Ich treibe das Pferd unter mir weiter an. War ich zu böse? Hätte ich netter sein sollen? Ich mein im grunde hat er mir hilfe angeboten! Doch ich schüttle nur meinen Kopf. Meine Hände kralle ich noch mehr in die schwarze Mähne und die Landschaft zieht nur so an mir vorbei. Nach einiger zeit sehe ich schon von weitem die Rauchfahne des inzwischen komplett abgebrannten Dorfes. Vor dem eigentlich nur noch aus Asche bestehenden überresten halte ich das Pferd an und springe von seinem rücken. Ich muss zuerst sehen wie viele gräber ich schaufeln muss. Ich glaube nämlich nicht dass die körper den brand so gut überstanden haben. Ich schlucke und gehe dann langsam in mein ehemaliges zuhause. Ich untersuche jede rußstätte und jeden aschehaufen. Am ende bin ich voller Dreck und habe gerade mal zwei einigermaßen erhaltene Körper gefunden. Den von Kat und den des kleinen Elias. Vorsichtig nehme ich Kat's Körper hoch und lege ihn mir wie einen Kartoffelsack über die recht schulter. Ihr schlaffer Körper schwingt bei jedem schritt hin und her und ich muss mir ein erneutes aufheulen verkneifen! Links halte ich Elias in meinem Arm und gehe dann auf meinen nachdenkhügel. Sanft lege ich die beiden ab und sehe dann eine schaufel an einem Baum lehnen. Ein kurzes lächeln zuckt über meine Lippen. Sebastian ist wohl doch hier. Aber er hat genügend anstand sich nicht blicken zu lassen! Ich nehme die schaufel und habe nach einer halben stunde zwei gräber ausgehoben. In das größere lege ich Kat und in das kleinere kommt Elias hinein. Ich beisse mir auf meine unterlippe, während ich ihre Körper mit Erde bedecke. Als ich damit fertig bin suche ich steine und lege sie auf einen Haufen. Zu jedem stein den ich hinlege sage ich den Namen eines verstorbenen. Sogar dem ungeborenen von Elli widme ich einen stein, auch wenn es noch nicht wirklich das licht der welt erblickt hat. Es hat sich ein ziemlicher Berg angesammelt und ich setze mich vor die drei denkmäler. "Hätte ich nur jemand anderes geschickt um einen arzt zu holen. Hätte ich nur einen fluchtplan ausgearbeitet der einen extra fluchtweg beinhaltet! Wäre ich nur bei euch geblieben... Ich hätte wenigstens ein paar von euch retten können!" wieder laufen mir die Tränen hinab und tropfen auf den verkohlten boden. Erinnerungen an die guten Tage fallen mir ein. Zum beispiel wie Jakob und Annelise sich um ein stück brot gezankt haben und Greta es sich dann wortlos geschnappt und gegessen hat! Oder als einmal Kathrin versucht hat mich zu beklauen und dann bei der flucht auf ihren Hintern gefallen ist! Trotz der Tränen bringe ich ein lächeln zustande. Mit dem traurigen lächeln stehe ich auf und sehe ein letztes mal auf die Gräber. "Und esst euch dort satt wo auch immer ihr seid klar? Das ist meine letzte Amtshandlung als... euer Chef..." sage ich mit brüchiger Stimme und drehe ihnen nun meinen rücken endgültig zu. Die schaufel nehme ich wieder in die Hand und ich gehe zurück zu dem Pferd. Schon von weitem sehe ich Sebastian neben dem braunen stehen und ich atme tief durch. Ich drücke ihm die schaufel in die Hand. "Danke..." sage ich und er verbeugt sich. "Stets zu Diensten." Ich schwinge mich wieder auf das Pferd und treibe es zu einem langsamen schritt an. Der Butler geht schweigend neben mir her. Aufrecht sitzend beobachte ich den schwarzhaarigen aus meinem Augenwinkel. "Ihr traut mir nicht. Nicht wahr?" Er sieht mich an und ich blicke zurück. "Kein stück." meine ich und er nickt. "Wenn wir beim anwesen sind werde ich sofort veranlassen euch ein Bad einzulassen!" sagt er und ich schüttle nur den Kopf. "Ich werde mir nur anhören was dein junger Herr zu sagen hat und dann werde ich wieder verschwinden. Ich muss... etwas herausfinden." meine monotone stimme überrascht mich, war ich vor ein paar Minuten doch noch so voller trauer! Schon von weitem sieht man das Dach des Gebäudes und ich verkrampfe mich ein bischen. Ich weiss immer noch nicht was hier los ist! Ich klaue seine sachen und er lädt mich ein? Ich treibe das Pferd zu einem trab an und sehe, dass Sebastian locker mithalten kann. Die frage ist nur wie lange...? Ich grinse in mich hinein und schon sind wir vor dem Anwesen. Schnell springe ich von dem rücken des braunen und führe ihn zurück an die kutsche, die zu meiner überraschung immer noch dasteht, wo ich sie zurückgelassen habe! Mit einem nicken zum Kutscher spanne ich das Pferd wieder ein und klopfe ihm auf den Hals. Ein schnauben ertönt. "Ihr zwei seid ziemlich schnell wieder hier! Sehr gut!" Ich drehe mich um und sehe den jungen Herren. Sebastian steht neben ihm und verbeugt sich. Der blauhaarige junge mit der Augenklappe sieht mich an. "Wenn ihr mir bitte folgen würdet!" Und schon dreht er sich um. Misstrauisch sehe ich ihm nach und folge zögerlich. Die eingangshalle ist RIESIG! Erstaunt bleibe ich stehen und vergesse für einen augenblick das geschehene. Ein räuspern lässt mich blinzeln und ich sehe einen amüsierten Sebastian. "Hier entlang Miss!" sagt er und ich folge ihm, diesmal ohne von dem gesamten Prunk und glanz vereinnahmt zu werden! Da bleibt er plötzlich stehen und ich habe ebenfalls rechtzeitig bremsen können, ansonsten wäre ich wohl in ihn hineingelaufen! "Bitte hier herein!" freundlich lächelnd hält er mir die Tür auf und ich sehe den kleinen kerl an einem schreibtisch sitzen, der nicht unbedingt von der größe her zu ihm passt. Doch ich bleibe still, denn ich habe auf der straße gelernt wann ich meine Klappe zu halten habe! "Setzt euch!" er bietet mir einen stuhl an doch ich lehne ab. "Nein danke. Ich stehe lieber." Mit einem Blick, den ich nicht wirklich deuten kann nickt der kleine und sieht mich dann direkt an. Ich blicke gurück in sein Auge und seufze dann auf. "Und wieso bin ich jetz hier?"
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Ein kleines übel...
FanfictionSera ist seit frühester Kindheit ein waisenkind und lebt auf der straße. Sie begnügt sich damit zu stehlen und raubt nur die reichen leute aus. "Ein weiblicher Robin Hood!" sagen einige, doch dass ist ihr egal. Das einzige was sie beschäftigt ist di...