~James~
Hätte ich gewusst, was ich träumen würde, wäre ich lieber wach geblieben...
Ich stand auf einer Straße. Vor mir liefen zwei Gestalten. Die eine von den Beiden war mein altes Ich, die zweite meine kleine Schwester Ann
"James?", fragte das kleine Nervenbündel neben meinem alten Ich, welches mein Ich an seiner Hand hinter sich her zog, "Wann sind wir endlich da? Ich will nach Hause. Jonas wartet bestimmt schon auf uns. Außerdem wollte er noch mit mir spielen." Mein Ich lachte leise. "Hey", beschwerte sich Ann, "Hör auf zu lachen." Beleidigt blieb sie stehen. Mein Ich drehte sich gespielt genervt zu ihr um und baute sich vor ihr auf. "Jetzt hör mir mal zu! Hier wird nicht gebockt oder du spielst heute mit niemanden mehr, weil du den Rest des Tages deine vier Wände anstarren darfst", fuhr mein Ich sie böse an. "Du hörst dich an wie Mama", kicherte Ann und das böse Blitzen verschwand aus den Augen meines Ichs. Stattdessen grinste es über das ganze Gesicht. "Du solltest Schauspieler werden", meinte Ann von dieser Sache sehr überzeugt. "Und du Putzfrau", stichelte mein Ich sie an. "Du bist doof!", murrte sie. "Warum?", fragte mein Ich unschuldig und hob eine Augenbraue. "Pfff...", machte Ann und lief weiter. Mein Ich lachte heiter und lief hinter ihr her. Es fing sie ab und wirbelte sie durch die Luft. Erschrocken quitschte sie auf, wovon mein Ich nur noch mehr lachen musste. "Idiot", murmelte sie, als mein Ich sie wieder abgesetzt hatte. Mein Ich nahm wieder ihre Hand. "Komm! Lass uns noch ein Eis essen", schlug es vor. Sofort begann Ann zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Die Augen meines Ichs begannen zu leuchten, als es sie so sah. Wenige Minuten später saßen die Beiden lachend auf einer Parkbank. Ich wollte weglaufen. Ich wusste, was gleich geschehen würde. Warum konnte ich nicht einfach aus diesen Alptraum fliehen? Die Beiden standen wieder auf, als sie beide ihr Eis verspeist hatten. Bitte nicht! Ihr dürft da nicht hingehen! Lachend liefen die Beiden weiter durch den Park. Nein! Bleibt endlich stehen! Panisch versuchte ich die beiden festzuhalten, doch es ging nicht! "Wer als erstes an der alten Straße ist!", rief Ann und rannte los. Lachend lief mein Ich ihr hinterher. Mit Absicht ließ er ihr immer wieder einen Vorsprung. Nein! Hört auf damit! Bleibt endlich stehen! "Du kriegst mich nicht!", rief Ann und schaute ihn frech grinsend an. "Na warte!", erwiderte mein Ich. Nein! Hör auf! Bleib stehen! Du darfst nicht weiterlaufen! "Und wie ich dich kriege!" "Niemals!" Herausfordernd sah sie sich zu meinem Ich um. Schau nach vorne. Verdammt. Schau endlich nach vorne. Panik kam in mir auf. Ich wollte, dass nicht noch einmal sehen müssen. "Achtung!", schrie mein Ich, doch es war zu spät. Ann war ohne zu schauen auf die Straße gelaufen. Von links preschte ein Auto auf sie zu. Meine kleine Prinzessin starrte erschrocken das Auto an und wurde wenige Augenblicke später durch die Luft gewirbelt. Entsetzt blieb mein Ich wie angewurzelt stehen. Seine Augen wurden augenblicklich leer. "Ann!", brüllte es und rannte auf den Körper meiner Schwester zu. Das Auto machte kehrt und fuhr mit Affenzahn davon. Dieser Mistkerl. Erst jemanden anfahren und dann abhauen. "Ann, kannst du mich hören?" Panisch schüttelte mein Ich an ihrem blutüberströmten Körper. "Halt durch! Du darfst jetzt nicht sterben!" Tränen liefen über die Wangen meines Ichs. Ein Auto hielt neben meinem Ich und ein Mann stieg aus, Leon. "Was ist passiert?", fragte er schockiert durch den