~James~
Die Schule war vorbei. Ich ging in mein Zimmer und packte meine Sachen. Ein letztes Mal schaute ich aus meinem Fenster und lief dann mit meiner Tasche nach unten zum Eingang. Lucie stand da. Sie schaute mich an. "Ich weiß zwar nicht, was los ist und ich weiß auch nicht, warum oder wohin du gehst, aber pass auf dich auf!", verabschiedete sie sich von mir. Sie winkte und lief dann die Treppen hoch. Ich schaute ihr starr hinterher. Ich war so überfordert und überrascht, dass ich einfach nichts sagen konnte. Ich stand einfach nur da und drehte mich dann um. "Alter, kannst du nicht aufpassen, wo du hin läufst!", brüllte mich Maik an, in den ich rein gelaufen war. "Was stehst du auch im Weg?", erwiderte ich ihm. "Das geht dich nen Scheißdreck an, du Arsch!", knurrte er und stieß mich grob zur Seite. Alter sein Scheiß Ernst? Was war denn mit dem los? Nur weil wir laut ihm keine Freunde mehr waren und es wahrscheinlich auch nie gewesen waren, hatte er nicht das Recht mit so zu behandeln! Ich wandte mich ab und ging durch die Eingangspforte. Dort stand sie. "Komm!" Mehr sagte sie nicht. Sie drehte sich um und ging zu einem Lamborghini. Ernsthaft?! Alter, wofür brauchte man denn so nen Scheiß? Das war doch total unnötig! Ich folgte ihr mürrisch und warf meine Tasche auf die Rückbank und setzte mich dazu, weil vorne schon jemand saß und ich sowieso kein Bock hatte, vorne zu sitzen. "Warum fährt der hier mit?", fragte der Typ vorne und warf mir einen bösen Blick zu, "Der macht nur alles dreckig!" Hallo. Danke für die nette Begrüßung. Alter, erzogen wurde der aber ganz sicher nicht. Na gut die Familie konnte mich sowieso nicht leiden. Und das beruhte selbst verständlich auf Gegenseitigkeit in diesem Falle. Schweigend sah ich während der Fahrt aus dem Fenster und wünschte mich weit weg. Ich wollte nicht zurück in dieses Haus, wo ich erst wirklich zu dem wurde, was ich jetzt bin. Ich hasse mein Leben und ich wollte nicht dorthin zurück, wo dieser Hass begonnen hat. Ich wollte nicht dorthin zurück, wo mein Leben sich änderte, dorthin, wo es kein Zuhause für mich gibt und auch keinen Platz. Ich gehör da nicht hin. Ich gehöre nirgendwo mehr hin. Ich habe keinen Platz mehr in dieser Welt. Nicht mal mehr im Internat. Alles wurde und wird mir genommen. Mir göhnt man einfach nichts. Ich spielte mit dem Gedanken, mich ab zu schnallen, die Tür zu öffnen und rauszuspringen. Das wäre bei diesem Tempo der sichere Tod gewesen. Doch irgendetwas hielt mich ab. Nach stundenlanger Fahrt hielt das Auto auf einer Einfahrt. "Aussteigen!" Ich seufzte leise, schnappte mir meine Tasche und öffnete die Tür, um auszusteigen. Vorsichtig schloss ich die Tür. "Von vernünftig Tür zu machen haste auch noch nichts gehört?", knurrte der Typ. Und davon, dass man vernünftig Deutsch spricht, hast du auch noch nichts gehört! Der ging mir jetzt schon auf den Piss. Wie sollte ich denn da ne ganze Woche mit dem Aushalten. "Marco, zeig ihm sein Zimmer!", rief seine Mutter. Der Typ stapfte vor mir ins Haus und führte mich in den Keller. Dort zeigte er mir einen kleinen Raum, in dem gerade mal eine Matratze lag und eine kleine Glühbirne hing. Und wenn ich klein sage, dann meine ich winzigklein. Der Raum war wenns hochkam vier Quadratmeter groß. "Duschen kannst du da." Er zeigte auf eine Tür. Wow! Ich konnte mich sogar waschen! Oh man, meine Laune stieg immer weiter in den Keller. Ich hatte sowas von keine Lust mehr. Ich wollte weg von hier und weg vom Internat. Egal wohin, einfach weg. "Essen!", brüllte die Frau. "Wag es ja nicht, zu viel zu essen, sonst setzt es was!", drohte mir Marco. Ich zuckte unbeteiligt mit den Schultern und handelte mir damit gleich eine Ohrfeige ein. Eines sollte man vielleicht erwähnen. Aufs Zuschlagen verstehen, die sich hier alle prächtig, außer der Vater. Aber der ist sowieso nie da. Ich rieb mir meine brennende Wange und folgte ihm. Wenn man hier eine Woche überlebte, dann war man gefühlslos. Das ist kein Scherz! Zum Essen bekam ich trockenes Brot. Es sah genauso unappetitlich aus, wie es auch schmeckte. Mühsam schluckte ich es herunter und versuchte neutral zu gucken, was mir auch gelang. Nach dem Essen fing alles erst richtig an. Ich musste die Küche sauber machen. Marco stand mit seinem Lieblingsstock in der Tür und beobachtete mich. Wenn es ihm nicht schnell genug ging, setzte es was. In zwischen brannte mein gesamter Rücken. Der Schmerz wurde langsam unerträglich. Mühsam räumte ich das Geschirr ein. Dabei fiel mir ein Glas zu Boden. Es zerschellte an meinen Füßen. "Du Idiot!", brüllte Marco, "Was kannst du eigentlich?" Er prügelte auf mich ein und stieß gewaltsam mit seinem Stock zu. Da kam auch noch seine Mutter hinzu. "Was ist hier denn los?", wollte sie wissen. Ihre Stimme klang enorm gefährlich. "Dieser Idiot, hat ein Glas mit voller Absicht geschrottet", berichtete Marco und ehe ich widersprechen konnte, ging sie schon auf mich los. Sie drückte mich an die Wand. Dann zog sie ihren Gürtel heraus und begann, damit auf mich ein zudrischen. Trotz des höllischen Schmerzes verzog ich keine Miene, sondern schaute ihr tapfer in die Augen. Doch sie machte das nur noch wütender. Sie schlug noch härter zu und riss mir mein T-Shirt weg. Inzwischen war mein Bauch und Rücken gerötet. Teilweise lief warmes Blut aus einigen Wunden. Ich wollte schreien, doch ich schluckte den Schmerz so gut es ging herunter. Jetzt bloß nicht schwach werden! Irgendwann hatte sie keine Lust mehr und ließ von mir ab. "Geh auf dein Zimmer und lass dich nicht eher blicken, außer wenn ich dich rufe!", befahl sie mir. Ich trottete in den Keller und ließ mich auf die Matratze fallen, um es gleich darauf zu bereuen. Fluchend setzte ich mich auf. Mein ganzer Rücken und mein ganzer Bauch schmerzten. Es tat so höllisch weh und ich wusste, dass das erst der Anfang vom Lied war, das schlimmste würde noch bald kommen...
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Who are you?
Novela JuvenilJames, 16 Jahre, geht auf ein Internat. Eigentlich ist sein Leben perfekt, doch dann kommt diese Lucie und stehlt alles auf den Kopf. Sie ist definitiv nicht normal. Und ausgerechnet er muss sich auch noch um sie kümmern...