Kapitel 8

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~Lucie~

Ich gehör hier einfach nicht hin! Wann werden die beiden das verstehen? James ist nur wegen mir die ganze Zeit so schlecht gelaunt! Aber was solls? Er ist eben ein Arsch und ich mag ihn einfach nicht! Ich saß nun schon seit Stunden in meinem Zimmer und dachte nach. Draußen war es stock finster. Nicht einmal den Mond konnte man durch die Wolkenfront sehen. Mein Magen knurrte, doch ich ignorierte ihn. Stattdessen schlug ich frustriert gegen die Wand. Ich will nicht mehr! Mein Leben ergibt überhaupt keinen Sinn! Niemand kann mich verstehen! Niemand weiß wie ich mich fühle! NIEMAND! Immer fester schlug ich gegen die Wand. Meine Hände schmerzten und meine eine Wunde riss wieder auf, doch es war mir egal. Es klopfte, doch ich hörte es nicht. Jemand hielt meine Hände fest. "Lass mich los!", zischte ich und trat mit meinem Beinen nach der Person. Ich erwischte sie am Bein und die Person ließ mich los. Sauer fuhr ich herum. "Verschwinde aus meinem Zimmer!", brüllte ich und schlug der Person in den Bauch. Er verzog das Gesicht, stand auf und knallte die Tür hinter sich zu. Dann war es ruhig. Ich ging unter die Dusche. Meine Hände brannten und ich konnte kaum noch stehen, so hungrig war ich. Ich zog mir ein T-Shirt an und eine kurze Sporthose, bevor ich mich auf den Weg zur Küche machte. Dort saßen Maik und James. Ich ignorierte sie und schnappte mir ein Brötchen. "Willst du dich kurz dazu setzten? Wir müssen noch etwas klären!", setzte Maik an. Ich schüttelte nur den Kopf und knallte die Küchentür hinter mir zu. "Geht's eigentlich noch?", schrie James mich an. Er hatte die Tür wieder aufgerissen und starrte mich wutentbrannt an. "Erst schlägst du mich ohne Grund und dann willst du einfach abhauen, obwohl wir noch was besprechen müssen!" "Lass mich einfach in Ruhe. Ich hab voll die schlechte Laune, also reiz mich nicht", zischte ich angespannt. "Du schwingst jetzt auf der Stelle deinen fetten Arsch in die Küche auf einen Stuhl und hörst Maik zu!", schrie er mich an. "Ich bin nicht fett, merk dir das, du Vollpfosten!", brüllte ich zurück. "Halts Maul und setzt dich!" "Vergiss es!" "Treibs nicht zu weit, Lucie!" Seine Stimme war ein Zischen. Er klang enorm gefährlich. Doch es war mir egal. "Alter, nerv wenn anderes. Ich hab Hunger und hab keine Lust auf dich!" Ich dreht mich um und wollte gehen. Mit Betohnung auf wollte. James griff mich an der Hand und riss mich zu ihm herum. "Du nervst!", schrie ich. "Und du regst mich gerade dezent auf!", sagte er gezwungen beherrscht. Bedrohlich musterte er mich von oben. Er kam mir noch größer als sonst vor. Ich wehrte mich und schlug ihn mitten ins Gesicht. Es folgt ein Tritt in seine Magengrube. Er fluchte und ließ mich kurz los. Nur um sich dann mit seinem vollem Gewicht auf mich zu werfen. Ich krachte zu Boden und schlug unsanft mit dem Kopf auf. Meine Knochen knackten. Er landete genau auf mir und drückte mich zu Boden, sodass ich nicht aufstehen konnte. Mein Kopf meldete sich schmerzhaft wieder zu Wort. Maik war erschrocken aufgesprungen. "Du.machst.jetzt.genau.was.ich.dir.sage!", knurrte er mich bedrohlich an. Nicht einmal zum Nicken war ich im stande. Er drückte noch einmal meine Schultern brutal an den Boden, bevor er mich losließ und aufstand. Mühsam rappelte ich mich auf und unterdrückte einen Schmerzensaufschrei. Mir wurde schwindelig und kleine schwarze Punkte tanzten am Rand meines Sichtfeldes. Ich musste mich an der Wand festhalten, um nicht erneut Bekanntschaft mit dem Boden zumachen. "Alles ok bei dir?", das war Maik, zumindest glaubte ich, dass er es war. Ich antwortete nicht. Meine Augen hatte ich geschlossen. Schließlich lief ich mühsam zu einem der Stühle in der Küche. Ich schwankte. Maik musterte mich skeptisch. Mir gegenüber setzte sich James hin. Sein verdammter Ernst? Wollte mich der vollkommen auf die Palme bringen? "Hier!", sagte Maik und reichte mir mein Brötchen. Lustlos biss ich hinein. Die Beiden schwiegen. Genervt sah ich von einem zum anderem. "Und warum soll ich jetzt hier rumsitzen und euch beobachten wie ihr um die Wette schweigt?", fragte ich und ließ meine Stimme möglichst desinteressiert klingen. Gelangweilt kaute ich weiter und wartete auf eine Antwort. "Ihr steht eine Woche unter Arrest und sollt den Putzfrauen etwas unter die Arme greifen bei den Fluren, Treppen und der Mensa. Ach ja, James wird noch etwas länger dein Mentor sein...", erklärte Maik. "Waaas?", unterbrach ich in, "Ich soll das Arschloch noch länger aushalten!" "Selber Arschloch!", knurrte er, "Meinst du ich mach das gerne? Verschwinde einfach wieder! Ohne dich war das hier wenigstens erträglich, manchmal sogar echt gut!" "Hatte ich ja vor", zischte ich, "aber der Monsieur hat ja drauf bestanden das ich zurückkomme!" Böse funkelte ich ihn an. "Schnauze, alle beide!", brüllte Maik. "Erstens ist hier niemand ein Arschloch, zweitens wird hier niemand verschwinden und drittens hab ich dich zurückgeholt. James war lediglich dabei", fügte er hinzu. "Ich mag euch nicht, also lasst mich einfach in Ruhe!", brummte ich und stand auf. Nur um wenige Sekunden später wieder auf meinem Stuhl zu sitzen. "Lasst mich einfach in Ruhe!", knurrte ich wütend. "Wir sind noch nicht fertig!", entgegnete Maik ruhig, "Warum bist du, ohne irgendjemanden etwas zu sagen abgehauen?" "Das geht euch überhaupt nichts an!", erwiderte ich angepisst, "Haltet euch einfach da raus und mischt euch besser nicht ein!" "Und wie uns das was angeht!", widersprach mir James ebenso angepisst. "Nein geht es euch nicht!", beharrte ich sturr. Ruckartig stand ich auf und rannte aus der Küche. "Komm sofort zurück!", brüllte mir James nach. Ich hörte seine Schritte hinter mir. Er hielt mich am Arm fest, dreht mich jedoch weder um noch sonste was. Er hielt mich einfach nur fest und sagte ruhig, fast schon zu ruhig: "Du kannst vor dir selber davon laufen, so oft du willst, doch dein eigenes Ich, dein Gewissen wird dich jedes mal wieder einholen. Und jedes Mal wird es ein Stück schmerzhafter sein." Danach ließ er mich los und ich rannte und rannte und rannte. Meine Seiten brannten, doch ich stoppte nicht eher, als dass ich meine Zimmertür erreicht hatte. Tränen stiegen mir in die Augen. "Du lügst!", hauchte ich, "Du willst mich nur einschüchtern." Weinend warf ich mich auf mein Bett und vergrub meinen Kopf im Kopfkissen. Warum war ich wieder so komisch drauf gewesen? Warum konnte ich nicht einfach wieder normal sein, so wie damals? Ich wollte nicht so ablehnend sein. Ich wollte offen und freundlich sein, doch immer wieder scheiterte ich an mir selber. Jetzt mussten die beiden ein total schlechtes Bild von mir haben! Ich hätte alles wieder gut machen können, doch ich hatte die Chance nicht genutzt...

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