! Wie geht es meiner Lieblings Tochter?<< sagte er. >>Du hast doch nur eine?<< quatschte Onkel Dave dazwischen. >>Ich weiß<< gab er zufrieden zurück, wobei er seinen kleinen Bruder angrinste. So hatte ich ihn noch nie erlebt. 

Und so gesellte sich mein Vater das erste mal in meinem Leben dazu.


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