Anblick meines Engels. "So ein Typ hat sie angefahren?", brüllte mein Ich verzweifelt und mit einer Spur aus Wut und Hass. "Ich bring euch ins Krankenhaus!", entschied Leon ohne groß zu überlegen. Er hob Ann vorsichtig auf und plazierte sie in seinem Auto. Mein Ich stieg zögernd ein. Während der ganzen Fahrt, die ca fünf Minuten dauerte, hielt mein Ich Anns Hand. "Alles wird gut!", murmelte ich ihr zu. "James?", keuchte Ann und öffnete kurz ihre wunderschönen strahlend grünen Augen, "Danke! Du bist der tollste Bruder der Welt!" "Ann?" Panisch drückte mein Ich ihre Hand fester. "Mach keinen Scheiß! Hör auf damit! Du darfst jetzt nicht sterben! Ich brauch dich doch!" Verzweifelt umklammerte mein Ich Anns Hand. Leon hob Ann aus seinem Wagen und rannte mit meinem Ich so schnell es ging ins Krankenhaus. Eine Krankenschwester geleitete die Drei zur Notaufnahme. Dort empfing sie ein Arzt. "Haben sie einen Ausweis oder eine Versicherungskarte. Ohne das darf ich ich leider nicht operieren. Entsetzt sah mein Ich den Arzt an. Dieser Idiot. Seit wann ging Schreibkram vor Menschenleben? Zitternd holte mein Ich eine zerknitterte Aufenthaltsgenehmigung aus der Hosentasche und reichte sie dem Arzt. Der Arzt studierte diese kurz, gab sie meinem Ich zurück und stand auf. "Ich operiere keine Ausländer!" Mit diesen Worten öffnete er die Tür, um den Raum zuverlassen. "Bitte", schrie mein Ich, "Sie können sie doch nicht einfach sterben lassen." Doch der Arzt zuckte nur die Schultern. "Sie verdammter Mörder!", brüllte mein Ich. Tränen strömten über sein Gesicht. Weinend hielt es Ann in den Armen. "Das ist alles meine Schuld", schluchzte mein Ich. "Es ist nicht deine Schuld!", hauchte sie und schloss mit einem sanften Lächeln die Augen. "Ann!", brüllte mein Ich, "Nein! Bitte, du darfst nicht sterben! Ich brauch dich doch! Komm zurück, Ann! Aaann!"
Mit einem Ruck fuhr ich aus dem Schlaf. Wenige Sekunden später klopfte es an meiner Tür. "James?", drang Lucies fragende Stimme durch meine Zimmertür gedämpft zu mir durch, "Alles ok bei dir? Du hast irgendwas gebrüllt." Tränen liefen über meine Wangen. Ann! Warum nur? Warum musstest du bloß sterben? Warum nicht ich? "James?" Lucie klang langsam besorgt, "Hörst du mich?" "Es ist nichts! Geh wieder schlafen!", sagte ich und versuchte sicher zu klingen. Doch meine Stimme war gebrochen und zitterte. "Kann ich reinkommen?", harkte sie nach. "Nein!", murmelte ich, "Lass mich allein!" "Ich bin neben dir. Wenn doch noch was ist, dann klopf an die Wand oder ruf mich!", bot sie ihre Hilfe an. Ein paar Augenblicke später hörte ich ihre Tür zu gehen. Ungebremst ließ ich meine Tränen freien Lauf. Ann! Warum kannst du nicht wieder zurückkommen? Ich brauch dich doch!
So weinte ich mich in den Schlaf.☆☆☆☆☆
Heyo,
Da wäre mal wieder ein Kapitel. Eigtl wollte ich das gestern schon rausbringen, aber ich bin einfach eingepennt (Lachsmiley). Seit mir bitte nicht böse. Ich hoffe, euch hat das neue Kapitel gefallen.
Eure
P.LPS: Ann starb mit sieben. James war damals erst zwölf...
Mir ist gerade aufgefallen, dass das nun schon das zwanzigste Kapitel ist... :-)
Danke an alle fleißigen Leser, gerade an Felos259, und an alle die mich bei den 20 Kapitel imspiriert haben...
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Who are you?
Teen FictionJames, 16 Jahre, geht auf ein Internat. Eigentlich ist sein Leben perfekt, doch dann kommt diese Lucie und stehlt alles auf den Kopf. Sie ist definitiv nicht normal. Und ausgerechnet er muss sich auch noch um sie kümmern...