~James~
"Komm lass nach oben gehen", schlug ich schließlich vor. Auf dem Flur kam uns Maik entgegen. "Da bist du ja", meinte er, "Ich hab dich überall gesucht!" Er sah mich leicht vorwurfsvoll an, bevor er Lucie musterte. "Was ist los?", fragte er sie besorgt, "Hat James dich wieder geärgert?" Alter! Ernsthaft?! Ich kann doch auch mal nett sein. Muss man denn immer gleich beschuldigt werden. Tut mir leid, dass ich nicht perfekt bin und schnell mal austicke! Lucie schüttelte den Kopf und ging weiter, dabei senkte sie den Kopf. "Bis später", verabschiedete ich mich von Maik und versuchte meinen Ärger so gut es ging runterzuschlucken. Verwirrt sah Maik mich an, doch ich zuckte nur die Schultern und folgte Lucie mit einem kleinem Abstand. "Tut mir leid!", murmelte sie leise. "Warum?", fragte ich irritiert. "Weil du wegen mir immer gleich Ärger bekommst und alle so mistrauisch dir gegenüber sind", erklärte sie und blieb kurz stehen. "Ist schon gut!", widersprach ich ihr, "Das ist doch nicht deine Schuld!" Sie schüttelte den Kopf und sah traurig zu Boden. "Das sagst du nur, um mich nicht zu verletzten!" Ich stoppte und musterte sie. Was war los mit ihr? Sie war doch sonst nie so! "Mach dir doch nichts vor! Das ist einfach die Realität! Ich gehör nicht hier hin! Ich lüge nur andere an und verletze sie mit meiner Art..." Entschieden drehte ich sie zu mir um. "Nein!", sagte ich bestimmt und sah ihr tief in die Augen, "Das mag vielleicht aus deiner Perspektive so aussehen, doch das tut es nicht. Letztens hat Maik mir erzählt, wie ähnlich wir uns doch sind und ich wollte ihm nicht glauben. Doch allmählich glaube ich, dass er Recht hat! Wir teilen das selbe Schicksal und auch unser Verhalten ähnelt sich sehr." Sie drehte ihren Kopf weg. "Ich weiß nicht", murmelte sie, "Ich kenne dich doch kaum!" Das stimmte. Ich redete sonst mit niemanden über mich. Ich wusste auch nicht, warum ich das hier gerade alles tat... Sie drehte sich wieder um und ging langsam weiter. Ich folgte ihr wieder. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie eine gewisse Person auf uns zu kam, als wir gerade die Treppe erklommen. "So schnell sieht man sich wieder", riss mich eine mir viel zu bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und verfehlte die nächste Treppenstufe. Erschrocken schrie ich auf und knallte die halbe Treppe runter. Unten angekommen wollte mein Hinterkopf unbedingt noch Bekannschaft mit der Wand machen. Für einen kurzen Moment sah ich nur schwarz. Panisch riss ich meine Augen noch weiter auf. Endlich kam meine Sicht zurück, erst etwas verschwommen, doch dann immer klarer. "James", pipste eine geschockte Stimme von oben und ich hörte schnelle Schritte. Schon erschien Lucie in meinem Sichtfeld und sah mich besorgt an. "Alles ok? Soll ich die Krankenschwester holen? Oder vielleicht Maik? Hast du dir was gebrochen?", bombadierte sie mich sofort mit ihren Fragen. "Nein, nein, alles gut!", brummte ich noch etwas benommen und versuchte mich aufzurichten. Wäre Lucie nicht gewesen, hätte ich sehr wahrscheinlich ein zweites Mal den Boden aus nächster Nähe betrachten können. Sie fing mich gerade so noch auf. "Sicher, dass du ok bist?", fragte sie mich skeptisch und musterte mich kurz. Ich nickte und schwankte mit ihrer Unterstützung zum Treppengelände. Oh man. Warum musste immer mir so ne Scheiße passieren? Das war echt nicht fair! "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so erschrecken!", entschuldigte sich Kot gefühlte tausendmal. Irgendwann platzte mir schließlich der Kragen. "Können sie nicht endlich ihren Mund halten? Ich hab's so langsam verstanden!", zischte ich genervt. Kot hielt die Klappe und ich schwankte irgendwie hoch zu meinem Zimmer. "Ich mach dir eben was zu essen", meinte Lucie und ließ mich so vor meiner Tür allein zurück. Ich öffnete sie und warf mich auf mein Bett. Mein Kopf dröhnte leicht, sonst spürte ich absolut nichts. So lag ich da und tat einfach nichts, außer der Stille zu lauschen. Irgendwann klopfte es leise an der Tür. "Herein!", brummte ich und die Tür öffnete sich. Herein kam Lucie und stellte mir ein Tablett auf das Nachtischchen. Sie wollte schon wieder gehen, doch ich hinderte sie daran. "Komm her! Hier ist genug Platz. Dann kannst du auch was essen. Du siehst nämlich auch ziemlich hungrig aus!" "Aber...", wollte sie widersprechen. "Na los!", forderte ich sie auf und setzte mich auf. Ich klopfte neben mir auf mein Bett und stellte das Tablett auf das Bett. "Worauf wartest du noch?", fragte ich sie verwundert, als sie immer noch nicht reagierte. Lucie schüttelte kurz den Kopf und kam zu mir rüber. Zögernd setzte sie sich auf mein Bett. "Hier! Bedien dich ruhig! Es ist genug da." Verunsichert sah sie mich an und schnappte sich schließlich ein Brötchen. Nachdem wir gegessen hatten, saßen wir eine ganze Weile schweigend da. Sollte ich ihr das wirklich erzählen? 'Komm mach schon! Mehr blamieren als eben kannst du dich gar nicht mehr!' 'Danke! Das war genau das, was ich hören wollte!' 'Bitte!' Ich holte schließlich tief Luft. "Es liegt nicht an dir, dass ich immer so scheiße gelaunt bin!", begann ich vorsichtig. 'Wow! Super Anfang! Applaus!', meinte das etwas sarkastisch. Fragend und etwas verwirrt sah mich Lucie an. "Nun ja", meinte ich und knete nervös meine Finger, während ich den Boden mit meinen Blicken durchlöcherte. 'Du bist echt brutal!' 'Klappe, ich muss mich konzentrieren!', schnauzte ich das etwas an. "Ich hatte vor dir eine Schülerin, die mein Leben noch weiter ins negative gestürzt hat. Sie hat mein Vertrauen ihr gegenüber komplett ausgenutzt." Ich machte eine kurze Pause. "Ihr seht euch ziemlich ähnlich und deswegen..., deswegen bin ich immer so scheiße zu dir. Tut mir wirklich leid." "Ist schon ok!", sagte Lucie und versuchte aufmunternd zu klingen. "Ich hab ihr damals von meiner Vergangenheit erzählt", fuhr ich fort, "Sie hat das Wissen genommen und mich seelisch attakiert. Seitdem bin ich nur noch ein Wrack!" "Das tut mir leid!", murmelte Lucie. "Dafür kannst du ja nichts!", meinte ich und blinzelte eine Träne weg. "Warum denkst du jetzt eigentlich, dass wir uns ähnlich sind?", fragte Lucie schließlich zögernd.
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Hey Leute,
Jetzt hab ich schon insgesamt über 25.000 Wörter geschrieben in dieser Geschichte. Danke, dass ihr so fleißig lest. Ich hoffe, dass ich euch nicht enttäusche.
Eure
P.L
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Who are you?
Teen FictionJames, 16 Jahre, geht auf ein Internat. Eigentlich ist sein Leben perfekt, doch dann kommt diese Lucie und stehlt alles auf den Kopf. Sie ist definitiv nicht normal. Und ausgerechnet er muss sich auch noch um sie kümmern...