Kapitel 26

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"Bitte James!", brüllte ich, um die Dusche zu übertönen. Die Dusche wurde ausgestellt und wenig später stand ein frisch geduschter James in der Tür. "Warum kannst du nicht einfach mal ein Nein akzeptieren?", wollte James wissen. "Du kennst den Grund", meinte ich und starrte ihm direkt in die Augen. Diese waren kalt und abwesend. "Jetzt gib dir nen Ruck", seufzte ich, "Das merkt doch nen Blinder mit Krückstock, dass bei dir was nicht stimmt! Zusammen haben wir schon so viel geschafft..." Stöhnend ließ sich James auf sein Bett fallen. "Kann ich dir das nicht nach dem Unterricht erzählen?", fragte James. Er wirkte gequält. Ich nickte und öffnete die Tür. "Kommst du?" James nickte und folgte mir schweigend zum Klassenraum. Wir kamen gerade noch rechtzeitig. Wenige Minuten später stand auch schon Herr Kaut in der Tür. "Guten Morgen", grummelte er. Der schien ja nicht grad gut gelaunt zu sein. Hinter ihm stand ein hochgewachsener Junge. Er hatte genau die gleichen stechenden Augen wie James und sah ihm generell sehr ähnlich. "Das ist Ryan. Er ist ab heute euer neuer Mitschüler." Ne, weißte. Der ist unser alter Mitschüler. Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich wieder. "Gibt es freiwillig jemanden, der sich um ihn kümmert?", wollte Herr Kaut wissen. Es blieb stumm. Selbst die Mädchen hatten kein Bock. Anscheinend war die abschreckende Aufgabe stärker als die Hormone. "Junge oder Mädchen", fragte Herr Kraut nun den Jungen. "Junge", sagte dieser. Er hatte eine enorm tiefe, raue Stimme. Herr Kaut ließ seinen Blick durch die Klasse gleiten und blieb schließlich bei mir hängen. "Arschkarte gezogen, Bro", murmelte James neben mir. Jap. Das brachte es genau auf den Punkt. Ich hoffte inständig, dass er es sich doch anders überlegte, doch dieser Arsch dachte nicht mal im entferntesten daran. "Maik, du passt ab heute ein bisschen auf ihn auf!", bestimmte dieses Arschloch von Lehrer. Dieser scheiß möchtegern Lehrer! Was hab ich denn bitte getan? Hoffentlich war der nicht auch so stur wie James. Darauf hatte ich kein Bock. Einmal reichte mir vollkommen. Ryan kam auf mich zu und ließ sich einfach neben mich fallen. Ja auch vielen Dank für die äußerst freundliche Begrüßung. Ich freue mich auch dich kennenzulernen. Oh man, was hatte ich mir da bloß schon wieder eingehandelt. James sah mich amüsiert an. "Jetzt weißt du, wie es mir geht!" Grinsend sah er mich an. "Hallo?", rief Lucie empört und boxte James gegen die Schulter, "Was soll das denn heißen?" "Das ist die Wahrheit!", murmelte James und funkelte sie gespielt genervt an. "Du bist einfach nur nen Dummkopf", konterte Lucie. Uii, das war gut gekontert. "James, Maik und Lucie, Mund halten oder es geht vor die Tür", brüllte Herr Kaut aufgebracht. Ganz ruhig, Alter. Wir haben dir nichts getan. Mühsam verkniff ich mir ein Lachen. Nach dem langweiligstem Unterricht der Welt, ging es zu Sport. Nochmal ne ganze Doppelstunde Kaut. Das überlebt doch kein Mensch! Der Neue hatte bisher nichts gesagt. Er starrte einfach mit kaltem Blick nach vorne. "Komm mit!", sprach ich ihn an und lief los Richtung Büro. Wir hatten noch Pause und so konnte ich für den Neuen gleich den Zimmerschlüssel abholen. Nur das hallen von Schritten hinter mir zeigte mir, dass er mir folgte. Am Büro angekommen, klopfte ich erst einmal höflich und verlangte dann den Schlüssel für Ryan. Dieser stand einfach nur stumm daneben und sagte nichts. Super. Hatte der seine Zunge verschluckt. Leicht genervt machte ich mich schließlich auf den Weg zu Ryans Zimmer und schloss es schließlich. "Ich hol dich zum Sportunterricht ab", brummte ich noch, bevor ich zu meinem Zimmer lief, was glücklicherweise nicht neben seinem war. Das hätte ich echt nicht ausgehalten. Der nervte mich ja jetzt schon übelst an. Langsam lief ich zu James und Lucie. "Hey Leute", begrüßte ich sie und fuhr mir gestresst durch die Haare. "Na Bro? Wie ist der Neue?", fragte mich James direkt aus. Warum wunderte mich das kein bisschen? Es war so klar, dass er die Frage stellen würde. Doch er wirkt verklemmt und irgendwie anders als sonst. "Alles gut bei dir?", erkundigte ich mich leicht besorgt. "Erzähl ich dir später vielleicht", murmelte James. Und schon klingelte es. Scheiße. Ich musste ja Ryan noch abholen. Schnell sprintete ich zu seinem Zimmer, wo er schon ungeduldig wartete. Zusammen rannten wir zum Sportplatz, wo die anderen bereits schon eingetroffen waren. Zum Glück hatte ich schon heute morgen Sportsachen angezogen. So musste ich nur noch meine Sportschuhe anziehen, die mir glücklicherweise James mitgebracht hatte. Geschwind tauschte ich meine normalen Schuhe gegen meine Sportschuhe. Da kam auch schon Herr Kaut. "Ab heute trainieren wir den Nahkampf", erklärte er. Alle sahen ihn verwirrt an. "Ryan, komm mal her", forderte er ihn auf. Dieser kam sofort in die Mitte des Sportplatzes, in der ein Mattenfeld aufgebaut war. Warum war mir das vorher noch nicht aufgefallen? Ryan stellte sich wie Herr Kaut in Kampfposition und befolgte die Anweisungen von Herr Kaut. Ich hörte kaum zu, denn mich beschäftigte eine ganz spezielle Frage, bzw. zwei ganz spezielle Fragen. 1. Warum machen wir auf einmal Kampfsport im Unterricht, wenn vorher erwähnt wurde, dass es unsere Aufgabe war, es den Neuen beizubringen? Und 2. warum nahm er Ryan als Helfer, obwohl er erst frisch an der Schule war und er gar nicht erwähnt hatte, dass er Kampfsport machte? Verwirrt musterte ich die beiden. Er beherrschte die Kampfstellung nahezu perfekt und hatte eine enorme Reaktionsgeschwindigkeit. Seine Bewegungen ähnelten irgendwie denen von James. Das wurde alles so langsam viel zu verwirrend für meinen Kopf. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. "So, das macht ihr jetzt bitte nach", rief Herr Kaut und Ryan kam wieder zu mir zurück. Wir suchten uns einen Platz und trainierten ausführlich. Er war verdammt stark und hatte gute Reflexe. Aber seine Verteidigung ließ an manchen Stellen zu wünschen übrig. Nach der Sportstunde ließ ich mich erschöpft ins Gras fallen. Ich hatte kein Bock auf den Neuen. Ich glaub, da war Lucie eindeutig besser, als dieser Typ. "Wir sollen uns um sechs alle im Innenhof einfinden", brummte James neben mir. "James, kommt dir der Typ auch so bekannt vor?", wollte ich wissen. "Da bist du ja", rief Ryan in diesem Moment und steuerte auf mich zu. "Kannst du mir eben alles zeigen?" Ich nickte und verabschiedete mich kurz noch von James mit einem Handschlag und von Lucie mit einem kurzen Nicken...

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Heyo,
Wie geht's euch so? Was glaubt ihr, was Ryan für nen Typ ist?
Eure
P.L

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