Kapitel 6

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Er schaute sich suchend um und ich glitt lautlos in den Schatten einer Litfaßsäule. Es würde schwer werden ihn umzubringen. Dieser Roger Feld war sehr vorsichtig und misstrauisch.

Nach einem weiteren misstrauischen Blick rückte er den Träger seiner Sporttasche zurecht und ging mit großen Schritten weiter. Der kurze Weg durch die dunklen Gassen war jetzt zu Ende. Hier war der perfekte Ort.

Ich drückte mich dicht an die Hauswand und der Schatten ließ mich mit ihr verschmelzen.

Wir waren in der vornehmen Villengegend, in der Mr Feld sein Haus hatte. Nach einem weiteren Blick verließ er mein Sichtfeld und ging den Weg durch seinen Vorgarten auf die große Haustür zu. Sie würde geöffnet und eine Frau trat heraus und küsste ihn. Er schulterte seine Tasche wieder und ging zu ihr hinein.

Als sich die Tür schloss entspannte ich mich. Ich ging den Weg zurück und setzte mich in meinen weißen Porsche.

Kurz schloss ich die Augen und lehnte mich in das weiche Leder zurück. Es war keine schwere Mission. Roger ging durch eine dunkle Gasse. Er war so gut wie tot. Aber trotzdem zog es irgendwie an meinen Nerven. Alles wurde gerade zu viel. Erst dieses Problem mit Miles, mein Ruf in der Agentur und dann noch dieses ständige Angst, dass die Polizei mich erwischen könnte und mich der Tod sozusagen auf der Schippe hatte.

Ich schlug mein Kopf auf das Lenkrad und wurde von einem Klingeln meines Handys unterbrochen. Ich zog es aus dem Handschuhfach und las die Nachricht von einer unbekannten Nummer.

»Hey hast du schon etwas herausgefunden Süße.«

Süße, dass sagte schon alles. Aber woher hatte Miles meine Nummer?

»Woher hat du meine Nummer?«

Ich musste keine zwei Minuten warten und schon kam eine weitere Nachricht von ihm.

»Mein Vater...«

Achso klar. Bin ich eigetlich dumm? Natürlich von seinem Vater.

»Achso...Nenn mich nicht Süße.«

Ich war echt genervt, kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Ich legte genervt mein Handy wieder ins Handschuhfach. Es vibrierte nochmal, doch ich ignorierte es erstmal.

Ich startete den Motor und fahre aus der Parklücke. Ich drehte den Wagen bremste abprubt ab. Ich riss meine Augen auf und bedankte mich bei meinen schnellen Reflexen.

Vor meinem Auto steht ein junger Mann und sein Blick ist geweitet. Ich hielt mir geschockt die Hände vor den Mund. Ich stieg aus dem Auto und auf den Mann zu.

»Omg! Tut mir soooo leid! Hab ich Sie verletzt? Tut mir so leid! Omg ich hab nicht aufgepasst«, ich war völlig aufgelöst.

«Hey hey«, er kam auf mich zu und legte mir beruhigend die Hände auf meine Oberarme, »Wir haben beide nicht aufgepasst, sind wir froh über Ihre guten Reflexe. Mir geht es gut! Ihnen auch Miss?«

Er schaute mir in die Augen. Er hatte dunkelblaue Augen. Wenn man hinein sieht könnte man gleich versinken. Er strahlte so eine Ruhe aus. Ich kam sofort runter.

»Ok gut...Ähhmm...Ja mir geht es auch gut. Nennen Sie mich doch Hazel. Und Sie sind?«

»Sam. Schön dich kennen zu lernen Hazel.«

Ich lächelte ihn an. Ein Hupen riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute nach hinten. Hinter meinem Wagen hatte sich ein lange Schlange von anderen Autos gebildet. Die Fahrer schauten mich sauer und genervt an.

»Oh ich sollte vielleicht mal fahren. Tschüss«, ich wollte schon gehen als er mich noch zurück hält.

»Kannst du mich mitnehmen?«, fragte er etwas verlegen und kratzte sich am Kinn.

Ich schaute ihn erst mal perplex ab doch das permanente Hupen ließ mich nicht lange überlegen. Schnell nickte ich und er stieg auf den Beifahrersitz. Ich drehte den Zündschlüssel und fuhr los.

»Wo willst du denn hin?«, ich warf ihm einen Blick zu.

Er sah gar nicht so schlecht aus.
Die blonden Haare hingen im spielerisch ins Gesicht und betonten seine dunkelblauen Augen. Unter seinem engen T-shirt zeichneten sich deutlich sein Sixpack ab und ich muss mich beherrschen nicht so auffällig dort hinzuschauen.

»Keine Ahnung ich wollte eigentlich nur weiter mit dir reden.«

Er wackelte mit den Augenbrauen und ich verdrehte die Augen.

Das Klingeln von meinem Handy ließ ihn auffahren. Er griff ins Handschuhfach und reichte es mir.

»Ein gewisser Miles«, hörte ich da Skepsis in seiner Stimme.

Ich schaute genervt an die Decke und fuhr an den Straßenrand in eine Parklücke.

»Was willst du? Wenn du nicht aufhörst mich anzurufen lege ich mir eine neue Nummer zu«, meine Stimme war genervt und Sam sah mich wartend an.

»Du hast mir nicht geantwortet! Was hast du herausgefunden?«, seine Stimme war wie immer und ich konnte das Grinse förmlich hören.

»Ich ruf dich später nochmal an. Ich kann jetzt nicht reden. Bin nicht allein.«

Ohne, dass er dazu kam noch etwas zu sagen, legte ich auf und steckte mein Handy in meine Arschtasche.

»Wer war das?«, fragte Sam während ich den Motor wieder startete und aus der Parklücke fuhr.

»Ein Arbeitskollege. Wir haben nicht unbedingt das beste Verhältnis, aber naja wir müssen zusammen arbeiten.«

Ich konzentrierte mich weiter auf die Straße und Sam sah gedankenverloren aus dem Fenster.

»Halt! Du kannst mich hier raus lassen.«

Ich trat wie eine Gestörte auf die Bremse und die Reifen quietschten, wenigstens war niemand hinter uns, der mich dumm anhupte.

»Hey! Dir ist niemand vors Auto gelaufen, was bremst du so hart?«, lachte er.

»Sorry. Hier?«, meine Stimme klang ein bisschen kratzig.

Er nickte und lächelte.

»Hier meine Nummer. Ruf mich an«, er gab mir einen Kuss auf die Wange und drückte mir den Zettel in die Hand.

Das Knallen der Tür, ließ mich aus meiner Trance fahren und ich schaute verwundert auf den Zettel. Wann hatte er den denn bitte geschrieben?Ich saß doch die ganze Zeit neben ihr.

Naja wie auch immer. Ob ich ihn anrufen würde, wusste ich noch nicht. Natürlich er war nett, aber eigentlich waren Bindungen in meinem Beruf nicht gerade das Beste. Obwohl, bei meinem Bruder klappte es doch auch. Er hielt es seiner Freundin nicht geheim und sie stand trotzdem weiterhin zu ihm.

Aber mein Bruder ist auch mein Bruder und der konnte sehr überzeugend sein. Für Auftragskiller war es am besten jemanden aus den eigenen Reihen zu haben, aber das war nicht so einfach. Denn es gab weitaus mehr männliche Killer als weibliche gab.

Einen aus den eigenen Reihen. Sofort schoss mir ein Bild von Miles in den Kopf. Man was dachte ich da nur? Miles war ein Arsch!

Aber warum machte ich mir Gedanken über feste Bindungen meine Tage waren sowieso gezählt.

Ich schüttelte den Kopf über meine eigenen Gedanken und fuhr los. Ich musste nochmal zur Agentur. Dann könnte ich auch gleich Ashlyn fragen ob wir mal wieder was zusammen unternehmen wollen. Wir waren keine richtigen Freundinnen, aber ich mochte sie und mit ihr Zeit zu verbringen war eigentlich auch immer ganz nett. Außerdem hatte ich für richtige Freundschaften gar keine Zeit. Oft genug hatten wir uns verabredet und dann musste ich absagen, weil ein Auftrag dazwischen kam.

Ich schmiss die Tür von meinem Auto zu und ging mit schnellen Schritten, auf die Eingangstür zu. Ashlyn saß nicht an der Rezeption und ich schaute verwundert auf mein Handy. Wir hatten tatsächlich schon neun Uhr, also für Ashlyn fast Feierabend. Mason musste sie früher weggeschickt haben.

Ich ging zu ihrem Schreibtisch und holte mir das an mich adressierte Päckchen heraus. Sie hatte mir geschrieben, dass es kommen würde, aber von wem es war konnte ich mir mal so gar nicht denken. ich schaute auf den Absender und schüttelte nur grinsend den Kopf.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als ich mit jemandem zusammenstieß.

A Girl A KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt