33. Freunde

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Stöhnend erlangte ich wieder mein Bewusstsein. Was war bloß passiert? Und wo war ich? Nach meinem Bett fühlte sich das definitiv nicht an! Ich versuchte meine Augen zu öffnen, musste jedoch sie sofort wieder schließen, da ich von dem Sonnenlicht geblendet wurde. Beim zweiten Anlauf erkannte ich ein paar Schatten. Nach einer Weile, in der ich häudig blinzelte, konnte ich schließlich wieder klar sehen. In meiner Hand steckte eine Infusionsnadel und ein Verband zierte anscheinend meinen Bauch, da ich dort einen gewissen Druck verspürte. Da viel mir alles wieder ein. Der Schuss und die ungeheuren Schmerzen. Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Draußen war strahlend blauer Himmel. Als ich auf die Wandseite schaute, stockte mir kurz der Atem. Da saßen tatsächlich Lucie und Maik. Warum war Lucie hier? Sie wollte mich doch nicht mehr sehen. Verwirrt musterte ich die beiden. Lucie lag in Maik Arm und schien zu schlafen. Maik hingegen lächelte mich warm an. Seit ich mich mit Lucie zerstritten hatte, hatten Maik und ich nur noch sehr wenig Kontakt gehabt, da er ja mit Lucie trainierte und ich ihr nicht unnötig über den Weg laufen wollte. "Wie geht es dir?", fragte Maik leise. "Naja", krächzte ich, "Besser schätze ich." "Hast du noch große Schmerzen?", erkundigte sich Maik weiterhin. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Was ist überhaupt passiert", wollte ich wissen und musste hussten. Meine Kehle war viel zu trocken und lächtzte nach Wasser. Maik zeigte auf ein volles Wasserglas, welches ich in großen Zügen leerte. "Der Typ hat dich angeschossen", erklärte Maik schließlich, "Lucie und ich kamen gerade aus der Trainingsetage, als der Schuss viel. Wir sind sofort hergekommen. Der Boss hat ihn sofort K.O. geschlagen. Naja, Lucie ist zu dir gerannt und hat versucht mit dir zu reden. Und dann bist du ohnmächtig geworden." Maiks Blick huschte kurz zu Lucie. "Warum ist sie hier?", hauchte ich und erlangte damit wieder Maiks Aufmerksamkeit. Das fragte ich mich schon die ganze Zeit. Es machte in meinen Augen einfach keinen Sinn. Was wollte sie hier? Hier war schließlich nur ich. "Das habe ich sie auch gefragt, doch sie hat nicht geantwortet und stattdessen deine Hand gehalten. Sie wollte nicht weg und murmelte die ganze Zeit, dass es ihr leid tue und sie das alles nicht wollte. Es sei alles in dem Moment zu viel gewesen. Sie wollte dich zurück. Fast die ganze Zeit hat sie geweint und wollte, dass du wieder aufwachst!", meinte Maik und schaute wieder auf sie herab. Auch mein Blick glitt zu ihr. Erst jetzt fielen mir ihre leicht geröteten Augen auf. "Wie lange war ich weg?", harkte ich nach. "Wir haben jetzt Nachmittag. Du bist gestern Abend angeschossen worden. Hast du Hunger?", sagte Maik und schaute mich nun fragend an. Ich merkte, wie mein Bauch sich leicht schmerzhaft vor Hunger zusammenzog. Daher nickte ich und in Maiks vorerst noch ernstem Gesicht tauchte nun ein Lächeln auf. "Das habe ich mir schon fast gedacht", lachte er leise. Vorsichtig lehnte er Lucie an die Wand und stand dann auf. "Ich hol dir eben etwas", lächelte er und verließ dann das Zimmer. Ich sah zu Lucie. Das musste doch total unbequem sein! Ich zog kurz den Schlauch aus der Infusionsnadel und schlug meine Bettdecke zurück. Leicht schwankend richtete ich mich auf und musste kurz inne halten. Dann lief ich rasch zu Lucie. Vorsichtig hob ich sie hoch und legte sie auf die eine Seite des Bettes. Ich selbst setzte mich auf die andere Seite und steckte wieder den Schlauch wieder in die Infusionsnadel. Danach nahm ich Lucie zögerlich in den Arm. Lucies Kopf ruhte in meinem Schoß. Zärtlich strich ich ihr über den Kopf. Da ging die Tür auch schon wieder auf und Maik kam mit einem vollem Tablett herein. Fragend zog er die Augenbrauen hoch und musterte mich prüfend. "Sah nen bisschen umbequem aus. Da hab ich sie kurzer Hand in mein Bett gelegt. Ist ja genug Platz da", erklärte ich, konnte aber nicht verhindern, dass mir eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Maik lachte leise und schaute mich nun wissend an. Dann kma er zu mir rückte den Stuhl genau neben mein Bett und reichte mir das Tablett. Wie ein hungriges Raubtier stürzte ich mich auf das Essen. Im null Komma nichts hatte ich das Essen verdrückt. "Ich staune jedes mal, wie schnell du doch essen kannst", lachte Maik und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter, "Mein kleiner Scheunendrescher." "Ey", beschwerte ich mich etwas zu laut. Lucie regte sich auf meinem Schoß. Scheiße! Das tut meinem Freundchen da unten gerade ganz und gar nicht gut. Auch wenn er sich enorm da rüber zu freuen schien, fand ich das gar nicht toll! 'Haha, gelitten!' Klappe. Das ist nicht witzig! Lucie öffnete langsam ihre Augen und blinzelte kurz irritiert. Ihr Blick wanderte zu meinen Augen. "James?", murmelte sie immer noch leicht verwirrt. Ich lächelte herzlich udn nickte leicht. Zaghaft schlang sie ihre Arme um meinen Bauch. "Ich hatte so eine Angst um dich", hauchte sie. Tränen durchnässten mein T-Shirt. Shit! Sie muss aufhören! "Schsch, alles gut. Ich bin ja wieder da", meinte ich und strich ihr über den Kopf. Vorsichtig löste ich ihre Umarmung, zog sie etwas hoch und umarmte sie dann richtig. Leise schluchzte sie in mein T-Shirt. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken und legte meine andere Hand an ihren Kopf. "Alles wird wieder gut", hauchte ich. Lucie sah zu mir hoch. Ich wischte ihr fürsorglich die Tränen weg und lächelte sie zuversichtlich an. "In ein paar Tagen bin ich bestimnt wieder fit", versicherte ich ihr. "James? Kannst du mich wieder trainieren?", fragte sie mich plötzlich. Überfordert schaute ich zu Maik. Dieser nickte und lächelte mir aufmunternd zu. Ich sah wieder zu Lucie und nickte dann. Ihre Augen fingen an zu glänzen und sie drückte mich fest an sich. Zögerlich erwiderte ich die Umarmung. Was war bloß passiert, während ich weg gewesen war? Seit wann wollte Lucie wieder etwas mit mir zu tun haben? "Sicher, dass du das auch willst? Schließlich war ich doch so unfair zu dir", harkte ich nach und wich zum Schluss ihrem Blick aus. Lucie sah mich entschlossen an. "Ich bin mir ziemlich sicher", sagte sie mit fester Stimme, "Auch wenn du aggressiv wirst und verletzt, hat das nichts damit zu tun, dass du ein schlechter Mensch bist oder so. Ich glaube eher, dass du das zum eigen Schutz machst. Ich kenne das! Außerdem habe ich deine Art in letzter Zeit total vermisst. Ich bin davon überzeugt, dass es ein unglaubliches Geschenk sein muss, dich als Freund zu haben. Du bist mutig und stark, nimmst deine Freunde in Schutz und würdest für sie alles geben. Du bist so viel mehr, als du vorgibst zu sein. Ich glaube, dass du einfach nur ein zerbrochener, verzweifelter Mensch bist, dem das genommen wurde, was er am meisten liebte! Und dass du viel zu viel Gewalt erfahren musstest! Du bist auch nur ein Mensch, der Liebe sucht und braucht wie jeder andere auch! Lass dir helfen!" Mir traten Tränen in die Augen. Woher? Woher wusste sie das alles? Wie hatte sie mich durchschauen können? Konnte ich ihr vertrauen? Oder würde sie mein Vertrauen missbrauchen? "Lass es zu!", riet mir Maik und sah mir fest in die Augen. Ich nickte zögerlich. "Ich werde dich wieder trainieren, Lucie! Lass uns echte Freunde werden! Freunde, die für einander kämpfen!"

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