Kapitel 21

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Statt unterricht von Ciel kriege ich bis spät in die Nacht unterricht von May, die mir beibringt wie ich richtig zu gehen habe ohne dass ich auf die nase fliege oder wie ich mich richtig hinzusetzen habe. Kurz vor Mitternacht nickt sie zufrieden. "Das grundlegende habe ich dir beigebracht! Solltest du morgen noch irgendwelche fragen haben dann frag einfach! Ich bin immer für dich da!" Sie hilft mir noch schnell aus dem kleid und nur mit einer unterhose und dem verband bekleidet lasse ich mich in das Bett fallen. "Ich will den morgigen Tag einfach nur überleben!" seufze ich und May lacht. "So wie ich den jungen Herrn kenne wird er sich hüten dich zum Tanzen aufzufordern oder auch nur eine Gestalt an dich heranlassen die das versuchen KÖNNNTE!" "Ich hoffe..." murmle ich und May verabschiedet sich. Sie schließt die Tür hinter sich und ich lege mich richtig auf das Bett. Die decke zieh ich bis zu meinem Kinn und sehe dann an die Decke. "So viel ist passiert... Viel zu viel..." flüstere ich zu mir selbst. Ich seufze und drehe mich auf die Seite, mit dem Rücken zur Tür. "Ich bin mir nichtmal sicher ob ich alles verarbeitet habe..." murmle ich und spüre plötzlich eine Anwesenheit hier! Ich richte meinen Oberkörper auf und starre angestrengt in die dunkelheit. "Ich bin es nur!" kommt Sebastian's stimme und ich entspanne mich ein wenig. "Was machst du hier... Und vor allem: wie bist du hier reingekommen?" Wortlos geht er auf das Bett zu und tritt in den schein des Vollmondes, der hell in mein Zimmer scheint. Sein weg führt ihn dann an dem Bett vorbei auf die andere seite. Das weiße Mondlicht strahlt ihm nun in sein Gesicht und er setzt sich an die Kante des Bettes. Besorgt sehe ich ihn an und rutsche dann zu ihm hin, darauf achtend dass die decke nicht verrutscht. Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine schulter. "Alles okay? So verhältst du dich normalerweise nicht...!" er zuckt kurz zusammen und sieht mich dann an. "Nach alledem was dir passiert ist fragst du MICH wie es MIR geht?" Ich sehe ihn verwirrt an. "Na klar... Wieso nicht?" Sebastian dreht sich zu mir und ich nehme meine Hand von seiner schulter. "Weil du diejenige sein solltest die gefragt werden muss ob alles okay ist!  Deine komplette Familie wurde ausgelöscht! Dein ganzes Lebenswerk zerstört!" Überrascht sehe ich ihn an. Auch wenn er nicht der Typ dafür ist, ist er gerade ein bischen am ausflippen. "Komm her..." sage ich und klopfe neben mich. Sebastian nickt und setzt sich dort hin. Wortlos umarme ich ihn. "Es ist alles in ordnung. Ich habe mit der trauer abgeschlossen. Mir geht's gut okay?" Erst erstarrt er, doch dann nickt er und legt seine Arme ebenfalls um mich. Ich lege meinen Kopf auf seine schulter und streiche seinen Rücken hoch und runter. "Und mach dir jetz keine sorgen wegen mir... Ich bin doch schon ein großes Mädchen!" kichere ich und lasse ihn los. Meine Hand lege ich an seine Wange und sehe ihm tief in die Augen. "Alles wieder okay?" Stumm nickt er und ich lächle ihn an. Da spüre ich plötzlich seine Hand auf meiner. Trotz des Handschuh's ist es warm. Verdutzt sehe ich zu ihm auf und er schließt kurz die Augen. Dann öffnet er sie wieder, nimmt vorsichtig meine Hand und legt sie in meinen Schoß. "Entschuldige die Störung. Du musst für morgen ausgeruht sein, denn die Feier wird zwar nachmittags beginnen, jedoch erst spät abends enden!" Ich nicke und Sebastian steht auf. "Kann ich dann morgen wenigstens ausschlafen?" frage ich grinsend und er muss kichern. "Ich werde sehen was sich tun lässt. Und jetzt schlaf gut Sera!" "Gute nach Sebastian!" lächle ich und er verschwindet aus dem Zimmer. Etwas verwirrt sehe ich meine rechte Hand an. Dann schüttle ich den Kopf und lege mich in das Bett. Wenig später bin ich im Land der Träume.

"Sera! Wach auf! Es ist schon Mittag!" grummelnd mache ich die Augen auf und richte meinen Oberkörper verschlafen auf. "Wir müssen uns beeilen! Du musst sofort in das kleid! Ich mache dir dann die Haare und gebe dir den Schmuck!" Wie ein zombie bewege ich mich, ohne wirklich darüber nachzudenken. Wie Ferngesteuert ziehe ich das Kleid an und lasse mir von May die Haare kämmen. Groß was machen kann man so oder so nicht damit, denn für komplizierte hochsteckfrisuren sind sie schlicht zu kurz! Stattdessen steckt sie mir einen Haarreif auf und trappiert meine Haare, damit es ihrer meinung nach gut aussieht. Auch legt sie mir eine Halskette um, dessen anhänger ein dunkelblauer stein ist und in der einfallenden Mittagssonne glitzert. Panisch reicht sie mir meine schuhe und ich schlüpfe hinein. "Und jetzt nichts wie ab zum jungen Herrn! Er wartet schon ungeduldig und soweit ich weiss sind die ersten Gäste auch schon eingetroffen!" Sie zieht mich hinter sich her und schleift mich in den großen Eingangsbereich. Augenblicklich werde ich von allen seiten angestarrt und ich lächle höflich. Dann mache ich einen knicks, wie May ihn mir gestern gezeigt hat. "Ich entschuldige mich höflichst für das warten werte Damen und werte Herren!" ich bekomme anerkennendes nicken und schon gehen die gespräche weiter. Wäre ich nicht hier wäre ich gerade sowas von erleichtert an der Wand hinunter gerutscht! Stattdessen richte ich mich noch einmal richtig auf und nicke den freundlich grüßenden Gästen zu, bis ich Ciel sehe und mich zu ihm begebe. Dieser steht gerade bei einem blonden mädchen mit langen Haaren und einem wunderschönem kleid! Er bemerkt mich bevor ich ihn begrüßen kann und lächelnd dreht er sich um. "Hallo Schwesterherz! Darf ich vorstellen:" er deuten auf die Blonde neben sich. "Das ist Lady Elizabeth Ethel Cordelia Midford! Meine Verlobte und unsere Cousine!" Die blonde lacht und winkt ab. "Nennt mich Lizzy! Schön die bekanntschaft eines neuen Familienmitglieds zu machen!" Ich lächle sie an und nicke ihr dann zu. "Freut mich auch eure bekanntschaft zu machen! Ich heiße Sera! Und entschuldigt die verspätung!" Ich lege verlegen meinen Kopf auf die seite. "Ich bin noch nicht lange hier und habe mich in diesem riesigen Anwesen verlaufen! Zum glückt hat May...lene mich gefunden und hier her gebracht!" sage ich und ernte ein Lachen von Lizzy. "Ich glaube euch! Das hier ist wirklich riesig!" Plötzlich steht Sebastian hinter mir und ich verkneife mir den reflex mich umzudrehen. Ich soll mich hier normal benehmen! "Werte Dame? Ich habe hier ein Getränk für euch!" meint er und 'überrascht' drehe ich mich um. "Vielen Dank Sebastian!" sage ich und er verbeugt sich. Das Tablett hält er in meine Höhe und ich nehme das glas vorsichtig zwischen meine Finger. Und schon ist der Butler wieder verschwunden. "Ich gehe noch ein paar Gäste begrüßen! Amüsiert euch beide!" und auch Ciel verschwimmt in der Menschenmasse. Oh geliebter Bruder... Das kriegst du alles zurück!!
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Ein kleines übel...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt