Kapitel 23

4 0 2
                                    

~James~

In meinem Zimmer schmiss ich mich erstmal auf mein Bett. Ach verdammt. Ich musste ja noch Lucie trainieren. Ich zog mir schwarze Sportsachen an und legte meine Schiene um, die von meiner letzten Verletzung noch in meinem Schrank rumgammelte. Nach zehn Minuten hämmerte ich gegen Lucies Tür. Diese öffnete so ruckartig, dass ich mich beinahe gemault hätte. "Was?", fuhr sie mich genervt an. "Training! Ich warte unten am Trainingraum fünf auf dich!", meinte ich und ging los. "Ich dachte, du wärst verletzt", rief sie mir nach, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Irgendetwas war anders. Ich spürte meinen Fuß gar nicht mehr. Und auch sonst spürte ich keinen Schmerz, egal was ich tat. Nach fünf Minuten stand sie etwas außer Atem vor mir und musterte mich kurz. "Was machen wir jetzt?", fragte sie immer noch genervt. Meinst du, mir macht das Spaß? "Trainieren, was sonst", knurrte ich und öffnete die Tür, um sie gleich darauf am liebsten wieder zuzuknallen. Alter. Stalkte der mich jetzt etwa noch? Lucie ging einfach in den Raum und grüßte Herrn Kaut freundlich. Was war bei der den schief gelaufen? Die hatte doch definitiv nen Rad ab! Ich brummte ein "Tach" und ging auf den Schrank mit den Boxsachen zu. Ich schnappte mir Boxhandschuhe und warf sie Lucie zu. "Ernsthaft?!", meinte sie wenig begeistert. "Ist mir scheißegal, ob du kämpfen kannst oder nicht!", sagte ich und schnappte mir meine eigenen. "Sei doch mal nen bisschen freundlicher, James", mischte sich Kot ein, "Wenn sie keine Ahnung von Boxen hat, musst du ihr erstmal die Grundlagen erklären!" Alter, klappe auf den billigen Plätzen! Ich bin nicht blöd. Aber wie soll ich der was erklären, wenn sie es in der Praxis einfach nicht checkt? Ich ging auf eine der Boxflächen. "Willst du Wurzeln schlagen oder heute noch deinen Arsch hier hinschwingen?", knurrte ich und war dabei kurz davor  auszusticken. Sie brauchte gefühlt Stunden, um endlich gegenüber von mir zu stehen. "Bereit?", fragte ich. Sie nickte. "Also erstmal Kampfstellung. Mach mir einfach nach. Ok?" Sie nickte wieder und so ging ich erstmal in Kampfstellung. Sie machte mir nach. 'Gar nicht so schlecht! Findest du nicht auch?', sagte etwas in meinem Kopf. Ich erlitt eine halbe Herzattacke und zuckte mega zusammen. Was zur Hölle war das denn gerade? 'Ich!' "Ich?", brüllte ich und vergas dabei alle anderen, also Lucie und Kot, und tickte vollkommen aus. "Was soll das denn heißen?" 'Du weißt schon, dass dich grad alle hören können und ziemlich blöd zu dir rüberschauen!' Ein hämisches Lachen folgte. Oh fuck! Ich war definitiv am Arsch. "Alles gut bei dir oder brauchst du nen RTW?", fragte mich nun auch noch Kot zu allem Überfluss. Und Lucie bekam einen Lachflash. Boden, tu dich auf! Boden, das war ein Befehl! Jetzt geh verdammt nochmal auf!' 'Er hört dich nicht!', lachte mich jemand in meinem Kopf aus. Und mal ganz ehrlich, wenn dieses etwas mein Kopf für auch nur ne Millisekunde verlässt, ist dieses etwas tot, mausetot! 'Gut, dass ich das nicht vorhabe!' "Jetzt halt doch, verdammt nochmal, deine wiederliche Fresse!", brüllte ich. 'Das gibt Ärger!' "Wie war das?", erkundigte sich Kot mit stechend scharfer Stimme. Oh fuck! Ich war ja sowas von tot! "Entschuldigung! Ich habe nicht mit ihnen gesprochen!", meinte ich und versuchte mich auf Lucie zu konzentrieren. Betonung auf versuchte! 'Fang jetzt bloß nicht an zusabern!' "Ok, ok, ok. Jetzt reicht's!", meinte ich, "Ich muss mal aufs Kloh!" Mit diesen Worten stampfte ich aus dem Raum. Und nein! Ich ging natürlich nicht aufs Klo. Ich hatte etwas ganz anderes vor! Ich holte kurz aus und schmetterte meinen Kopf mit voller Wucht gegen die Wand. Mit dem Erfolg... Ok es gab keinen Erfolg. Meine Kopfstimme lachte mich aus und neben mir flog die Tür direkt in meine Fresse. Ok, das war nicht geplant. Armer Boden! Meine Nase hatte das Bedürfnis eine gewisse Flüssigkeit auf diesem zu verteilen. "Tschuldigung! Alles gut bei dir? Brauchst du nen Taschentuch?" Das hätte man zumindest erwartet. Aber nein, stattdessen kam ein lautes Lachen aus ihrer Fresse. Ok, das reichte! "Du kannst mit Kot trainieren. Ich geh schwimmen!", knurrte ich ziemlich mies gelaunt. "Färb das Wasser nicht, ohne dessen Zustimmung!", brachte diese Tuss mühsam hervor. "Verreck!", zischte ich und verzog mich. Meine Nase beschloss schließlich wieder aufzuhören und ich sprang ins Schwimmbecken. Endlich Ruhe! 'Wie war das?' , fragte etwas in meinem Kopf. Oder auch nicht! 'Tja', meinte dieses etwas jetzt auch noch eingebildet, 'ich bin einfach umwerfend!' "Alter, du verdammtes Etwas, halt endlich die Klappe oder dein letztes Stündchen hat geschlagen!", brüllte ich rücksichtslos, "Du kannst mich mal so was von am Arsch lecken! Verpiss dich endlich wieder. Du verseuchst nur die Umwelt!" 'Ähm, du bist nicht allein!' "Danke!" Wie vom Blitz getroffen drehte ich mich um und starrte Maik an, der mir lediglich einen vernichtenden Blick zu warf. 'Das wars das wohl mit Freundschaft!' "Ich bring dich um, du Arsch!", brüllte ich weiter und vergas Maik. "Jetzt reicht's!", brüllte Maik zurück, "Halt verdammt nochmal selber die Klappe oder ich schlag dich Krankenhaus reif!" "Ich hab nicht mal mit dir gesprochen!" "Ach ja und mit wem sonst. Mit dem Wasser?", fragte Maik und lachte sarkastisch auf. Ok. Ich wollte mich beerdigen! Bitte fertigt auf der Stelle ein Grab her. Am besten aus Eiche und stabil. Wer wusste, was meine Kopfstimme noch alles anstellen würde. 'Ey, ich bin unschuldig!' 'Klar und seit heute fallen Bäume vom Himmel', antwortete ich sarkastisch. "Nein, man!", meinte ich und tauchte unter, um dann mit voller Wucht gegen den Beckenrand zu schwimmen. Als ich wieder auftauchte,sah mich Maik nur noch verstörter ein. "Also, dass du mich aus heiterem Himmel ohne Grund beleidigst ist ja schon eine Sache, aber musst du jetzt auch noch unbedingt versuchen durch die Schwimmbeckenwand zu tauchen?", fragte er mich schockiert, "Sicher, dass nicht in die Klapse gehörst?" "Jap, sogar ziemlich!", knurrte ich und stemmte mich auf den Beckenrand. "Danke fürs Essen!", sagte ich noch, bevor ich fast schon fluchtartig zu den Duschen eilte und mich in Rekordzeit wieder umzog. Zurück blieb ein verwirrter Maik, aber das war mir in diesem Moment egal! Ich lief zurück zum Trainingsraum fünf. Vor der Tür atmete ich kurz ein und wieder aus, bevor ich die Türklinge ergrief. Um ein Haar hätte ich schon wieder die Tür in der Fresse gehabt. Glücklicherweise besaß ich eine erstaunlich hohe Reaktionsgeschwindigkeit und wich somit der Tür gekonnt aus. Lucie sah mich etwas verwirrt an. "Ab! Jetzt wird trainiert!", meinte ich und zog das wie ein Kindergartenkind quengelnde etwas, was sich Lucie nannte, hinter mir her. "Kampfstellung!", ordnete ich an und schon standen wir uns gegen über. "Greif mich an!", befahl ich. 'Pass auf, sonst haut die dich noch weg!' Das ignorierte ich jetzt mal! "Ernsthaft?!" Verwirrt sah mich Lucie an. "Was ist denn daran so schwer zu kapieren? Jetzt mach einfach, was ich dir sage!", meinte ich. Lucie nickte immer noch ziemlich irritiert. Versteh einer die Mädchen! 'Versteh einer dich!' 'Danke!Lucie kam erst zögernd auf mich zu und holte dann zum Schlag aus. Ich blockte, noch bevor sie mich richtig erreicht hatte und warf sie auf den Boden. Schnell rappelte sie sich wieder auf. "Zu langsam", seufzte ich, "Du lässt deinem Gegner viel zu viel Zeit zu reagieren! Das muss viel schneller und flüssiger gehen!" 'Sie ist Anfängerin!' 'Ist sie nicht! Sie hat die Kampfstellung genau gewusst!' 'Zufall!' 'Dummkopf!' "Nochmal!", forderte ich sie auf und ignorierte das etwas. Diesmal war sie verdammt schnell. "Gut!", meinte ich, "Du lernst echt schnell!" Ich provozierte Lucie immer mehr und lockte sie schließlich aus ihrer Konserve. Erst als sie vollkommen erschöpft an der Wand lehnte, stoppte ich den Kampf und musterte sie kurz. "Das war gelogen, stimmt's?", fragte ich. "Was war gelogen?" Verwirrt sah sie mich an. "Du weißt genau, was ich meine!", antwortete ich gelassen und kam langsam auf sie zu. Sie wurde mit jedem Schritt, den ich näher kam, unruhiger. "Gib es zu! Leugnen ist zwecklos!", meinte ich und sah sie schräg an. Sie schaute zu Boden. Nur noch zwei Meter trennten uns von einander. Ich machte mich auf alles gefasst! "Was ist wenn es so wäre?", fragte sie und sah mich dabei immernoch nicht an. "Warum lügst du dann?", stellte ich ihr eine Gegenfrage und kam ihr noch einen Schritt näher. Ich hörte, wie sich ihr Atem beschleunigte und sich jeder Muskel von ihr verkrampfte. "Das geht dich nichts an!", brachte sie mühsam hervor und drehte ihren Kopf weg. Ich machte den letzten Schritt und zwang sie brutal mich anzuschauen, indem ich ihr Kinn in meine Richtung drehte. "Ich bin dein Mentor. Also geht es mich sehr wohl was an!", zischte ich. "Tut es nicht! Lass mich einfach in Ruhe!", schrie sie mich an und Tränen glitzerten in ihren Augen. Doch ich ließ nicht locker. "Nein!", sagte ich vollkommen ruhig, "Erst wenn du es mir erklärst!" Verzweifelt versuchte sie sich aus meinem Griff zu befreien, doch es gelang ihr einfach nicht. "Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?" Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Warum? Ich wusste es selber nicht. Irgendetwas steuerte gerade meinen Körper! "Weil wir das gleiche Schicksal teilen!", meinte ich schließlich. Bitte was? Das hatte ich jetzt doch nicht ernsthaft gesagt, oder? 'Doch! Genau das hast du!' Verdammt! "Genauso wie du habe ich die Mensch, die mir jemals etwas bedeutet haben, nicht retten können", führte ich meine Aussage etwas aus. Ihre Augen weiteten sich. Verdammt! Warum tat ich das gerade? Warum erzählte ich ihr das alles? 'Weil du dumm bist!', meldete das etwas sich wieder. 'Ich dachte, du wärst endlich krepiert!' 'TRÄUM WEITER!' "Du auch?" Ihre Augen weiteten sich. Ich nickte langsam und ließ sie los. Aus Reflex ging ich einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns wieder zu bringen. 'Ist da etwa jemand verliebt?' 'Nein, du dummes Kind!' Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ich war drei Jahre lang Undercover-Agentin", hauchte sie schließlich und starrte zu Boden. "Wann?", fragte ich vorsichtig. "Bis zum Tod meines Bruders!", meinte sie, "Ich hab immer nur mich selbst retten können. Die Mensch, die mir etwas bedeuteten, sind immer wegen mir gestorben! Ich hab ihnen nicht geholfen! Ich bin ein Versager! Ich hätte niemals Kampfsport lernen sollen!" Ihre Stimme war gebrochen und Tränen rannen wieder über ihre Wangen. "Jetzt heule ich auch noch wie ein Schlosshund! Ich bin so schwach, so erbärmlich!" Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. "Nein, bist du nicht!", sagte ich und legte all meine Überzeugung in meine Stimme, "Weinen ist ein Zeichen der Stärke! Nur wer Schwächen hat, hat auch Stärken!" Vorsichtig nahm ich ihre Hände von ihrem Gesicht und schloss sie in meine Arm. Ok, mein Körper gehörte eindeutig in die Klapse! Was war das hier denn bitte. 'Ein total verliebter Junge mit seiner Traumfrau in seinen Armen!', lachte das etwas und mein Kopf begann leicht zu dröhnen.

☆☆☆☆☆

Heyo,
Da jetzt ao lange kein Kapitel mehr kam, war das mal etwas länger als die anderen (fast doppelt so lang ^^ ). Ich hoffe, es hat euch gefallen! Schreibt mir doch einfach mal, was ihr denkt, was als nächstes kommt.
Eure
P.L

Who are you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt