Kapitel 9

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~James~

Ich stand da und sah ihr hinterher. Maik legte seine Hand auf meine Schulter. Ich sah ihn kurz an, bevor ich meinen Blick zu Boden richtete. "Meinst du, dass ich zu hart zu ihr war?", brach ich zögernd das Schweigen. "Jetzt kannst du es doch sowieso nicht mehr rückgängig machen", murmelte er ausweichend. "Also war ich zu hart zu ihr?", harkte ich nach. "Irgendwie muss man ihr ja Vernunft bei bringen. Und manchmal geht es nun mal eben nur über harte Tour...", sagte Maik und wich meinem Blick aus. Ich musterte ihn verwundert. "Alles ok bei dir! Du wirkst so...", ich zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, "...so anders..." Maik zuckte mit den Schultern. "Weiß auch nicht so genau", brummte er, "Ich hab letzte Nacht wenig geschlafen!" "Oh man, was machst du nur für Sachen?", meinte ich. "Das könnte ich euch fragen. Schließlich wart ihr mit der Grund dafür...", murrte Maik. "Dann gehen wir mal lieber pennen. Sonst bist du morgen nicht fit", schlug ich vor. "Na, ob das wirklich hilft?", bezweifelte Maik. Schließlich gingen auch wir auf unsere Zimmer, nachdem wir in der Küche wieder Ordnung gemacht hatten. Langsam lief ich die Treppenstufen zu meinem Zimmer hinauf. Ich ging an ihrer Tür vorbei. Bei ihr schien alles ruhig. Hoffentlich macht sie nicht morgen wieder so einen Scheiß. Darauf hätte ich jetzt echt keinen Bock! Ich schloss meine Tür und warf mich als erstes auf mein Bett. Nach einer Weile, in der ich einfach nur dagelegen hatte und die Ruhe genossen hatte, stand ich auf, um mich kurz abzuduschen. Anschließend ging ich endlich schlafen. Ich fiel in einen sehr unruhigen Schlaf, sodass ich mehrmals in der Nacht wach wurde...
Irgendwann reichte es mir und ich stand auf. Ich schaute auf mein Handy. "Erst vier Uhr?", rief ich schockiert. Warum musste ich immer so früh aufwachen? Ich hasse es. Das ist doch voll die Verarsche. Alle können schlafen, nur ich wieder nicht. Das Leben ist so ungerecht! Genervt stieg ich unter die Dusche. Stumm ließ ich das eiskalte Wasser auf meinen erschöpften Körper niederprasseln. Schließlich drehte ich das Wasser ab und trocknet mich ab. Nach ein paar Minuten, die ich ratlos in meinem Zimmer stand, entschied ich mich, laufen zu gehen. Flink zog ich mir Sportsachen an und flitzte nach draußen. Es wehte eine frische Prise. Ich lief einfach drauf los, wie eigentlich jedes mal, wenn ich so früh schon unterwegs war. Ziellos rannte ich durch die Felder und die kleinen Wäldchen. Irgendwann tauchte wieder das Schulgebäude vor mir auf. Ich schaute auf meine Smartwatch. 6:00 Uhr. Ernsthaft? In ner Stunde gab es erst Essen und ich war jetzt schon halb am verrecken vor Hunger! Schnaubend machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Vor meinem Zimmer stand Maik. Oh man. Das hieß wahrscheinlich nichts Gutes. War ich aus Versehen vom Schulgelände gegangen? Hatte Lucie wieder was angestellt? "Suchst du mich?", fragte ich Maik und versuchte möglichst neutral wie immer zu klingen, was mir auch einigermaßen gelang. "Jap", meinte Maik, "Ich wollte eigentlich fragen, ob du mit mir joggen gehst...aber du warst ja schon, so wie's aussieht..." Ich nickte. "Bin halt früh aufgewacht und dachte mir: Dann kannst'e mal ne Runde joggen gehen. Naja, und jetzt hab ich nen Mordshunger." Maik grinste. "Kein Wunder. Du und das Essen, ihr seid doch schon so gut wie verheiratet!", lachte er. "Heyy", rief ich, "Was soll das denn heißen? Nur weil ich gerne esse, bin ich doch nicht gleich verheiratet!" Freundschaftlich knuffte ich ihn in die Seite. "Sag das nie wieder!", prustete ich und schon lagen wir uns vor Lachen in den Armen. Ein Weile standen wir so da und hatten den totalen Lachflash. Bis nebenan die Tür aufflog und eine rote, sich noch im Schlafanzug oder eher Nachthemd befindene, Lucie vor uns stand. "Geht's eigentlich noch?", fing sie wutschnaubend an, "Der normale Mensch will noch schlafen. Wenn ihr lachen wollte, dann verpisst euch wo anders hin. Ich hätte noch ne halbe Stunde schlafen können!" "Jetzt komm mal wieder runter auf den Fußboden", sagte Maik bemüht beherrscht zu klingen. Doch im nächsten Moment prustete er schon wieder los. "Hahaha, wie witzig!", knurrte Lucie, "Da hätte ich ja fast gelacht." Wutentbrannt sah sie uns an. "Könnt ihr jetzt, verdammt nochmal, eure Fresse halten?", schrie sie uns an. "Ruhig Blut", versuchte ich sie zu beruhigen, was jedoch misslang. "Halt die Klappe. Ich wollte schlafen, du Vollpfosten!", fuhr sie in gleicher Lautstärke wie zu vor fort. "Wir sind ja schon weg!", beschwichtigte Maik sie und bedeutete mir, mein Zimmer aufzuschließen. "Bis nachher!", sagte ich. "Du Arschloch!", zischte sie. "Nanana, keine Kraftausdrücke hier", rief ich noch, bevor ich die Tür zu knallte. Keine Sekunde später hämmerte Lucie wie eine beklopte gegen die Tür. Wir lachten uns kaputt und kugelten uns auf dem Boden. "James, du Feigling, mach sofort die Tür auf!", brüllte sie. "Und was ist, wenn nicht?", fragte ich immer noch lachend. "Ich trete die Tür ein", drohte sie. "Ooh, wird das Prinzesschen etwa dann sauer?", stichelte ich weiter. "Sag das noch mal", knurrte sie. "Ach komm schon. Beruhig dich und dusch dich lieber, sonst wirst du nachher nicht fertig!", lachte Maik. Nebenan floh die Tür mit einem Knallen ins Schloss. Maik und ich hatten Schwierigkeiten uns wieder einzukriegen. Irgendwann sah ich auf die Uhr und stellte triumphierend fest, dass es zehn vor sieben war. "Ich dusch mich noch eben ab", legte ich fest, "Du kannst ja eben hier warten." Maik nickte. Schnell schnappte ich mir eine Jeans, ein schwarzes T-Shirt und schwarze Socken und verschwand damit in meinem Bad. Fünf Minuten später stand ich frisch geduscht und fertig angezogen da und zusammen machteb wir uns auf den Weg zur Mensa. An unserem Tisch saß bereits Lucie, die uns mit grimmiger Miene kurz ansah und dann ohne ein Wort weiter aß. "Moin!", sagte ich, als wäre nichts geschehen. Mit einem tötendem Blick blitze sie mich an, sagte aber nichts. "Gut geschlafen?", setzte Maik noch einen oben drauf. "Halt die Klappe oder es setzt einen!", knurrte sie sichtlich angepisst. "Hey hey hey, nicht gleich so unfreundlich!", zog ich sie auf, "Außerdem verstehst du doch nichts von Kampfsport." "Na und?", antwortete sie trotzig, "Ich bin ein Mädchen und hab meine eigenen Tricks auf Lager." Sie lächelte schadenfroh. So machte sie mir fast schon Angst.

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