30. Befreiung

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Die ganze Woche hatte ich hart trainiert und hatte jeden Abend gegen den Boss gekämpft, der keineswegs nett mit mir umging. Er zeigte nicht das kleinste bisschen Mitleid. So knallhart hatte ich ihn bisher nur wirklich selten erlebt. Jeden Abend hatte ich blaue Flecke, was ich sonst eigentlich nie hatte, und fiel immer hundemüde in mein mittlerweile über alles geliebtes Bett. Heute war es so weit. Ich trug für alle Notfälle eine schusssichere Weste. Der Boss meinte, dass sie vor nichts zurück schreckten, auch nicht vor dem Ermorden eines eigenen Kameraden. Ich hatte nur schwer geschluckt und due schusssichere Weste angezogen. Eine kleine Pistole steckte in meinem Hosenbund. "Ihr tut nichts unüberlegtes und meine Befehle werden sofort befolgt!", erklärte uns der Boss zum gefühlten tausendsten Mal. Ryan stand neben ihm. Ich ignorierte ihn soweit es ging und schalltete mein Headset an. Es war ein kleines Gerät in meinem Ohr, dass eher an ein Hörgerät erinnerte. Das Microphone klebte an der Innenseite meines schwarzen Longshirts. Maik trug die selbe Ausrüstung und sah leicht verunsichert zu mir. Ich nickte ihm aufmunternd zu. Er hatte sich immer noch nicht ganz von dem Anblick von Lucies Zimmer erholt. Ich hatte es, um ehrlich zu sein, auch noch nicht ganz. "Einsteigen!", herrschte uns der Boss an und wir stiegen ohne Widerrede in das schwarze Auto. Die Scheiben waren verspiegelt, sodass man uns nicht sah. Nach zwei Stunden Autofahrt erreichten wir unser Ziel. Wir ließen das Auto auf einem Waldweg zurück und schlichen uns durch den Wald heran. Es war dunkel. Die Dunkelheit bot uns optimalen Schutz. Dafür mussten wir jedoch höllisch aufpassen, um nicht zu stolpern. Nach einer Ewigkeit ragte das Gebäude des Internats groß vor uns auf. "Und wie habt ihr euch das jetzt gedacht?", zischte ich und biss die Zähne auf einander. "Sie wird in dem kleinem Häuschen dort vorne festgehalten", erklärte der Boss ruhig und zeigte auf ein kleines Gebäude etwas abseits. Wir schlichen uns noch etwas näher heran und checkten dann die Lage. "Sobald wir sie gefunden haben, bringen James und Maik sie auf der Stelle zum Auto. Wir folgen euch und halten euch den Rücken frei. Ihr werdet das Auto startklar machen und euch sofort über die Headsets melden, falls ihr angegriffen werdet oder ihr das Auto erreicht habt. Verstanden?", erörterte er nochmals unser Vorgehen. Alle bejahten. "Keine Alleingänge!", ermahnte uns der Boss und wieder bejahten wir alle. Danach liefen wir auf das Gebäude zu. Wie postierten uns rechts und links neben der Tür. Alle bis auf einen Schüler, der soweit ich weiß, auch in unsere Stufe ging. Er sollte sofort Bescheid geben, wenn jemand sich dem Gebäude näherte. Der Boss prüfte die Tür. Sie war verschlossen wie erwartet. Ryan trat vor und knackte in Sekundenschnelle die Tür. Schnell liefen wir herein und suchten die Halle, in der wir nun standen nach weiteren Türen ab. Es war stockduster. Eine Bewegung auf der linken Seite ließ mich innehalten. Unauffällig stieß ich Ryan an, der neben mir stand und zog meine Pistole aus meinen Hosenbund. Leise entsperrte ich die Pistole und lud sie. Ryan hatte die Gestalt auch entdeckt und entsicherte auch seine Waffe. Ohne zu zögern schoss er auf den Schatten. Zum Glück hatte seine Waffe einen Schalldämpfer, sodass man den Schuss kaum hörte. Die Gestalt sank in sich zusammen. Ryan lief auf sie zu und prüfte, ob die Person auch wirklich tot war. Danach gingen wir alle zu der Tür, aus der die Person gekommen war. Wir standen nun in einem Korridor. Auf jeder Seite des Korridors befanden sich zwei Türen. Der Boss stieß die erste Tür auf. Der Raum war leer. Plötzlich wurde die andere Tür aufgerissen und jemand schoss auf uns. Ein unbeschreiblicher Schmerz brannte sich in meinen Arm und ließ mich aufkeuchen. Ich presste meine Lippen aufeinander. Ich schoss auf die Person und knallte gegen die Wand. Die ganze Luft wurde mir aus den Lungen gepresst. Schnell fasste ich mich. Der Knall hallte immer noch in meinen Ohren weiter. Der Boss fluchte kurz und erledigte dann die Person. Ryan und Maik stürmten in den Raum. Ich biss die Zähne zusammen und sprintete hinterher. Da war sie. Zusammengekauert in einer Ecke und zitterte am ganzen Köper. Verbände verdeckten ihre meiste Haut. Sie war angekettet. Schnell trat ich zu ihr und schoss die Kette durch. Obwohl ich mich auf den Rückstoß gefasst gemacht hatte, schwankte ich leicht rückwärts. Doch dann trat ich auf sie zu, hob sie schnell hoch und sah zu Maik. Dieser nickte kaum merklich. "Fuck! Es kommen welche!", ertönte die Stimme des Jungen in meinem Ohr. Erschrocken fuhr ich zur Tür herum. "Was jetzt?", fragte ich sichtlich überfordert mit der Situation. "Es gibt einen zweiten Ausgang. Wir halten euch den Rücken frei. Also rennt!", bestimmte Ryan. Es war das erste Mal, dass ich auf meinen Zwillingsbruder hörte. Maik und ich sprinteten los. Ich hatte Lucie auf den Rücken genommen. So war ich schneller, als wenn ich sie im Brautstil trug. In der Halle rannten wir zum hinteren Teil. Tatsächlich befand sich dort eine Tür. Ohne nachzudenken stieß ich sie auf. Maik lief vor mir heraus und bekam einen ordentlichen Schlag in den Magen ab. Er schwankte. "Ryan", rief ich ins Micro. Sofort nahm ich hinter mir die Bewegung meines Bruder wahr. Er stürmte an mir vorbei und attackierte den Angreifer. Maik und ich nahmen wieder die Beine in die Hand und jagten zum Wald. "Haltet sie auf!", schrie jemand hinter uns. Eine Person steuerte auf uns zu und kam immer näher "Nimm Lucie. Ich halte ihn auf!", rief ich Maik zu. Dieser nahm sofort diese und jagte weiter in den Wlad hinein. Ich drehte mich um. Mein Gegner bremste ab. Ich sprintete ein paar Schritte auf ihn zu und rammte ihn meine Faust in den Bauch. Als Gegenzug schlug mir der Typ gegen meine Schulter. Ich zischte kurz auf und holte erneut aus. Meine Faustschläge wurden immer präziser und ich traf immer mehr. Ein Schlag meines Gegners traf mich direkt an meiner Schläfe. Ich keuchte und ging zu Boden. Siegessicher kam der Typ auf mich zu und stellte einen Fuß auf meiner Brust ab. Warmes Blut floß mir über die Haut in meine Haare. Da stürzte sich plötzlich jemand von hinten auf den Kerl. Erschrocken starrte ich auf die kleine Person. "Renn", schrie dieser. Es war der Typ, der den Eingang "bewachen" sollte. Schnell rappelte ich mich auf und bereute es im nächsten Moment. Mir wurde kurz schwarz vor Augen. Ich hielt mich an einem nahe stehendem Baum fest und sprintete dann los Richtung Auto. Pass auf dich auf, Kleiner! Als ich das Auto erreichte, saß Maik schon drin und startete den Motor. "Wir sind soweit!", rief er ins Micro. Wenige Sekunden später stürmten alle auf den Waldweg und sprangen ins Auto. Ich tat es ihnen gleich. Keuchend sah ich nach vorne. Mir wurde schwindelig. Mit der einen Hand hielt ich meinen Kopf. Als ich neben mich sah, sah ich Lucie. Sie schien unglaublich verletzlich und zerbrechlich zu sein. Vorsichtig griff ich nach ihrer Hand. "Alles wird wieder gut!"

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