Kapitel 43

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"Ach und kannst du mir noch bitte ein paar Radieschen, Weintrauben und Äpfel mitbringen?" Fragte meine Mum schon zum dritten Mal.
"Ja, ich habe es ja schon verstanden."
"Gut. Und vergiss nicht noch das Paket abzugeben und noch ein paar Briefmarken zu holen" fügte sie hinzu.

Ich verdrehte meine Augen und verließ dann endgültig das Haus.
Sind eigentlich alle Mütter so oder nur meine?

Ich ging auf die Haltestelle zu und wartete dann einfach auf den Bus, welcher dann auch nur wenige Minuten später ankam.

Kurze Zeit später stieg ich dann aus und bewegte mich Richtung Penny und hoffte, niemanden aus meiner Klasse zu treffen.

Schnell packte ich alles ein, was meine Mum haben wollte, bezahlte und ging aus dem Laden.

Dann ging ich in schnellen Schritten zur Postfiliale, bis ich dann gegen einen Menschen lief. Ich wäre ja nicht Sam, wenn mir sowas nicht passieren würde. Innerlich würde ich mich jetzt zusammenschlagen für diese Dummheit.

Meine volle Tasche fiel zu Boden zusammen mit mir.
"Oh nein. Es tut mir leid. Ich wollte nicht" erklang eine männliche Stimme. Diese Person reichte mir seine Hand und zog mich nach oben.

Seine blonden Haare waren leicht gestylt und ein paar Strähnen fielen in sein Gesicht. Unter seinen strahlend grünen Augen befanden sich leichte Augenringe. Er sah sehr kaputt aus.

"Geht es dir Gut? Es tut mir so sehr leid" entschuldigte er sich schon wieder.
"Schon gut. Ist schließlich nicht nur deine Schuld" sagte ich freundlich und lächelte. Auf seinen Lippen bildete sich ebenfalls ein Grinsen, wodurch man seine perfekt weißen Zähne sah. Und was sehe ich denn da? Er hat ja leichte Grübchen und Sommersprossen.

"Darf ich vielleicht fragen wie du heißt?" Fragte er und fuhr ich durch die Haare.
"Sam. Und du?" Fragte ich mit einem Lächeln.
"Meine Freunde nennen mich einfach Kay." Er ging in seine Knie und sammelte alle meine Produkte ein und gab mir dann meine Tasche.

"Wohin gehst du denn eigentlich?"
"Zur Postfiliale" antwortete ich und zeigte ihm das Paket.
"Achso. Hast du vielleicht Lust auf ein Eis?" Fragte er und zeigte auf die Eisdiele.
"Klar. Muss aber erstmal das Paket abgeben" sagte ich und ging schon mal los.

"Warte! Ich komme mit!" Rief er und lief wieder auf mich zu und nahm mir meine Tasche ab.
Ich guckte ihn nur verwirrt an, während er charmant lächelte.

Nachdem ich das Paket abgegeben habe, gingen wir zusammen zur Eisdiele.
"Als eine Wiedergutmachung bezahle ich für dich" sagte er grinsend.
"Aber du hast doch gar nichts gemacht" sagte ich lachend.
Dann spürte ich einen ganz leichten Schmerz an meiner Schulter.
"Jetzt aber." Sein Grinsen blieb weiterhin vorhanden.

Zusammen setzten wir uns dann auf eine Bank und begannen uns fragen zu stellen.
"Darf ich fragen, wie alt du bist?" Fragte ich.
"20 und Du?"
"17. Werde aber in paar Monaten 18."
"Und ich in paar Monaten 21" sagte er lächelnd.

"Und was machst du so in deiner Freizeit?"
"Motorrad und Skateboard fahren und kochen."
"Du kochst?" Fragte ich unglaubwürdig.
"Klar" antwortete er lachend.
"Und machst du freizeitlich?"
"Spazieren zurzeit am liebsten" antwortete ich lächelnd.
"Spazieren also? Bist du schon mal auf einem Motorrad gefahren?" Fragte er dann und grinste frech.
"Ne noch nicht" gab ich ehrlich zu.
"Hast du Lust?"
"Wäre schon toll" stimmte ich lächelnd zu.

Er grinste und erhob sich. Erst jetzt fiel mir auf, wie schlicht sein style ist. Ein ganz normales weißes T-shirt mit einer leicht hochgekrempelten schwarzen Jeans und Sneaker von Nike. Er ist übrigens ungefähr 1,5 Köpfe größer als ich.
Auf seinem Nacken befand sich jedoch eine riesige Narbe, die quer durch seinen Nacken ging. Und sie war wirklich sehr lang. Ich sage mal ungefähr die Länge eines normalen Liniales. Er muss wohl was schlimmes erlebt haben.

Langsam näherten wir uns seinem in der Sonne blau schimmernden Motorrad, das echt schön war.
Er zog mir so'n Helm auf und guckte mich an.
"Du musst dich an meinem Rücken dann festhalten. Keine Sorge, du wirst schon nicht rausfallen" erklärte er es mir lachend und setzte sich hin.

Wenige Sekunden später befand ich mich auch schon auf meinem Platz und schlang meine Hände um seinen Rücken, wobei ich sagen muss, dass wir relativ nah aneinander saßen. Wir kennen uns gerade mal vielleicht 20 Minuten und schon sitze ich auf seinem Motorrad. Sein Motor heulte auf und wir fuhren los.

Dieses Gefühl ist einfach unglaublich. Man fühlt sich so frei irgendwie und auch, wenn ich Kay nicht lange kenne, fühlt es sich irgendwie dennoch so an, als kannten wir uns schon ewig.

Die Fahrt verging meiner Meinung nach viel zu schnell. Schon befanden wir uns da, wo wir eingestiegen sind.

Ich stand auf und nahm mir diesen Helm ab. Meine Haare sahen aus, als wäre ich eben aufgewacht. Ohne lange zu überlegen holte ich mir meine Haarbürste raus und kämmte mir meine Haare.

Nachdem Kay etwas an seinem Handy gemacht hat, stieg er ebenfalls aus und nahm sein Helm raus. Seine blonden, übrigens gelockten Haare, standen so wie meine in alle Richtungen ab. Schnell richtete er sie wieder.

"Und? Hat es dir gefallen?" Fragte er und setzte ein chelmisches Grinsen auf.
"Du fragst noch? Es war unglaublich" schwärmte ich los.
"Wenn du willst, kann ich dich irgendwann noch an schöne Plätze fahren. Du magst ja Spaziergänge."
"Das wäre so toll" sagte ich lächelnd, während er sich lässig an seinen Motorrad lehnte.

"Soll ich dich nach Hause fahren?"
"Ne, brauchst du nicht. Wohne nicht so weit von hier."
"Achso. Sollen wir vielleicht unsere Nummern noch schnell austauschen?"
"Stimmt. Klar!"

Nachdem wir unsere Nummern ausgetaucht haben und uns mit einer Umarmung verabschiedeten, ging ich zum Bus, der zum Glück sofort kam.

Irgendwann um halb 9 war ich dann auch Zuhause.
"Da bist du ja endlich! Warum hat das so lange gedauert? Hast du alles gekauft, was ich brauche?" Ballerte mich meine Mum mit Fragen voll.
"Ja, ich habe alles" gab ich genervt von mir und hab ihr die Tasche mit den Produkten.

"Danke, mein Schatz. Was würde ich nur ohne dich machen?"
Und schon musste ich automatisch Lächeln.

Nachdem ich dann auch gegessen habe, spürte ich mein Bett unter mir und fiel in das Land der Träume.

Liebe und ich? NIEMALS! Oder doch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt