Kapitel 9

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Still reiten wir nebeneinander her. Von aussen muss es komisch aussehen. Ein Butler und ein Landstreicher reiten ohne sattel oder zaumzeug nebeneinander. Der butler hat ein normales und der landstreicher ein edles Pferd. Mit diesen Gedanken lenke ich mich von meiner Trauer ab. "Sebastian?" Er sieht mich an. "Danke dass du mich aus dem Feuer gerettet hast. Ich war da wohl etwas..." verlegen kratze ich mich am Hinterkopf und drehe meinen kopf zu ihm. "neben der spur würde ich sagen!" Er lächelt freundlich. "Ich habe nur einen Befehl ausgeführt. Bedanke dich lieber beim jungen Herrn!" Ich mustere ihn. "Du siehst dich zwar als werkzeug... Aber trotzdem danke! Schließlich hast DU mich aus den Flammen getragen und nicht der Earl!" kurz zuckt er zusammen. "Gerngeschehen." meint er dann zögerlich und ich nicke zufrieden. "Na geht doch!" Plötzlich grummelt mein Magen und ich sehe peinlich berührt auf meinen Bauch. Urgs... Ausgerechnet jetzt?! "Mir düngt das jemand DOCH hunger hat anstelle der vorherigen behauptung!" Ich sehe Sebastian langsam an und kralle meine Hände in die Mähne meines Pferdes als ich seinen gesichtsausdruck sehe! Er lächelt zwar freundlich aber ich kann die dunkle Aura um ihn herum schon fast greifen! Ich schlucke und versuche dann schnell eine Ausrede zu finden! "Ich... Ähm... Hehe..." stammele ich vor mich hin und versuche seiner Todesaura noch irgendwie zu entkommen! Er atmet einmal tief durch und lässt seinen Wallach angalloppieren. Wortlos folge ich. Ouh scheiße... Mit einem unguten gefühl reite ich hinter ihm her und wir kommen zu dem anwesen zurück, von dem ich ja irgendwie... 'geflohen' bin. Er bremst sein pferd und steigt ab. Ich tue es ihm gleich und springe von meinem Hengst, der neugierig die umgebung betrachtet. "Ich versorge die Pferde. Ihr wartet hier!" Sebastian verbeugt sich und ich verschränke die Arme. "Wie war das mit dem duzen?" frage ich leise und bekommen nur einen blick, der zuerst mir und dann jemand hinter mir gilt. Aha... Der Earl steht hinter mir... Ich lächle kurz als stummes einverständnis und drehe mich dann zu dem 'Jungen Herrn' um. "Wie ich sehe hat mein Butler wieder mal sein 'Verhandlungsgeschick' unter beweis gestellt!" Ich nicke ihm zu. "Er ist recht... Überzeugend wenn er will. Da muss ich euch recht geben!" Plötzlich tut er etwas, was ich ihm nie zugetraut hätte. Er LÄCHELT!! "Kommt herein! Es gibt gleich Abendbrot und ich möchte dass ihr an meiner seite speist!" Verwirrt sehe ich ihn an. "Das... würde ich nur zu gerne Earl Phantomhive. Aber ich habe keine Ahnung wie man sich bei Tisch benimmt. Ich habe einmal einen Platz gesehen auf dem mehr Besteck lag als ich auf einmal überblicken konnte. Ich fürchte ich wäre heillos überfordert! Ausserdem habe ich nicht wirklich die richtige kleidung dafür!" etwas verlegen sehe ich an mir hinunter. "Seit wann so schüchtern und politisch?" Ich zucke zusammen. Erwischt! "Seit mir klar geworden ist dass ich ohne eure hilfe das feuer nicht überstanden hätte und ich vielleicht etwas..." ich suche nach einem passenden wort. "Idiotisch?" versucht mir der Earl zu helfen und ich nicke. "Das wort beschreibt mich ganz gut...! Also ja... ich war extrem idiotisch und undankbar..." Er seufzt. "Nun gut. Entschuldigung angenommen! Ihr hattet ja auch einen ziemlich..." nun ist er an der reihe nach einem wort zu suchen und ich helfe. "Beschissen?" Er nickt. "Ihr hattet einen ziemlich beschissenen Tag!" Ich lächle ihn an. "Schön dass wir uns in der hinsicht einig sind!" Ich folge dem jungen nach drinnen und begegne dem Hausmädchen, welches immer noch am polieren der Vase ist. Als sie sich umdreht stößt sie mit ihrem Ellbogen an das Tischchen auf dem die Vase steht und es kippelt gewaltig! Automatisch springe ich wieder auf den Boden und kann das kostbare Dekostück gerade noch sie mit den Fingerspitzen auffangen! "Puh! Das war nummer Zwei!" lache ich und richte mich auf. "Es tut mir so leid werte Dame! Dass ihr euch schon wieder hinschmeissen musstet um ein unglück zu verhindern!" sie wird ganz rot und ich lege ihr wie gestern die Hand auf die Schulter. "Ist doch nichts passiert! Diesmal bin ich sogar sauber! Das heißt du musst nichteinmal dreckschlieren von mir wegputzen!" ich lächle sie an und stelle dann die Vase vorsichtig zurück auf ihren Platz. "Oh es tut mir ja so leid!" entschuldigt sie sich immer wieder und verbeugt sich mehrmals! "Es... Es ist doch gut!" versuche ich sie zu beruhigen. Mit der ganzen unterwürfigkeit kann ich immer noch nicht viel anfangen! "Maylene! Kümmere dich mit Bard um das essen! Wir haben einen Gast! Aber bitte irgendetwas einfaches!" "Ein stück brot reicht völlig aus!" sage ich und hebe abwehrend die Hände. Doch der Earl schüttelt nur den Kopf. "Nein! Ihr seid unser Gast! Und als solcher gebietet es der anstand dass ich als Gastgeber euch ein gutes Mahl anbiete!" "Aber ich habe schon ewigkeiten nicht mehr als ein Stück Brot am Tag gegessen! Ich würde nicht viel Essen können! Und der rest der übrigbleibt kann man doch nicht so einfach wegschmeissen! Das wäre reine Lebensmittelverschwendung!" Der junge seufzt und schüttelt den Kopf. "Ihr habt noch viel zu lernen wenn ihr hier bei mir bleibt!" Ich erstarre. "Hab ich mich grad verhört? Ich soll HIER bleiben?!" Er nickt und ich bleibe fassungslos stehen. Aber... Ich muss doch die schweine finden die meine Familie getötet hat! Ich kann doch jetzt nicht aufgeben! Ich weiss wo ich weitersuchen muss! Wie komme ich hier am besten weg? "Miss?" ich blinzle kurz und sehe dann auf den Earl. "Tut mir leid... Ich... Das ist einiges auf einmal...!" murmle ich und er nickt verständnissvoll. "Maylene? Bitte zeige Ihr Ihr Zimmer! Ich habe dir ja gesagt dass du eines herrichten solltest!" "Natürlich junger Herr!" Sie verbeugt sich und achtet dabei drauf nicht in die nähe der Vase zu kommen. Dann sieht sie mich an und verbeugt sich nocheinmal. "Wenn ihr mir bitte folgen wollt!" Etwas überfordert bleibe ich stehen und bekomme dann einen kleinen stupser von dem Earl. "Danke..." flüstere ich ihm zu und schließe dann zu Maylene auf. Wortlos folge ich ihr und präge mir dabei den weg ein. Wenn ich bedenke dass der Earl hier mit nur ein paar angestellten wohnt... Wir wären alle hier unter gekommen! Da bleibt die Brillenträgerinn stehen und öffnet eine Tür. "Das hier ist euer schlafgemach werte Dame!" meint sie und verbeugt sich wieder. Staunend trete ich ein und sehe mich mit offenem Mund um!
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Ein kleines übel...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt