Kapitel 10

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~Lucie~

Ich hasse diese Typen. Verdammt noch mal ich wollte schlafen! Wie kann man um diese Uhrzeit schon wach sein und dann auch noch so einen Lärm machen. Genervt ging ich ins Bad und duschte, um mich wieder zu entspannen. Nach zwanzig Minuten, in denen ich einfach nur das heiße Wasser genossen hatte, verlies ich die Dusche und machte mich fertig fürs Essen. Misgelaunt machte ich mich auf den Weg in die Mensa. Vor mir liefen Maik und James. Ernsthaft? Ich hasse es. Kann ich nicht wenigstens beim Essen meine Ruhe haben. Maik wäre ja noch ok. Warum muss ich unbedingt dieses Arschloch als Mentor haben? Wütend blieb ich stehen und hoffte, dass sie mich nicht bemerkt hatten. Als sie die Mensa betreten hatten, wartete ich noch einen Moment, bevor ich tief durchatmete und dann ebenfalls in die Mensa ging. Sie standen am Buffet und unterhielten sich mit ein paar Jungs aus unserer Klasse. Eilig schnappte ich mir ein Brötchen und setzte mich an meinen Platz. Irgendwann kamen sie auf mich zu und setzten dich zu mir. "Moin!", sagte James, als wäre nichts geschehen. Mit einem tötendem Blick blitzte ich ihn an, sagte aber nichts. "Gut geschlafen?", setzte Maik noch einen oben drauf. "Halt die Klappe oder es setzt einen!", knurrte ich sichtlich angepisst. Diese Arschlöcher! "Hey hey hey, nicht gleich so unfreundlich!", zog James mich auf, "Außerdem verstehst du doch nichts von Kampfsport." Wenn du wüsstest...Lass es lieber sein. Ich weiß nicht, wie lange ich der Versuchung, dir eine zu klatschen, noch widerstehen kann.  "Na und?", antwortete ich trotzig, "Ich bin ein Mädchen und hab meine eigenen Tricks auf Lager." Ich lächelte geheimnisvoll, bevor ich einfach weiter aß. Als ich fertig war, stand ich auf und ging wortlos in mein Zimmer, um meine Schulsachen zu holen. Langsam trottete ich nach unten. Ich hatte irgendwie überhaupt kein Bock auf Schule. Kann man das nicht einfach abschaffen? Das einzige, was man braucht lernt man doch schon in der Grundschule. Also wo zu dieser Scheiß? Ich versteh das einfach nicht. Dieser Unterricht ist A tot langweilig und B total unnötig! Seufzend betrat ich das Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz. Maik und James waren noch nicht da. Ein Glück. Auf die hatte ich gerade überhaupt keine Lust. Die nervten doch sowieso nur rum und gingen einem auf den Senkel. Ich packte meine Sachen auf den Tisch und begann ein Muster in meinen Kollegeblock zu malen. Wenige Minuten später setzte sich James neben mir auf seinen Tisch. Och nö. Warum musste ich bloß neben diesen Idioten sitzten? Das war echt ne Bestrafung! Stur starrte ich auf mein Blatt und fing an Dinge in die Ecken zu kritseln. Da fiel mir wieder diese eine Melodie ein. Warum jetzt? Verwirrt starrte ich weiter auf mein Blatt vor mir, doch ich malte nicht mehr weiter. Ich bemerkte nicht einmal, dass Müll, wie ihn anscheinend alle nannten, die Klasse betreten hatte. Erst als jemand mir in die Seite stieß, erwachte ich wieder aus meiner Starre. "Was?", brummte ich irritiert und sah James genervt an. Dieser verdrehte die Augen und deutete nach vorne. "Na? Auch mal anwesend?", fragte mich Herr Müll. Immer noch verwirrt sah ich ihn an. James fuchtelte vor meinen Augen rum. "Waas?", zischte ich und blitzte ihn wütend an. "Du musst die Aufgabe lösen", murmelte er genervt. Ernsthaft?! Alter, wollen mich heute echt alle verarschen? Ich versuchte mich zu konzentrieren und schaute an die Tafel. Mathe könnte so einfach sein, wenn sich das x nicht in der Mathematik verlaufen hätte und das ganze Alphabet es nicht suchen gegangen wäre!  "Du sollst x bestimmen!", erklärte mir unser Lehrer. Alter, schon mal davon gehört, dass das x vielleicht unbekannt bleiben möchte?  Genervt stand ich auf und ging zur Tafel. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor ich die Aufgabe komplett gecheckt hatte. Ich löste sie und setzte mich zurück auf meinen Platz. Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster. Draußen war es herrlich warm, ein optimales Wetter, um schwimmen zu gehen. Verträumt beobachtete ich einen Vogel der einige Runden drehte und sich schließlich auf einem Baum niederließ. Ich wünschte ich wäre auch so ein Vogel. Dann wäre ich endlich frei. Dann wäre das alles nicht passiert. Dann wäre mein Leben anders verlaufen. Dann säße ich jetzt nicht hier in diesem stickigem Klassenraum und müsste mir dieses Geschwafel anhören. Dann könnte ich einfach wegfliegen, ohne dass es jemanden stören geschweige denn auffallen würde. Ach wäre das schön, einfach ein Vogel zu sein! "Unterricht ist vorbei, du Träumerle!", flüsterte James mir ins Ohr. "Waas?", schrie ich auf und schlug ihm aus Reflex in den Magen. "Dafür, dass du angeblich von Kampfsport nichts verstehst, kannst du ziemlich stark zu schlagen", murmelte er und hielt sich den Bauch. "Selber Pech, wenn du mir so nahe kommst und mich dazu auch noch so erschreckst. Außerdem solltest du dich nicht so anstellen! Erstens bin ich ein Mädchen und zweitens war das nur nen lockerer Reflex. Das war nicht mal ansatzweise gut beziehungsweise stark!", meinte ich und drehte mich nach vorne. Viele hatten ihre Sachen schon zusammengepackt und wollten gerade die Klasse verlassen. Nun starrten sie alle zu uns rüber. Genervt stand ich auf, schnappte mir meine Sachen und ging aus dem Klassenraum. Ich schlenderte gemütlich durchs Treppenhaus nach unten zur großen Eingangspforte, als mich jemand am Arm festhielt und zu sich herum schleuderte. Um ein Haar wäre ich an die Wand geklatscht oder hätte den Boden aus nächster Nähe betrachten können. "Was?", knurrte ich und riss mich los. "Dein verdammter Ernst?", schnauzte er mich an, "Hast du eigentlich noch andere Hobbies außer mich die ganze Zeit vor allen zu blamieren?" Ich zuckte nur die Schultern und wollte mich wieder umdrehen, mit Betonung auf "wollte". Im Null Koma nichts wurde ich mit dem Rücken an die Wand gepresst. Erschrocken zuckte ich zusammen. "Du.bist.ein.verdammtes.Arschloch!", sagte er langsam und betonte dabei jedes einzelne Wort. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut bildete sich bei mir. Ich schüttelte mich. "Warum bist du auch immer zur falschen Zeit am falschen Ort?", fragte ich ihn, nachden ich allen Mut zusammen genommen hatte. Er sah mich ernst an. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. Mühsam hielt ich diesem Stand. "Es bringt nichts mich hier an die Wand zu drücken. Das gibt nur dumme Abdrücke auf meinen Oberarmen, sodass man denken könnte, du hättest mich vergewaltigen wollen", murmelte ich leise. Eigentlich war es nicht beabsichtigt, dass James es hörte, doch dieser Typ hat nahezu überall seine Ohren. "Lass.mich.endlich.los!", fügte ich etwas lauter noch hinzu. "Das bekommst du zurück!", drohte er mir. Doch ich verdrehte nur die Augen, befreite mich aus seinem Griff und lief nach draußen an die frische Luft. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich seine Worte einfach nicht ernst, was ich später allerdings sehr bereute.

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